
Die DJK-Halle und der Icedome sind in Schweinfurt nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Wer ein eiskaltes sportliches Erlebnis sucht, findet dies aktuell aber nicht nur bei den Mighty Dogs. Ein Heimspiel der DJK-Basketballer tut es da auch. "Wir bieten aktuell Basketball zu Eishockey-Bedingungen", erklärte DJK-Trainer Klaus Ludwig humorvoll nach dem Bezirksoberliga-Heimspiel gegen die Gerbrunn Grizzlies.
Seit dem Saisonstart fällt die Heizung in der Halle aus. Immerhin: Ludwigs neu formierte Mannschaft bot in der Partie des achten Spieltags mitunter ein Offensiv-Feuerwerk, gewann souverän und ungefährdet mit 78:58.
"Wenn ich das vor der Saison gewusst hätte, wüsste ich nicht, ob ich es gemacht hätte", sagte Ludwig, der wetterfest in Daunenjacke und mit Wollmütze auf dem Kopf coachte. Gemeint ist nicht die defekte Heizung, deren Reparatur sich länger hinzieht als gedacht. Sondern der Neustart der DJK-Basketballer.
Zweimal verzichtete die DJK Schweinfurt auf den Aufstieg
Rückblick: Im vergangenen Frühjahr endete eine bemerkenswerte Ära. 2023 wurden die Basketballer der DJK noch zur Mannschaft des Jahres in Schweinfurt gekürt, nachdem sie zwei Saisons in Folge die Meisterschaft in der Bayernliga Nord gewonnen hatten. Nur eine Partie war in zwei Jahren verloren gegangen. Auf den möglichen Aufstieg in die 2. Regionalliga wurde beide Male verzichtet. Dem in die Jahre gekommenen Kader waren die langen Fahrten zu den Auswärtsspielen nicht zuzumuten. Der Titel-Hattrick wurde 2024 dann knapp verpasst.

Anschließend hing das Gros der Mannschaft seine Sneaker an den Nagel. Klaus Ludwig, seit über drei Jahrzehnten Basketball-Coach in Schweinfurt, liebäugelte auch damit aufzuhören und machte am Ende – mal wieder – weiter. Die Abteilung entschloss sich, freiwillig eine Klasse tiefer in der Bezirksoberliga den Neustart in Angriff zu nehmen.
Als es in Richtung Saisonstart ging, brachen Ludwig unplanmäßig noch zwei Spieler aus der früheren Mannschaft weg. So ein Neustart sei auch für einen erfahrenen Trainer nicht vergnügungssteuerpflichtig, erklärte Ludwig: "Wenn du über 30 Jahre lang erfolgreiche Mannschaften trainiert hast, mit guten Spieler, wo alles etwas einfacher war, ist es schon aufwendig, jetzt wieder bei Stufe Null anzufangen."
Jan Seume sorgt für klare Verhältnisse
Im Team sind zwei U16-Spieler, zwei U18-Spieler und einige internationale Studenten. Aus der "goldenen Ära" standen gegen Gerbrunn noch Jan Seume und Trainersohn Tom Ludwig auf dem Feld. "Man merkt, wenn die beiden auf dem Feld sind, dass mehr Routine und Sicherheit da ist", meinte der Coach. Das bekam auch das Ligaschlusslicht Gerbrunn zu spüren. Seume, mit fast 40 Jahren einer der ältesten Aktiven in der Liga, sorgte im Auftaktviertel fast im Alleingang für klare Verhältnisse. Am Ende war er mit 21 Punkten Top-Scorer des Spiels.
Anders als in den vergangenen Jahren, als das eingespielte Team aus Schweinfurter die Bayernliga dominierte, muss Ludwig jetzt aus einer bunten Mischung eine erfolgreiche BOL-Mannschaft formen. Bislang verläuft die Saison mit Höhen und Tiefen – mit vier Siegen und vier Niederlagen. Eine besondere Herausforderung ist es auch, fünf internationale Spieler in den Kader zu integrieren. Vier davon sind Studenten der THWS aus der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Syrien.
Nicht alle Spieler sprechen Deutsch
"Manche können Englisch, manche können Deutsch, manche können beides nicht", erzählte Ludwig. Zu jenen Studenten zählt der Türke Olgun Kocabasoglu, ein "überragender Spieler", wie Ludwig schwärmte. "Wäre er vergangene Saison dabei gewesen, wären wir Meister geworden." Der Türke spielte in seiner Heimat höherklassig. Gegen Gerbrunn zeigte er mit 19 Punkten eine dominante Vorstellung. "Er ist Wahnsinn – und auch ein toller Mensch von seiner Einstellung her", ergänzte Ludwig.
Trotz Kälte, Bezirksoberliga und Neustart lodert in Ludwig, dem Schweinfurter "Mister Basketball", freilich immer noch das Basketball-Feuer. "Wenn man gewinnt, macht es Spaß", sagte er grinsend nach der Partie. Angesichts der vielen Abgänge und dem Umstand, dass die Spieler seiner Mannschaft relativ kleingewachsen sind, "bin ich zufrieden, was wir gerade rausholen".
In sechs Wochen soll dann auch endlich die Heizung wieder funktionieren. "Wir trainieren gerade bei fünf Grad. Das ist nicht gut, aber wir ziehen es durch", sagte Ludwig. "Wir freuen uns jetzt dann eben auf die Auswärtsspiele." Am kommenden Wochenende, garantiert bei einer angenehmen Temperatur, kommt es zum Duell der Ex-Bayernligisten bei der TG Zell.
Basketball: Bezirksoberliga, Männer
DJK Schweinfurt – Gerbrunn Grizzlies 78:58 (30:13, 49:31, 74:43, 78:58)
Schweinfurt: Jan Seume (21 Punkte/1 Dreipunktewurf), Olgun Kocabasoglu (19), Lavr Anichin (8), Timo Bork (8), Tom Ludwig (8/1), Savion Daniels (5/1), Abdalrahman Abdul Knani (4/1), Evren Ege Özcan (3), Mohammed Asraiti (2), Ben Ackermann, Trae Harris, Luis Ratschker.