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Fußball: Bezirksliga
Treue Spieler beim TSV Gochsheim: Achtung, dies ist eine positive Fußball-Geschichte
Trotz des bitteren Abstiegs aus der Fußball-Landesliga bleiben fast alle Spieler des TSV Gochsheim in der kommenden Saison bei ihrem Klub. Warum das so ist.
Gute Stimmung beim TSV Gochsheim (vorne von links der Forster Neuzgang Marcel Memmel, Trainer Michael Herrmann und Dominik Demar).
Foto: Ralf Naumann | Gute Stimmung beim TSV Gochsheim (vorne von links der Forster Neuzgang Marcel Memmel, Trainer Michael Herrmann und Dominik Demar).
Kai Dunkel
Kai Dunkel
 |  aktualisiert: 14.07.2024 02:33 Uhr

Achtung! Dies ist eine schöne Geschichte. Eine positive, wie man gerne so sagt. Eine schöne, eine positive Fußball-Geschichte aus der Region. Es geht nicht um Missgunst oder Schuldzuweisung. Nicht um Frust oder Wut. Obwohl viele Niederlagen und ein Abstieg – immerhin aus der Landesliga, der sechsthöchsten Spielklasse – eine zentrale Rolle spielen. Besser spielen könnten. Denn irgendwie tun sie es nicht wirklich. Es geht vielmehr um Kumpels und um Freunde. Um Heimat, genauer den Heimatort, und um ein Wir-Gefühl. Es ist eine Geschichte, die gerade der TSV Gochsheim schreibt.

Es ist nur ein paar Wochen her, dass der Verein aus dem knapp 6200-Seelenort in der Relegation am Bezirksligisten SV-DJK Oberschwarzach gescheitert und aus der Fußball-Landesliga abgestiegen ist. Meist zerfällt ein Team dann mehr oder weniger. Doch beim TSV ist das anders. Ganz anders. "Alle Pässe bleiben da, es verlässt uns keiner. Und das ist erstaunlich", wundert sich Spielertrainer Michael Herrmann noch immer. "Ich war echt positiv überrascht. Nach den ganzen Abgängen vor der Saison war ja klar, dass es schwierig werden würde. Wir haben aber schon da geguckt, dass wir nahezu alles über den Teamgeist machen. Und das hat scheinbar Früchte getragen."

Es gab viele Mannschaftsabende, man ging gemeinsam essen. "Vielleicht ist auch der Kabinen-Kühlschrank der Schlüssel, denn der ist mittlerweile perfekt gefüllt mit allem, was man sich vorstellen kann", grinst Herrmann: "ACE-Saft, Sportdrink, Johannisbeersaft-Schorle, Cola, Sprite, Mezzomix. Sogar zwei verschiedene Biersorten. Das ist einfach alles drin." Ein eigenes "Befüller-Team" kümmert sich übrigens darum, dass der Kühlschrank stets gut gefüllt ist.

Hat wieder gut lachen: Gochsheims Trainer Michael Herrmann (vorne Mitte)
Foto: Ralf Naumann | Hat wieder gut lachen: Gochsheims Trainer Michael Herrmann (vorne Mitte)

Ein weiterer Teil des Geheimnisses hinter dem eingeschworenen Team ist auch, dass viele Spieler aus Gochsheim stammen oder im Ort wohnen. "Ich habe eigentlich in jeder Startelf acht Gochsheimer gehabt, sechs sind hier sogar geboren", sagt Herrmann. Und die geben für ihren Verein eben alles. "Es ist erstaunlich, wie sich alles zusammensetzt und trotzdem leistungsorientierter Sport möglich ist", findet der Trainer. "Ich glaube, in einem Ort, wo Geld bezahlt wird, wäre so eine Geschichte nicht möglich. Auch wenn uns das keiner glauben mag, aber von den Jungs bekommt keiner Geld, nicht mal Spritgeld oder sowas." Es gehe um Identifikation und die gern in anderen Zusammenhängen zitierte Herzenssache. "Das zu spüren, ist schon etwas Schönes."

Michael Hermann macht als Spielertrainer auch weiter 

Für die kommende Saison wollen sie in Gochsheim den Ball erst einmal flach halten, auch weil einige Spieler kürzer treten werden, wegen Hausbau oder Familienzuwachs etwa. "Das Ziel ist, eine ruhigere Saison mit weniger negativem Druck. Das Wort 'Aufstieg' nehmen wir nicht in den Mund. Aber wir wollen eine gute Rolle spielen", sagt Herrmann, der selbst als Spielertrainer weitermacht. Natürlich. "Für mich war klar, dass ich die Jungs auf keinen Fall im Stich lasse."

Dem Verein hatte er es offen gelassen, sich nach einem anderen Trainer umzusehen. Doch die Klubführung wollte, wie auch die Spieler, keinen neuen Coach. Im Gegenteil. Herrmann ist schließlich Teil ihrer besonderen Geschichte. Und freut sich auf die neue Saison. "Wir wollen gucken, dass wir uns individuell und als Mannschaft weiterentwickeln. Gegen viele Teams, auf die wir jetzt treffen werden, habe auch ich noch nicht gespielt."

Schon in den ersten Trainingswochen ging es wieder mit Elan zur Sache. Und mit Spaß. "Ich bin ein bisschen stolz, dass wir das als Team so hinbekommen haben, dass uns keiner verlässt, und hoffe, dass sich die Jungs mit einer tollen Saison dafür belohnen", sagt Herrmann. Es wäre das nächste Kapitel dieser schönen, dieser positiven Fußball-Geschichte beim TSV Gochsheim.

 
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