Eine Umarmung, ein letztes Schulterklopfen und stehende Ovationen – so gingen für Günther Jackl am Samstag zehn Jahre als Bezirksvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) zu Ende. Als Nachfolger für den Funktionär aus Steinbach (Lkr. Haßberge), der sich für das Amt nicht mehr zur Verfügung stellte, wählten die 144 Delegierten auf dem Bezirkstag in Veitshöchheim wie erwartet Jackls bisherigen Stellvertreter Klaus Greier mit nur drei Gegenstimmen und 14 Enthaltungen.
Was in den Mainfrankensälen so geräuschlos vor sich ging, bedeutet nicht weniger als eine 180-Grad-Wende an der Spitze des unterfränkischen Verbandes. Während Jackl ein bekennender Kritiker des umstrittenen BLSV-Präsidenten Jörg Ammon ist, gilt Greier als dessen Freund und Unterstützter. Das wurde auch in der Vorstellungsrede des 58-Jährigen aus Hollstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) deutlich. "Wir haben drei Jahre der Intrigen hinter uns, vor allem gegen den Präsidenten. Das hat nicht nur ihn, sondern auch den Verband geschwächt", sagte der Familienvater und nutzte ein Zitat des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln, um seine Meinung zu dieser Misere zum Ausdruck zu bringen: "Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt." Zu viel Kraft und Energie sei auf interne Querelen verschwendet worden. Das müsse sich dringend ändern. "Ich bin froh, dass Jörg Ammon standgehalten hat. Das hat mich auch dazu bewegt, zu kandidieren", erklärte Greier unter den Augen und Ohren des in Veitshöchheim anwesenden Präsidenten.
Tatsächlich war es in den vergangenen Jahren turbulent zugegangen im BLSV. Drei Präsidiumsmitglieder hatten 2021 Anzeige gegen Ammon erstattet, weil sie Zweifel daran hatten, dass unter seiner Führung finanziell alles mit rechten Dingen zugegangen sei im Verband. Namentlich ging es um das Großprojekt "Matterhorn", mit dem die Digitalisierung vorangetrieben werden sollte. Ammon war unter anderem vorgeworfen worden, er hätte Aufträge ohne die dafür notwendigen Ausschreibungen vergeben. Zwar wurde das Verfahren gegen ihn im August 2022 eingestellt, doch die Zweifel an einer verhältnismäßigen Finanzierung des Digitalisierungsprojektes halten sich bis heute bei einigen BLSV-Vertreterinnen und -Vertretern. So zerfällt der Verband in zwei Lager: das der Ammon-Freunde und das der Ammon-Kritiker.
Jackls anhaltende Kritik an der BLSV-Spitze habe zum Zerwürfnis mit seinen Stellvertretern auf Bezirksebene geführt, hatte Jackl Ende 2022 auf dem Kreistag in den Haßbergen erklärt. Dem widersprachen Greier und Karl-Heinz Hübner in einem Gespräch mit dieser Redaktion zwar vehement: "Den Stress hat er nicht wegen seiner Kritik an Jörg Ammon, sondern wegen seines Verhaltens uns gegenüber, seiner mangelnden Teamfähigkeit und seiner Unfähigkeit, Kritik anzunehmen." In den vergangenen zwei Jahren herrschte frostige Stimmung an der unterfränkischen Verbandsspitze.
Günther Jackl schlägt zum Abschied versöhnliche Töne an
Am Samstag bei seinem Abschied schlug Jackl versöhnliche Töne an: "Ich bin ein Mensch und mit Sicherheit nicht fehlerfrei. Wenn ich jemanden verletzt habe, bitte ich heute um Entschuldigung." Auch Hübner, der unter dem neuen Bezirksvorsitzenden Greier Stellvertreter bleibt, lenkte ein: "Es war nicht alles schlecht in den letzten zehn Jahren." Und an Jackl gerichtet: "Es gab eine Zeit, da waren wir Freunde. Vielleicht bekommen wir das wieder hin." Zugleich machte auch er keinen Hehl aus seiner Unterstützung für Ammon: "Wir haben noch nie einen Präsident gehabt, der so gut war wie dieser."
Neben Greier und Hübner setzt sich der neue BLSV-Bezirksvorstand wie folgt zusammen: Als weitere Stellvertreterin wurde Alexandra Krohnen gewählt (zuvor Frauenvertreterin), Schatzmeister bleibt Edwin Metzler, das Amt der Frauenreferentin übernimmt Michaela Mrasek, Referent für Sportabzeichen wird Jan Böttner (neu im Vorstand) für Thomas Heinrich, der sich dafür künftig um den Sport der Älteren kümmert (zuvor: Renate Menzel). Referent für Bildung bleibt Stefan Schäfer und Referent für Sportstättenbau Adolf Zerr.