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Motorsport
Besonderes Hobby: Warum drei Mädchen die Rennstrecke lieben
In Würzburg sind die Mädchen beim Autoslalom-Nachwuchs in der Mehrheit. Was die Drei am Motorsport reizt und wie Jungs an der Rennstrecke auf ihre Konkurrentinnen reagieren.
Sinja Roos, Kiara Hetterich und Francesa Bartsch fahren Autoslalom und nehmen in diesem Jahr erstmals am ADAC-Nachwuchs-Wettbewerb Slalom Youngster Cup teil.
Foto: Jürgen Sterzbach | Sinja Roos, Kiara Hetterich und Francesa Bartsch fahren Autoslalom und nehmen in diesem Jahr erstmals am ADAC-Nachwuchs-Wettbewerb Slalom Youngster Cup teil.
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 09.02.2024 02:21 Uhr

Der Motor heult, die Reifen quietschen. Der Wagen kurvt durch einen engen, aus Pylonen und Reifen gestellten Parcours. Sinja Roos, Kiara Hetterich und Francesa Bartsch beobachten, wie ihr Kollege die Teststrecke meistert. Als nächste sind nämlich sie dran.

Die drei 16-Jährigen fahren im Slalom Youngster Cup, den der ADAC Nordbayern veranstaltet, um Jugendlichen den Umstieg vom Kartfahren zum Automobilsport zu ermöglichen. Damit dabei allein das Können entscheidend, fahren alle Teilnehmenden mit dem gleichen, vom Veranstalter gestellten Fahrzeug.

Wenn beim Kartfahren mit 18 die Altersklassen enden, hörten viele auf. Das sei zum einen dem Alter geschuldet, in dem andere Interessen wichtiger würden, zum anderen habe es finanzielle Gründe, denn nicht jeder könne sich ein eigenes Rennauto leisten, erklärt Jürgen Roos, selbst passionierter Rallyefahrer sowie Organisator "und Kümmerer" der vor zwei Jahren gegründeten Autoslalom-Gruppe beim Ortsclub Würzburg

Der einzige Klub mit drei Mädchen

"Wir wollen eine Möglichkeit bieten, dass Jugendliche beim Motorsport bleiben können", erklärt Roos. Und Autoslalom sei, anders als Rallye, für sie noch am ehesten finanzierbar – vor allem, wenn der Klub ein eigenes Fahrzeug stellt. Fünf Jugendliche sind momentan bei den Würzburgern aktiv. Jonas Hilpert und Yannick Roos, beide 18, sind als Jungs dabei in der Minderheit. Sie seien der einzige Klub in Nordbayern, bei dem drei Mädels fahren, sagt Roos.

Die Autoslalom-Gruppe beim ADAC Ortsclub Würzburg mit (von links) Jonas Hilpert, Yannick Roos, Sinja Roos, Kiara Hetterich, Francesa Bartsch, Jürgen Roos und Martin Rossmann.
Foto: Jürgen Sterzbach | Die Autoslalom-Gruppe beim ADAC Ortsclub Würzburg mit (von links) Jonas Hilpert, Yannick Roos, Sinja Roos, Kiara Hetterich, Francesa Bartsch, Jürgen Roos und Martin Rossmann.

Im Kart haben Sinja Roos, Kiara Hetterich und Francesa Bartsch auch angefangen, Pylonen-Parcours nach Zeit befahren und sich mit Gleichaltrigen im Kartslalom-Pokal gemessen. Sinja legte mit elf Jahren los: "Eigentlich bin ich noch verrückter nach Autos als mein Vater", sagt sie.

Wer im Slalom-Cup mitfahren will, muss zunächst an Lehrgängen teilnehmen. Erst geht's um die Theorie, dann in der Praxis um Anfahren, Rückwärtsfahren, Schalten und Bremsen - schließlich geht's mit dem Auto auf den Parcours. Wobei: So richtig fahren konnten sie lange Zeit nicht. Denn im vergangenen Jahr fanden wegen der Pandemie-Beschränkungen keine Veranstaltungen statt. "Der Youngster Cup für Einsteiger kam da nicht zustande", sagt Jürgen Roos.

