Es ist es ein Zufall, aber er ist nicht uncharmant, und ganz bestimmt liegt es auch nicht an der Rückkehr von Krešimir Lonèar, dass Würzburgs Erstliga-Basketballer ab sofort unter altem Namen firmieren: Aus den s.Oliver Baskets Würzburg ist s.Oliver Würzburg geworden – also wieder jener Klub, für den Lonèar zu Beginn des Jahrtausends und am Anfang seiner eindrucksvollen Karriere, die ihn auch zu den internationalen Schwergewichten der Ballwerfer-Branche führen sollte, auf Körbejagd gegangen war.
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Das Streichen des Beinamens hat selbstverständlich keinerlei nostalgischen Hintergrund, sondern ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass der Verein seine Bindung an den namensgebenden Hauptsponsor noch deutlicher zeigen will. Die Modestricker aus Rottendorf haben ihr Engagement bei den Basketballern um drei Jahre verlängert – und schießen angeblich auch mehr Geld zu als zuletzt. Für Steffen Liebler, Geschäftsführer des Bundesligisten, „ein ganz großer und wichtiger Schritt“, der helfe, auf Dauer planen zu können und auch „längerfristige Spielerverträge abzuschließen, um Identifikation zu schaffen“.
Etat nun „im oberen Mittelfeld“
Wie viel genau aus Rottendorf überwiesen wird, darüber will sich keiner der Beteiligten offiziell auslassen, spekuliert aber wird seit langem über einen sehr hohen sechs- bis sehr niedrigen siebenstelligen Betrag. Der Etat von s.Oliver Würzburg hat sich offenbar auf jeden Fall erhöht. Bislang wurde er auf gut dreieinhalb Millionen Euro geschätzt, inzwischen liegt er im Liga-Vergleich laut Liebler „im oberen Mittelfeld“. Die Ulmer, die nach der regulären Runde als Siebter einen Platz vor den Baskets landeten und überraschend bis ins Finale gegen Meister Bamberg kamen, sollen über fünf Millionen Euro zur Verfügung gehabt haben. Die Mehrheit der Vereine unter den ersten Sechs hatten vermutlich ein noch – teilweise auch weitaus – höheres Budget.
„Durch die Änderung des Klubnamens bringen wir sowohl unsere enge Verbindung zum Hauptsponsor als auch die Identifikation mit unserer Stadt noch deutlicher als bisher zum Ausdruck“, sagte Liebler bei der Präsentation zur Saisoneröffnung im Hauptquartier des Sponsors in Rottendorf, bei der auch das neue Logo vorgestellt wurde (siehe Foto).
Über das neue Emblem wurden dann auch viele, viele schön klingende Wörter verloren („Herzblut“, „Symbiose“, „Kreativität“, „Identifikation“), jedenfalls viel mehr als über eine Änderung, die viel wichtiger ist und eine gewisse Pikanterie nicht entbehrt. s.Oliver-Eigentümer Bernd Freier ist ab sofort alleiniger Gesellschafter bei Würzburgs Bundesliga-Basketballern, weil Thorsten Fischer seine Anteile an der Gesellschaft, die den Bundesligisten trägt, für einen Euro an Freier verkauft hat. Fischer half vor gut zwei Jahren, als die Basketballer vor dem Ruin standen, mit, sie zu retten, weshalb Liebler ihm auch ein „Riesen-Dankeschön“ hinterherschickte.
Fischer, Chef der Internetdruckerei flyeralarm, ist der (finanz-)starke Mann hinter dem rasanten Aufstieg des Fußball-Zweitligisten FC Würzburger Kickers, auf dessen Fortentwicklung er sich nun konzentrieren will. Bei den Kickers ist s.Oliver jüngst als Trikot- und Hauptsponsor eingestiegen. Welcher der beiden Vereine nun mehr Zuwendung aus Rottendorf erfährt, wollte Mathias Eckert, Mitglied der s.
Oliver-Geschäftsführung, nicht verraten, weil er die Unterstützung „nicht an Zahlen festmachen“ wolle. Er sprach lieber von der „Verankerung in der Region“ und von einer „DNA“, davon, dass seine Firma den „Teamsport voranbringen“, „Sportgeschichte schreiben“ und „mit der Stadt richtig Gas geben“ wolle. Viel Marketing-Sprech, halt.
Eindeutiges Saisonziel
Der medienscheue Bernd Freier, der sich nur ungern mit Journalisten abgibt und dem Interviews offenbar ein Gräuel sind, war natürlich nicht bei der Präsentation am Freitag vor Ort. Aber er ließ sich in einer Mitteilung des Vereins mit den Worten zitieren: „Der Basketball-Standort Würzburg ist für die nächsten Jahre gesichert. Unser Ziel muss es sein, auf Dauer Bundesliga-Spitzenbasketball in einer neuen Multifunktionsarena zu ermöglichen. Uns ist die Förderung des Sports in der Region ein großes Anliegen, weswegen wir auch die Würzburger Kickers auf ihrem Weg nach oben unterstützen.“
Und weil s.Oliver Würzburg, für den Trainer Douglas Spradley gerade in Las Vegas noch nach einem zusätzlichen Aufbauspieler als Back-up für Jake Odum und einen Flügelspieler Ausschau hält, „keine Mannschaft sein will, die im Mittelfeld versackt“, wie Liebler es ausdrückte, ist das Ziel für die neue Saison auch ganz klar: erneute Play-off-Teilnahme. Nur halt nicht mehr als Achter, sondern schon eher als Siebter oder, noch besser, Sechster, was den Einzug ins Halbfinale ein wenig einfacher erscheinen lässt als im Duell mit dem Hauptrundenersten.