Pero Skoric, der einstige Juniorenweltmeister und seit Sommer 2022 Trainer des Bezirksligisten TSV Forst, kann einem dieser Tage durchaus leidtun. Denn dem Vizemeister und Kreispokalsieger der Vorsaison rennen wenige Wochen vor Beginn der neuen Runde die Spieler davon.
Szenenwechsel: Dienstagabend, keine zehn Kilometer entfernt vom Sportgelände des TSV Forst, bekommt Burhan Bayat im Trainingsspiel den Ball. Das Leder scheint dem 22-Jährigen am Fuß zu kleben. Im Vollsprint zieht er an zwei seiner neuen Teamkollegen vorbei, den Abschluss verpasst er knapp, das Energiebündel war in dieser Szene sogar für sich selbst etwas zu schnell unterwegs. Der Kreisligist Türkiyemspor Schweinfurt wird sich derweil die Hände reiben. Denn sie haben einen der talentiertesten Stürmer der Umgebung an den Hutrasen gelockt.
Die Vorbereitung startete Burhan Bayat noch beim TSV Forst
Ein Transfercoup, der sich so eigentlich gar nicht angebahnt hatte. "Das war spontan", erklärt Bayat. Die Vorbereitung begann der Torjäger, der letzte Saison mit 22 Treffern zweitbester Torschütze der Bezirksliga Ost war, noch beim TSV Forst. Im ersten Testspiel gegen den FV Rannungen/Pfändhausen/Holzhausen traf er beim 5:2 ein letztes Mal für die Forster. "Es hat nicht mehr gepasst", versucht er die Beweggründe für seinen Wechsel zu erklären. "Jeder hatte für die Saison zugesagt, doch dann kam alle eins, zwei Tage jemand, der seinen Abschied verkündete."
Nach dem in der Relegation verpassten Aufstieg brach die Mannschaft mit etwas Verzögerung förmlich auseinander. "Mit welcher Mannschaft willst du spielen? Das macht doch keinen Spaß", sagt der Stürmer. "Ich werfe mich nicht ins Feuer, wo ich keine Hoffnung sehe." Ein Stein fiel nach dem anderen. Bayat ist bereits Abgang Nummer acht. Zuvor wechselten Kenan Yeniay und Simon Rambacher zum Landesligisten FT Schweinfurt, Nico Reulein und Yannick Reinhart in selbige Spielklasse zum TSV Gochsheim, Jannis Mehler (zum Landesligisten DJK Dampfach) und innerhalb der Bezirksliga wechselte Patrick Schmidt zum FC Sand.
Burhan Bayat hat auch in der Bezirksliga seine Torjägerqualitäten bewiesen
Abwehrspieler Mert Topuz schloss sich bereits vor Bayat Türkiyemspor Schweinfurt an. Im zurückliegenden Testspiel am vergangenen Samstag konnte der TSV Forst bei der 3:5-Niederlage gegen den Kreisklassisten SG Abersfeld/Löffelsterz/Reichmannshausen gerade einmal ein Dutzend Spieler aufbieten. Für Bayat ist das Kapitel Forst geschlossen. "Pero war ein guter Trainer, für ihn tut es mir am meisten leid."
Er blickt dennoch zufrieden auf seine erste Saison im gehobenen Amateurbereich. Von 2019 bis 2022 kickte der einstige Jugendspieler der FT Schweinfurt für den A-Klassisten SG Dürrfeld/Obereuerheim, erzielte dabei unglaubliche 79 Tore in 34 Spielen. Im vergangenen Jahr hat er bewiesen, dass er auch in der Bezirksliga reichlich Tore schießen kann. "Ich weiß ja, was ich kann. Als Rechtsaußen habe ich meine Sache gut gemacht", sagt Bayat selbstbewusst. Eigentlich hätte er sich gerne noch eine Liga höher bewiesen, ein Wechsel zu einem Verein dorthin zerschlug sich aber.
Außergewöhnliches Sturmduo beim Kreisligisten Türkiyemspor Schweinfurt
Daher ging es eben noch einmal eine Klasse tiefer – für eine besondere Geschichte. "Dann steig ich halt mit Türkiyemspor in die Bezirksliga auf", sagt er forsch. "So etwas hat es hier in der Geschichte noch nie gegeben." Die Chancen dürften nicht schlecht stehen. Alleine das Sturmduo wird in der Schweinfurter Kreisliga seines Gleichen suchen. Bayat wird mit dem gleichaltrigen Emir Bas, der vor zwei Jahren noch im Profikader des FC 05 Schweinfurt stand, für mächtig Alarm im gegnerischen Strafraum sorgen.
Noch fehle es im neuformierten Team des letztjährigen Sechsten der Kreisliga Schweinfurt 1 an der Abstimmung. "Aber das kriegen wir noch hin", ist sich Bayat sicher. Immerhin kann am Hutrasen Coach Murat Akgün auf ein großes Repertoire Spieler zurückgreifen. Zehn Kilometer östlich in Forst sieht das momentan ganz anders aus.