Als am Samstag um 15.55 Uhr der erlösende Pfiff von Schiedsrichter Johannes Bettecken ertönte, konnte sich Michael Herrmann, der Spielertrainer des TSV Gochsheim, der gerade noch den Ball aus dem Strafraum geklärt hatte, gar nicht mehr retten: Seine Mannschaftskameraden stürzten sich auf ihn und brüllten sich die ganze Anspannung von der Seele – soeben hatten sich die Gochsheimer ein 1:0 in der Fußball-Landesliga Nordwest gegen den TSV Unterpleichfeld erkämpft.
Doch zu Herrmanns Rettungstat hätte es gar nicht kommen dürfen: Kurz zuvor hatte Gochsheims Keeper Irnes Husic den Unterpleichfelder Jakob Wehr im Sechzehner zu Fall gebracht. Der fällige Pfiff blieb aus, einige Gästespieler stürmten auf den Referee zu, der sodann Marco Hart mit Rot vom Platz schickte (90.+5). "Wenn der Schiedsrichter da ein wenig Souveränität zeigt, kann er auch Gnade vor Recht ergehen lassen, denn Marco stößt ihn ja nicht um und hat sich beklagt, weil es eine klare Fehlentscheidung war. Dass er ihn aufgrund der Nähe im Strafraum mal berührt, darf nicht sein, kommt aber mal vor", sagte der restlos bediente Unterpleichfelder Trainer Thomas Redelberger.
Sprengers Kopfball reicht dem TSV Gochsheim
In der ersten Minute der Nachspielzeit hatte nämlich schon der eingewechselte Bartu Dikmen das Feld wieder verlassen müssen – er soll bei einer Rudelbildung eine Tätlichkeit begangen haben. "Unser Spieler sagt dazu nichts", so der 41-Jährige, der erst auch gar kein Statement abgeben wollte, es dann nach dem Spiel, das wahrlich kein schönes war, allerdings doch tat. "Es war sehr taktisch geprägt und träge, beide Mannschaften haben auch wenig riskiert", fasste der Coach zusammen und traf den Nagel auf den Kopf.
"Wir waren verunsichert – auch wenn wir uns einreden, dass wir es nicht sind. Die letzten beiden Niederlagen haben schon wehgetan", gab Hermann zu, dem der Spielverlauf letztlich egal sein dürfte, denn "im Abstiegskampf muss man so ein 1:0 gegen einen direkten Konkurrenten einfach mal mitnehmen, Hauptsache sind die drei Punkte". Dass es so kam, hatte er Mario Ketterl und Yannick Sprenger zu verdanken: Ketterl hob einen Freistoß kurz vor dem Pausenpfiff gekonnt über die nur aus einem Mann bestehende Mauer zu Sprenger, der aus kürzester Distanz einköpfte (45.+1). "Das war natürlich eine einstudierte Variante, das trainieren wir jeden Freitag fünf Mal", erzählte der Siegtorschütze mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Mal schauen, was heute Abend noch geht, wir haben noch nichts geplant. Aber es ist ja Samstag, da ist auf jeden Fall was möglich."
Der TSV Unterpleichfeld rutscht auf Rang 17 ab
Während die Gastgeber in Feierlaune blieben, auch aufgrund der Tatsache, dass sie nun nur noch einen Punkt vom rettenden Ufer entfernt sind, sind die Unterpleichfelder nach dem 4:2 der DJK Dampfach gegen Oberhaid auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht. Da half auch Herrmanns Prognose nicht mehr viel, "dass sie noch einige Punkte holen werden".
Die Statistik des Spiels
TSV Gochsheim – TSV Unterpleichfeld 1:0 (1:0)