Sie geben ein kleines Vermögen für ihr Rad aus. So viel, wie manche für einen Kleinwagen bezahlen. Hohe vierstellige bis niedrige fünfstellige Beträge investieren viele Radsportlerinnen und Radsportler in Zweiräder. Auf Jonas Rebhan, Maximilian Beck und Michael Herbig aus Würzburg trifft dies jedenfalls zu, wenngleich die drei ganz unterschiedliche Räder fahren. Rebhan liebt sein E-Bike der Marke Haibike, Beck ist auf einer Canyon Rennmaschine unterwegs, und Herbig ist Mountainbiker.
Maximilian Beck, Rennradfahrer:
"Ich liebe mein Rad, weil es mich neue Orte entdecken lässt, die ich vermutlich mit dem Auto oder zu Fuß nie gesehen hätte"
"Leider ist Rennradfahren ein sehr teures Hobby", gibt Beck zu bedenken. In sein aktuelles Rennrad habe er fast 5000 Euro gesteckt. Dazu gehören auch sogenannte Watt-Pedale, mit denen die getretene Leistung in der physikalischen Einheit Watt gemessen wird, und ein Rennrad-Computer.
Beck wollte sich, nachdem er mit dem Leistungssport aufgehört hatte, ein neues Hobby suchen. "Beim Rennradfahren kommt man einfach etwas weiter und sieht mehr von der Landschaft", findet er. Zuvor war der 27-Jährige Schwimmer, ebenso wie seine Schwester, die Freiwasser-Weltmeisterin Leonie Beck. Mit dem Rennrad liebt Beck es, während des Sonnenaufgangs oder bei sogenannten "Sundowner-Rides", also abends, wenn die Sonne untergeht, mit Freunden unterwegs zu sein. Einen Sturz, der für ihn das Schlimmste wäre, habe er bisher zum Glück noch nicht erlebt.
"Ein Freund meinte mal, dass das Verhältnis zwischen Rennradfahrern, E-Bikern und Mountainbikern so ist, wie das zwischen Snowboardern und Skifahrern", beschreibt Beck das Phänomen, dass die drei Gruppen eigentlich die gleiche Sportart ausüben, sich aber doch kritisch beäugen. "Hauptsache man hat Spaß dabei", findet Beck, der trotzdem zugibt, den einen oder anderen E-Bike-Fahrer, der ihn am Berg mithilfe des Motors überholt habe, schon mal verflucht zu haben.
Sein Rennrad habe seinen eigenen Platz in seiner Wohnung, wo es mit einem passenden Standfuß befestigt sei. Im Sommer schwinge er sich pro Woche acht bis zehn Stunden auf das Rad, das auch „Bus“ genannt wird. Der Name, so erklärt Beck, komme von der Tracking-Plattform Strava, wo er seine Fahrten online erfasst und hochlädt. Ein anderer Nutzer hatte vermutet, Beck fahre mit dem Bus, weil er so schnell unterwegs war.
Michael Herbig, Mountainbiker:
"Ich liebe ein Rad, weil es einfach der beste Sport, ja sogar eine Lebenseinstellung ist"
Sogar noch mehr Geld als Beck hat Herbig in seine Räder gesteckt. Der gelernte Maschinenbauer besitzt zwei Mountainbikes, die er abwechselnd nutzt: eines für 8000 Euro, das andere für 6000 Euro. Außerdem ist er der Gründer und das Gesicht von Veloprotz, ein Fahrradladen in der Sanderstraße. Dort werden nicht nur Fahrräder auf Vordermann gebracht, man kann das Schrauben auch in Workshops lernen und sich dann selbst einen Arbeitsplatz in der Werkstatt mieten.
Herbigs Leidenschaft für das Radfahren entstand schon, als er etwa 15 Jahre alt war. "Beim Biken im Wald mit Freunden. Danach hat es sich fest in meinem Leben verankert", erinnert er sich. Mittlerweile mache er fast alles auf zwei Rädern: ob Einkaufen mit dem Lastenrad, zur Arbeit fahren oder natürlich mit dem Mountainbike zum Ausgleich im Wald, Bikepark oder Trailpark.
Im Schnitt sei er in einer Woche mehr als zehn Stunden mit seinem Rad beschäftigt – entweder in der Werkstatt oder im Sattel. Durch das Geschäft ist das Rad auch zum Hauptinhalt seines Berufs geworden. Über verschiedene Apps oder durch Freunde würden ihm schöne Trails, wie sich die Mountainbike-Strecken nennen, empfohlen.
Herbig fährt aber nicht nur selbst, sondern ist auch ausgebildeter Fahrtechniktrainer. Mittlerweile hat er hier das dritte Level erreicht, in Deutschland sei das fast einzigartig, sagt er.
Jonas Rebhan, E-Biker:
"Ich liebe mein Rad, da es für mich Lebensqualität bedeutet"
5000 Euro hat Jonas Rebhan für sein E-Bike ausgegeben. Die sind sein Hobbey, und für ihn nicht mehr nur Berufung, sondern mittlerweile auch Beruf. Denn der Einzelhandelskaufmann arbeitet bei einem Würzburger E-Bike-Shop.
Zur Arbeit komme er natürlich mit seinem Rad, aber auch abseits des Jobs mache er Ausflüge oder fahre mit dem Rad zum Einkaufen. Als E-Biker ist er natürlich auf die Ladeinfrastruktur angewiesen. "Die ist ausbaufähig. Ich lade so gut wie nur zu Hause. Eine längere Tour gleicht einer Odyssee", findet der Würzburger.
Mit "Hai", wie Rebhan sein Rad in Anlehnung an die Marke "Haibike" getauft hat, habe er schon einiges erlebt. Seine schönste Erinnerung sei eine Tour durch das Allgäu, seine schlimmste ein Sturm mit walnussgroßen Hagelkörnern: "Ich war nass bis auf die Unterhose!"
Das Verhältnis zu anderen Radfahrenden beschreibt Rebhan als loyal und sehr offen, auch wenn er sich als E-Biker auch mal den einen oder anderen Spruch anhören dürfe. E-Bikes sind wegen ihres Akkus oft etwas schwerer. Weil der Motor nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde unterstützen darf, ziehen Rennradfahrer oder Mountainbiker im Flachen öfter mal vorbei – nicht ohne ihre E-Bike-Kollegen es wissen zu lassen, dass sie gerade mit Muskelkraft überholt würden: "Bergauf können wir aber locker mithalten", freut sich Rebhan über den netten Umgang.