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Fußball regional
Corona: Endlich rollt der Fußball in der Region wieder
Mindestens bis 1. September ist die Fußball-Punkterunde in Bayern unterbrochen. Warum es manche Vereine schon jetzt zurück auf den Platz zieht - aber die Mehrheit nicht.
Penibel achten die Schernauer Spieler auf entsprechenden Abstand. Steffen Bischoff (vorne), Jonas Zink (mitte) und Bernd Neubauer (im Hintergrund) passen sich Bälle zu.
Foto: Alexander Rausch | Penibel achten die Schernauer Spieler auf entsprechenden Abstand. Steffen Bischoff (vorne), Jonas Zink (mitte) und Bernd Neubauer (im Hintergrund) passen sich Bälle zu.
Alexander Rausch
 und  Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 16.02.2024 14:20 Uhr

Die Schernauer Kicker lachen, feixen, fachsimpeln über aktuelle Themen. Die Stimmung auf am Sportplatz am frühen Donnerstagabend im Dettelbacher Ortsteil ist gelöst. Den Spielern des A-Klassisten ist die Freude über die Wiederaufnahme des Trainings anzumerken. Um kurz nach 19 Uhr ruft Steffen Bischoff die anwesenden Spieler – es sind immerhin elf – zusammen. Ruhe kehrt ein. Mit ernster Miene weist er nochmals eindringlich auf die Einhaltung der Richtlinien hin und teilt die Spieler in Kleingruppen ein. Es sind die gleichen, wie bereits am Dienstag, als sich die Schernauer erstmals trafen.

"Für uns war bereits am vergangenen Wochenende nach der Bekanntmachung des Verbands klar, dass wir das Training umgehend wiederaufnehmen", sagt Schernaus Vorstand Michael Winterstein. Schließlich hätten sich die Spieler seit der Aussetzung nicht mehr gesehen. Zudem wolle der Sportclub damit die Bindung zum Verein aufrechterhalten, die Spieler bei Laune halten. "Wir möchten vermeiden, dass die Jungs die Lust am Fußball verlieren. Deshalb haben wir die Chance genutzt, auch damit sie sich sehen", erklärt Winterstein.

Daher überwiegt die Freude der Schernauer Spieler, wieder gemeinsam auf dem Platz stehen, selbst wenn die Umstände und Trainingsgestaltung gewöhnungsbedürftig sind. Mehrmals ist der Satz zu hören, dass das mit richtigem Fußballtraining nichts zu tun habe. Denn die Spieler dürfen sich weder gemeinsam in der Kabine umziehen noch hernach im Vereinsheim duschen, sondern sie müssen auch einzeln den Platz betreten und sich ihre Hände desinfizieren. Dafür hat Winterstein vor dem Platz einen Tisch mit Desinfektionsmittel und Papierhandtüchern aufgestellt, neben dem eine Tafel mit den Richtlinien steht. Auf dem Feld selbst achten die Spieler stets auf den nötigen Mindestabstand. "Wir halten uns streng an die Vorschriften. Schließlich wollen wir auch in den kommenden Wochen weiter trainieren", achtet Winterstein, der auch Corona-Beauftragter des Vereins ist, auf die strikte Umsetzung.

Der Vorsitzende und Corona-Beauftragte der SC Schernau, Michael Winterstein, desinsfiziert sich am Sportplatz. Direkt daneben ist die Tafel mit allen Anweisungen zu sehen, die Winterstein den Fußballern des Vereins vor jeder Einheit mit Nachdruck ans Herz legt.
Foto: Alexander Rausch | Der Vorsitzende und Corona-Beauftragte der SC Schernau, Michael Winterstein, desinsfiziert sich am Sportplatz. Direkt daneben ist die Tafel mit allen Anweisungen zu sehen, die Winterstein den Fußballern des Vereins ...

