Wer mit 46 Jahren noch nervös vor seinem Einsatz ist, der muss Fußball innig lieben und leben. Frank Popp macht keinen Hehl daraus, dass er durchaus Anspannung verspürte, als er die letzten Wochen immer wieder beim Fußball-Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach zwischen den Pfosten stand. Dabei ist er eigentlich nur der Torwarttrainer der "Adler".
Allerdings hat sich die Torhütersituation beim Klub im Laufe der Saison immer mehr zugespitzt. Mit Leon Hartmann und Leo Brand fallen zwei Schlussmänner längerfristig verletzt aus, Max Kümmet lebt mittlerweile in Stuttgart und steht daher nicht immer zur Verfügung. Wohl dem, der einen top-fitten Torwarttrainer in der Hinterhand hat. Popp sprang bei einem halben Dutzend Spiele 2023 als Nummer 1 in die Bresche. Mit Bravour: dreimal hielt der Routinier seinen Kasten sauber.
"Er ist ein absoluter Glücksfall für den ganzen Verein", sagt DJK-Spielertrainer Felix Zöller. Vor zwei Jahren wechselte Popp, nach zwei Jahren als Torwarttrainer im Jugendbereich des FC 05 Schweinfurt (U16 bis U19), als Nachfolger von Daniel Kemmer nach Schwebenried/Schwemmelsbach. Zöller schwärmt vom Trainerkollegen, dem es in dieser Runde gelang – bevor die personellen Engpässe zwischen den Pfosten eintraten – ein Torhütertrio zu einem echten Team zu formen. "Das ist auf dieser Position gar nicht so einfach", betont Zöller. "Das hat Frank hervorragend gemacht."
Durchaus unorthodox ging die DJK nämlich ohne echte Nummer 1 in die Runde. Alle drei Keeper bekamen ihre Spielzeiten. Trotz der Fluktuation herrschte Stabilität. Aktuell haben nur zwei Teams der Liga weniger Gegentreffer kassiert. "Das hat echt gut funktioniert. Jeder hat gut mitgezogen", freut sich Popp über das Experiment mit drei Stammtorhütern. Qualitativ ein Luxus, den kaum ein anderer Landesligist vorweisen kann. Nächstes Jahr kommt mit Christoph Saballus ein Torwart mit Erfahrung in der Bayernliga und Landesliga dazu.
Und im Fall der Fälle steht eben der Torwarttrainer seinen Mann. "Es ist ein schönes Gefühl", sagt Popp über seine unverhofften Saisoneinsätze. In seiner Laufbahn stand der aus Wasserlosen stammende Popp unter anderem in Waldberg, Haßfurt, Schwemmelsbach und Ramsthal im Tor. Er selbst sieht sich als offensiver Torhüter, als keiner, der auf seiner Linie klebt. Popp versucht mitzuspielen, dirigiert seine Vorderleute lautstark.
Ein wenig ärgert es ihm, dass zu seiner Jugendzeit das Spiel am Ball noch nicht so im Fokus für Torhüter stand. Heute sei es fast Grundvoraussetzung, dass die Torhüter beidfüßig passen können. "Mein Spiel mit dem Fuß ist definitiv verbesserungswürdig", sagt Popp ganz selbstkritisch. "Aber das werde ich mir nicht mehr aneignen", ergänzt er und lacht. Das kleine Defizit macht er ohne Frage ohnehin durch andere Attribute weg. "Er will immer unbedingt gewinnen und ist mega konzentriert", sagt Coach Zöller anerkennend. "Ein absolutes Vorbild in Sachen Einstellung und Ehrgeiz für alle Spieler."
Im anstehenden Derby gegen die Freien Turner Schweinfurt an diesem Samstag (17 Uhr, Schwebenried) kehrt der Vorzeige-Teamplayer aber voraussichtlich erstmal wieder zurück auf seine angestammte Position als Torwarttrainer. Im letzten Saison-Heimspiel wird wohl Max Kümmet den Kasten der DJK hüten.