Das Auto im Rennen ist langsamer

Problemlos läuft's in diesem Jahr auch nicht. Sieben Veranstaltungen waren von Juni bis September geplant, doch von den ersten vier fanden nur zwei statt – in Würzburg, wo die drei Fahrerinnen erstmals starteten, und in Bayreuth.

"Wir haben noch keine blöden Sprüche gehört. Die Jungs akzeptieren uns als Konkurrentinnen."
Kiara Hetterich, Autoslalom-Nachwuchsfahrerin

Bei ihrer Premiere sei sie "ziemlich aufgeregt" gewesen, sagt Sinja Roos. "Es ist was ganz anderes als im Training." Auf dem Verkehrsübungsplatz in Unterdürrbach können sie mit dem flotten Klubfahrzeug üben, in den Rennen müssen sie sich aber auf das langsamere Auto des Ausrichters umstellen. "Du musst die Geschwindigkeit die ganze Zeit über hochhalten. Wenn du mal langsamer wirst, kriegst du kein Tempo mehr drauf", hat Francesa Bartsch den Dreh raus.

Mit Führerschein im Vorteil

"Am Anfang war ich etwas ängstlich", gibt Kiara Hetterich zu. Schon vergessen. "Ich bin durch Sinja dazu gekommen, hab' mal reingeschaut und bin dabei geblieben, weil's mir gleich viel Spaß gemacht hat." Francesa Bartsch fuhr erst mit ihrem Bruder Kart. Aufs größere Gefährt umzusteigen, reizte auch sie.

Ihr Debüt im Youngster Cup feierten sie beim Rennen in Würzburg (von links): Francesa Bartsch, Kiara Hetterich und Sinja Roos mit dem vom Veranstalter gestellten Auto.
Foto: Jürgen Sterzbach | Ihr Debüt im Youngster Cup feierten sie beim Rennen in Würzburg (von links): Francesa Bartsch, Kiara Hetterich und Sinja Roos mit dem vom Veranstalter gestellten Auto.

Anleitung bekommen die Drei von Martin Rossmann aus Grettstadt (Landkreis Schweinfurt). Der 31-Jährige sitzt beim Training mit ihnen im Auto, gibt Tipps und achtet darauf, "dass sie keinen Blödsinn im Fahrzeug machen". Damals mit 16 fing er im gleichen Wettbewerb an wie seine Schützlinge heute, wurde auch nordbayerischer Meister und stieg mit 24 auf ein eigenes Fahrzeug um.

Wer, wie Rossmann, beim Autoslalom bleibt, könne bei Wettbewerben und Meisterschaften fahren. Auch Rennen auf Rundkursen seien möglich oder Rallyes. "Die Grundlagen lernt der Nachwuchs beim Slalom und kann dadurch das Auto besser einschätzen", weiß Jürgen Roos. Wer schon 18 sei und den Führerschein habe, sei natürlich im Vorteil.

Später mal Rallyes fahren als Ziel

Unter den insgesamt 20 Teilnehmenden sind die drei Mädchen zwar nicht allein, doch in der Unterzahl - zwei weitere fahren noch mit. "Mädchen trauen sich das vielleicht nicht so zu", meint Kiara Hetterich. "Gegen die Jungs schlagen wir uns aber gut und haben von ihnen noch keine blöden Sprüche gehört. Sie akzeptieren uns als Konkurrentinnen."

Sinja Roos ergänzt: "Es ist doch nur ein Gerücht, dass Mädchen kein Auto fahren können oder sich nicht für Autos interessieren. Falls wir mal blöd angemacht werden, sollten wir es denen einfach zeigen, dass wir's mindestens genauso gut können."

An diesem Samstag geht's für das Würzburger Trio zum nächsten Rennen ins oberfränkische Speichersdorf. Doch wie soll's für sie nach dem Youngster Cup malm weitergehen? Francesa Bartsch lässt sich's offen und will "einfach mal schauen". Sinja Roos hat ein klarer Ziel und das Vorbild in der Familie: "Ich möchte Rallye fahren wie mein Vater." Autoslalom sei ein guter Einstieg. Das fände auch Kiara Hetterich interessant – und zwar nicht nur als Co-Pilotin.

 
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