Der Platz an der Sonne nach acht Spieltagen in der Fußball-Bezirksliga Ost kommt für den TSV Ettleben/Werneck durchaus unerwartet, aber dann auch doch nicht gänzlich überraschend. Sechs Siege, zwei Unentschieden und noch keine Niederlage bei einem Torverhältnis von 21:7 – so lautet die stolze Bilanz der Elf von Trainer Mario Schindler.
Schon in der vergangenen Saison mischte der TSV als Aufsteiger auf Anhieb ganz oben im Tableau mit – lange auf Tuchfühlung zum Aufstiegsrelegationsplatz. Warum es letztlich nicht für den großen Wurf reichte, ließ sich recht simpel ergründen: Die Spitzenteams waren für den Liga-Neuling noch eine Nummer zu groß. Gegen die drei Teams, die letztlich vor ihnen in der Tabelle landeten (DJK Dampfach, SV-DJK Oberschwarzach, TSV Münnerstadt) holte die Schindler-Elf nur mickrige drei von möglichen 18 Zählern (ein 2:0-Heimsieg gegen Dampfach).
Siege in Oberschwarzach und gegen Münnerstadt
Die "Spitzenspiel-Schwäche" scheint aber der Vergangenheit anzugehören. Im September bewies man beim 2:1-Auswärtssieg gegen Oberschwarzach und dem 3:0-Heimsieg gegen Münnerstadt eindrucksvoll, dass heuer jedes Kaliber in der Liga schlagbar ist. "Die Stimmung ist nach dem Start natürlich prima", berichtet TSV-Mannschaftskapitän Marcel Faulhaber. Der 28 Jahre alte offensive Mittelfeldmann steuerte bislang sechs Tore bei. "Es läuft im Moment", sagt er.
Vor allem die Siege gegen Oberschwarzach und Münnerstadt bestärkten diesen Eindruck. Warum es gegen diese zwei heuer geklappt hat, obwohl der Kader nicht wesentlich verändert wurde? "Es ist vielleicht ein Reifeprozess", glaubt der Kapitän. Viel Trainingsarbeit und etwas mehr Cleverness seien die Zutaten.
"Wir mussten uns letztes Jahr auch erstmal an die Bezirksliga gewöhnen." Das Grundrezept war aber auch im Premierenjahr schon die stabile Defensive, mit am Ende nur 29 Gegentreffern in 26 Spielen – ein durchaus respektabler Wert. Aktuell sind es weniger als ein Gegentreffer pro Partie.
An einzelnen Spielern oder einzelnen Mannschaftsteilen sei das aber nicht festzumachen, so Faulhaber. Man verteidige kompakt als Team zusammen. Außerdem ist wahrscheinlich die Qualität in der Kaderbreite der große Trumpf des TSV. Wenn mal einer verletzt oder aus anderen Gründe fehlt, könne man einfach jemand anders reinwerfen. "Da erkennt man keinerlei Schwächung bei uns, wenn jemand neu reinkommt."
Riskiert der Verein den Blick in die Landesliga?
Klingt danach, dass dieses Jahr der nächste große Wurf erfolgen könnte. "Letztes Jahr hatten wir kein Saisonziel, wir spielten einfach mal drauf los", holt Faulhaber etwas aus. Der Zwei-Jahres-Turnus, in dem die letzten TSV-Aufstiege von der Kreisklasse bis in die Bezirksliga stattfanden, würde bedeuten, dass der Verein im kommenden Sommer den Landesliga-Aufstieg bejubeln darf.
"Als Trainer und Spieler ist es natürlich schwierig zu sagen, dass man nicht besser als im Vorjahr abschneiden möchte. Ein Aufstieg in die Landesliga wäre schon schön", tagträumt er etwas. "Ob es dann für die Landesliga reicht, sieht man immer noch, wenn man drinnen spielt."
Ein Trainer, der die Mannschaft stetig verbessern will
Es wäre der vermutliche Höhepunkt einer besonderen Mannschaft, die in den letzten gut sechs Jahren zusammengewachsen ist. "Wir brauchen keine Leute woanders abzuwerben", erklärt Faulhaber die Klubphilosophie. "Wir sind eine Clique". Anders als bei so manchen Ligakonkurrenten wird nach dem Training noch lange zusammengesessen. "Da fährt nicht jeder in ein anderes Dorf zurück."
Der Zusammenhalt ist als Grundgerüst immer da. Völlig unerschütterlich. Für wertvolle Expertise von außerhalb sorgt das Trainerduo Frederik Weiß und Mario Schindler. Weiß als Spielertrainer auf dem Platz (in der Defensive) und der erfahrene Schindler, der schon Landes- und Bayernliga trainierte, an der Seitenlinie. "Mario liebt den Fußball. Das merkt man einfach", schwärmt Faulhaber für seinen Coach. "Er arbeitet stetig daran, dass wir uns weiter verbessern."
Und als X-Faktor im Aufstiegsrennen, über das jetzt natürlich noch keiner in Ettleben und Werneck voreilig sprechen möchte, könnten die Fans sorgen, die in den letzten Jahren immer zahlreich bei den Spielen dabei waren. "In den beiden Ortschaften gibt es einen Haufen Fußballverrückter", freut sich Faulhaber. Das mündete sogar in einem eigenen Fanclub namens "Enz geht noch".
Dessen Unterstützung ist auch am Samstag wieder gefragt, wenn das nächste Spitzenspiel gegen den Tabellensechsten TSV Bergrheinfeld auf dem Plan steht. Unter der Woche schied Ettleben/Werneck nach Elfmeterschießen im Kreispokal in Bergrheinfeld aus. "Es ist Wiedergutmachung angesagt", sagt der Spielführer vor dem Derby in Werneck. Und natürlich, den "Platz an der Sonne" zu verteidigen.