Laut Übungsleiter Müller schränke vor allem der Mindestabstand die Trainingsgestaltung ein. Vier Stationen hat er mit Steffen Bischoff vorbereitet. Einen Laufparcour, eine Passübung, einen Zirkel und einen Torschuss aufs Mini-Tor. Nach rund 15 Minuten rotieren die Kleingruppen, die nicht durchgewechselt werden, eine Station weiter. "Der Aufwand und die Vorbereitung sind zwar größer, aber ich erachte es als sinnvoll, wieder zu trainieren. Denn es geht vor allem um das Zwischenmenschliche, um den sozialen Aspekt", findet Müller, dessen Jungs freiwillig kommen dürfen, ehe im Juli die richtige Vorbereitung starten soll.

Ähnlich wie die Schernauer Verantwortlichen sieht es auch Tobias Kreißl, Mannschaftsverantwortlicher des SV Maidbronn. Auch der Kreisligist stand am Mittwoch auf dem Platz. "Ich finde es für die soziale Bindung wichtig, auch wenn wir auf Begrüßungsrituale verzichten müssen. Wir halten uns strikt an den Leitfaden. Bei Verstößen wird das Training umgehend wieder ausgesetzt", so Kreißl, der es trotz aller Einschränkungen für eine gute Sache hält. Die monotonen Straßen- und Waldläufe hängen ihm nämlich schon zum Hals heraus, ist er ehrlich.

Zum Hals hängen die ständigen Läufe wohl auch vielen anderen Kickern heraus. Doch im Gegensatz zu Winterstein und Kreißl hält der Großteil der Vereinsverantwortlichen die Richtlinien für nicht umsetzbar, so wie beispielsweise Helmstadts Pressewart Christian Sührer: "Die Vorgaben sind kaum zu erfüllen. Einen Corona-Beauftragten zu finden, ist die erste Hürde." Auch die Gemeinde hätte noch nicht zugestimmt. Unabhängig davon hält Sührer nichts davon, wieder zu trainieren. Schließlich machten die Kontaktbeschränkungen richtiges Training nahezu unmöglich.

Vier Monate nur Training sind zu lange

Ein weiteres Argument dagegen sei, dass die Saison frühestens im September fortgesetzt werde. "Vier Monate Training halten wir für zu lange", führt der Funktionär an und bläst damit ins gleiche Horn wie Ruppertshüttens zweiter Abteilungsleiter Jörg Albert. Die Verantwortlichen hätten zwar einen Re-Start in Erwägung gezogen. Auch Trainer Christian Weikinger hatte sich Gedanken über die Umsetzung der Richtlinien gemacht.

Aber letztlich entschied die Vereinsführung nach längerem Abwägen, das Sportgelände weiterhin, selbst für Freizeitaktivitäten, zu sperren. Die Vorbereitungszeit sei einfach zu lange. Überdies sei es ein Kostenfaktor, den der Verein nach den Einbußen der vergangenen Monate vermeiden möchte. Denn die Germanen hatten zuletzt einiges in ihre Infrastruktur und Rasenpflege investiert. So strebt der A-Klassist, ebenso wie Helmstadt und viele andere einen Re-Start rund sechs Wochen vor Wiederaufnahme an. Alles andere ist aus Alberts Sicht nicht darstellbar und nicht sinnvoll.

Vorerst nicht zum gemeinsamen Kleingruppen-Training ruft FC 05-Trainer Tobias Strobl.
Foto: PresseFoto Evans / EvRy | Vorerst nicht zum gemeinsamen Kleingruppen-Training ruft FC 05-Trainer Tobias Strobl.

Auch in Schweinfurt und den Haßbergen hat der Run auf die Sportplätze noch nicht eingesetzt. Das hat ganz vielfältige Gründe. Als ein „Treffen unter Freunden“ plante Regionalligist FC Schweinfurt 05 vergangenen Donnerstag seine erste Einheit. Die Teilnahme sollte freiwillig sein und wäre ein Angebot für die Spieler gewesen, die in der Stadt wohnen. Doch am Abend zuvor machte der Verein einen Rückzieher. Grund sind Bedenken in Sachen Versicherungsschutz. Zum einen befinden sich die Profis allesamt weiterhin in der Kurzarbeit, zum anderen möchte man Verletzungsgefahr für Spieler vermeiden, deren Verträge zum 30. Juni auslaufen, um nicht ihre Suche nach einem neuen Arbeitgeber möglicherweise zu gefährden. So lange keine Gewissheit besteht, wann es mit der Liga weitergehen kann, wird es bei den Schnüdeln laut Trainer Tobias Strobl auch erst mal kein gemeinsames Training geben.

