Alfons Hölzl ist kein Schwärmer, er pflegt das überlegte Wort. Superlative sind dem Präsidenten des Bayerischen Turnverbands zuwider. Wenn er aber sagt, „das Landesturnfest in Schweinfurt war eines der Superlative“, dann muss was dran sein. Wer die vier Tage in der Stadt und in den Hallen miterlebt hat, kann es nur bestätigen: 90 000 Sportler, Besucher und Gäste haben ein Fest des Sportes und ein Fest der Weltoffenheit gefeiert. Und gezeigt: Turnen ist nicht angestaubt, Turnen ist frisch, innovativ und sexy.
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Der Deutsche Turner-Bund bekommt das gut hin, Pflege klassischer Disziplinen und Werte in Einklang zu bringen mit hippen, neuen Trends, verpackt in ein Lifestyle-Gewand. Beispiel Team Gym – ganz ehrlich, hört sich, abgesehen davon, dass es auch ganz etwas anderes ist, besser an als Mannschaftsgymnastik. Und bei der Wettkampf-Aerobic oder dem Parkour-Wettbewerb machen schon die Klamotten was her: neonbunt und körperbetont sind die jungen Menschen gekleidet, der Baumwoll-Einteiler und die Steghose haben ausgedient.
Und so rennen sie den Turnern bei den Kindern die Bude ein, in Zeiten, in denen Fußballvereine Nachwuchssorgen beklagen. Turnen ist Bewegung. Und Bewegung soll Spaß machen. In seiner neu ausgerichteten Strategie setzt der DTB, und mit ihm der BFV, auf qualifizierte Trainer einerseits, auf Trendsport andererseits. Im Idealfall binden Zeitgeist-Disziplinen Kinder und Jugendliche ans Turnen, um die Leistungsorientierteren dann zu den klassischen Geräten zu spülen.
Die Rechnung scheint aufzugehen, wenn man die vor Kindern nur so wimmelnden Hallen in Schweinfurt gesehen hat und von den Landesfachwarten hört, dass in vielen Vereinen vorübergehende Aufnahmestopps nötig sind. O.k., die Jungs zieren sich noch, Mädchen und Frauen machen 70 Prozent der 800 000 Aktiven im BTV aus. Aber was soll daran schlecht sein?