So ähnlich handhabt es auch der Bayernligist FC Sand, der sich erst ab Mitte Juni mit der Wiederaufnahme des Trainings befassen wird. „Die Spieler würden gerade doch nur rumstehen und nicht richtig Fußball trainieren“, meint Sportvorstand Erich Barfuß. Dabei spielt er auf die sehr eingeschränkten Möglichkeiten des Kleingruppentrainings unter Einhaltung des Infektionsschutzgesetzes an. Der Bayerische Fußballverband hat dazu ein sechsseitiges Konzept veröffentlich, in dem genau beschrieben wird welche Organisations- und Hygiene-Maßnahmen getroffen werden müssen und in welcher Form Training letztlich stattfinden dürfte. Die Spielformen müssten durch die Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Meter kontaktfrei stattfinden, Einwürfe und Kopfbälle sind tabu, außerdem dürfen sich auf einem Viertel eines Fußballfeldes maximal fünf Leute befinden.

Adrian Gahn von den Freien Turnern will seine Spieler nicht für 'limitiertes Training' zusammenholen.
Foto: Bastian Reusch | Adrian Gahn von den Freien Turnern will seine Spieler nicht für "limitiertes Training" zusammenholen.

Bei den Freien Turnern Schweinfurt zögert man beispielsweise noch, weil Coach Adrian Gahn unter anderem Zweifel hat, ob er für derart limitiertes Training seinen Spielern die (teilweise) weite Anreise zumuten möchte. Umso tiefer man in den Ligen geht, desto größer werden auch die Sorgen, ob der Leitfaden des BFV überhaupt in die Tat umgesetzt werden kann. Bei der DJK Schweinfurt verzichtet man vorerst schon deshalb, weil man aufgrund der wechselnden Arbeitszeiten der Spieler die vom Verband gewünschten festen Fünfergruppen nicht bilden kann, die im Falle einer Infizierung mit dem Virus Covid-19 eines Spielers das Nachvollziehen der Infektionsketten erleichtern sollen.

Auch beim Kreisklassisten SV Friesenhausen verzichtet man bis auf Weiteres auf den Trainingsbetrieb, erklärt Trainer Steffen Lutz: „Für uns Amateure ist das uninteressant mit fünf Leuten zu trainieren. Dazu kommen noch die ganzen Auflagen.“ Beim TV Jahn Schweinfurt will man zumindest das Torwarttraining aufnehmen, die Feldspieler werden sich laut Coach Florian Riegel vorerst aber allenfalls mal auf dem Tennisplatz gegenüberstehen.

Mit zusätzlichen Fragezeichen hatten einige Vereine im Landkreis Schweinfurt Mitte der Woche zu kämpfen. So berichtete David Fleischmann, Spielertrainer von Kreisligist SG Eisenheim/Wipfeld, dass es bis dahin noch keine Rückmeldung der Gemeinde gegeben hatte, ob die Trainingsplätze genutzt werden dürfen. „Ob das dann überhaupt Sinn macht, weiß ich nicht. Da bin ich hin und her gerissen“, meint er: „Wir bräuchten dann zum Beispiel einen Corona-Beauftragten und und und. Als Trainer würde ich es aber nicht schlecht finden, wenn wir uns zumindest einmal die Woche wieder sehen könnten, um die Bindung zueinander nicht zu verlieren.“

Zwei Vereine legen dieser Tage los

Zu den ersten Vereinen in der Region, die dann tatsächlich auf den Rasen zurückkehren, werden die DJK Hirschfeld und der FC Haßfurt gehören. Beide nehmen in der nächsten Woche das Kleingruppentraining auf. „Wir sind schon heiß drauf“, berichtet Markus Wlacil vom FCH. „Die Jungs wollen unbedingt mal wieder den Ball zwischen den Füßen spüren und sich sehen“, erzählt Hirschfelds Spielertrainer Stefan Nöthling. Von einem normalen Trainingsbetrieb sind die Vereine also noch weit entfernt, bis jetzt ist die Resonanz sehr überschaubar.

 
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