An seinem Geburtstag wird Markus Wolf nicht am Kaffeetisch sitzen, sondern mit Vertretern von Stadt und Baufirmen im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion stehen. Und schauen, was machbar ist. Machbarkeitsstudie heißt das, die läuft aktuell für einen möglichen Umbau - oder gar Neubau. Am 9. Juli ist Ortsbegehung. Nötig, weil die Zeit dann drängt, wenn der FC 05 tatsächlich Regionalliga-Meister werden und in die Dritte Liga aufsteigen sollte.
- Zum Nachlesen der Ticker aus dem Trainingslager des FC 05 Schweinfurt
Wolf erzählt, dass die Zielvorgabe sogar Zweite Liga ist für die Tauglichkeit des benötigten Stadions. Aber nicht, weil man gerade größenwahnsinnig wird im Verein, sondern weil man im Fall der Fälle nicht ständig nachbessern mag seitens der Stadt Schweinfurt, die als Eigentümer verantwortlich zeichnet. Berücksichtigt werden müssen die Verhältnismäßigkeit der Kosten zwischen Umbauten unter Denkmalschutz-Vorgaben sowie eines Neubaus, der rund 35 Millionen Euro kosten würde, so Wolf. "Wie auch immer, für uns wären beide Entscheidungen positiv."
Zum Abschluss ein 4:1 gegen die Fürther U23
Positiv sei auch das am Samstag mit einem unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Testspiel-4:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth II (Gegner am 2. Spieltag) zu Ende gegangene Trainingslager im Bayerischen Wald verlaufen. "Für den Zusammenhalt war das extrem wichtig", so Wolf, da ja immerhin zwölf Neuzugänge plus zwei A-Jugendliche in den neuen Kader zu integrieren sind. Ein radikaler Umbruch. "Der war auch nötig. Es hat einfach nicht mehr gepasst", so Wolf. "Einige waren auch zu lange da. Jetzt haben wir neue Leute, neuen Charakter. Und wie ich finde, einen sehr guten Charakter."
Bis es soweit war, habe man reichlich Überzeugungsarbeit leisten müssen. Die Konkurrenz durch Dritte Liga und Regionalliga Südwest im Buhlen um Spieler sei gewaltig, dort sitze das Geld deutlich lockerer. "Aber wir haben auch Spieler hier, die beispielsweise mit Türkgücü München im Gespräch waren, sich aber bewusst für Schweinfurt entschieden haben. Für uns spielen eben auch Umfeld, Tradition und Perspektive." Die soll eindeutig formuliert werden mit Dritter Liga.
Trotzdem sei Wolf aus dem Staunen kaum herausgekommen, wie die Verpflichtungsstrategie der Münchner als Bayernliga-Süd-Meister und Aufsteiger schon im Mai begonnen hat und erst jetzt mit dem 19. Zugang endete: Mario Erb vom Drittligisten KFC Uerdingen beendet die Personalplanungen. Der 29-jährige Innenverteidiger absolvierte für den FC Bayern II, Alemannia Aachen, die SpVgg Unterhaching, Rot-Weiß Erfurt und den KFC Uerdingen insgesamt 221 Spiele in der 3. Liga, für Aachen sechs Partien in der 2. Liga.
"Es ist beeindruckend, was die Münchner an Qualität geholt haben", so Wolf. "Aber so ein zusammengewürfelter Haufen muss sich auch erst einmal finden. Auf dem Papier ist Türkgücü Favorit, aber es wird eine spannende Saison bis zum letzten Spieltag." Dass der FC 05 durchaus gegen den Aufsteiger eine Partie verlieren können, räumt Wolf zwar ein, fordert aber an anderer Stelle höchste Effizienz: "Gegen die hinteren Mannschaften musst du einfach verlässlich deine Leistung abrufen." Letzte Saison haben die Schweinfurter ja vor allem in diesen Spielen ihre Titel-Chancen verspielt.
- Und hier geht's zum Kommentar: Diese Mannschaft kann München die Stirn bieten
Entscheidend dabei sei, wie charakterfest die Mannschaft, die sich im Trainingslager mit abendlichen Singspielen, Witze-Challenges und Kicker-Runden auch auf menschlicher Ebene deutlich näher gekommen ist, sich über die Runde hinweg präsentiere: "Es kommt auch darauf an, wie man zum Beispiel verliert. Wie gehst du als Team mit Rückschlägen um. Letztes Jahr sind wir zwischendurch in ein zweimonatiges Nirwana gefallen. So etwas darf sich nicht wiederholen."
Immerhin stellt der FC 05 Schweinfurt auch 2019/20 eine reine Profi-Mannschaft, deren Gesamt-Etat inklusive aller Nebenkosten sich auf rund 1,8 Millionen Euro beläuft. Dass die ausgegliederte Lizenzspiel-GmbH im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem von Hauptsponsor Wolf gedeckelten Minus von 700000 Euro abgeschlossen hatte, sei erwartet gewesen. Nicht aber, dass eine dritte DFB-Pokal-Teilnahme in Folge erst durch die Pokal-Niederlage am Grünen Tisch gegen die Würzburger Kickers und dann durch das Nicht-Erreichen des zweiten Platzes verpasst worden ist. "Dass uns die Pokaleinnahmen von rund 200000 Euro fehlen tut weh", so Wolf.
Erstmals steht er aber nicht alleine da, wenn es darum geht den Aufstieg in die finanziell erheblich lukrativere Dritte Liga öffentlich zu formulieren. Trainer Timo Wenzel drückt es so aus: "Wir wollen am Ende des Tages im Mai 2020 ganz oben stehen." Dabei vertraut er auf die gewachsene Qualität des Kaders. "Die ist sehr gut. Man muss freilich vorsichtig sein, wenn man sagt, die Qualität ist top und verliert dann. Aber die Mannschaft hat eine große Perspektive, mehr als letzte Saison."
Vier Neuzugänge sind noch angeschlagen
Das Trainingslager war auch für Wenzel ein großer Sprung nach vorn. "Die Mannschaft hat hier hervorragende Bedingungen gehabt. Wir haben hier Teambuilding-Maßnahmen erlebt, es existiert ein sehr guter Teamspirit. Es war ein perfektes Trainingslager." Auch der 6:0-Testspiel-Sieg gegen Landesligist FC Sturm Hauzenberg habe deutlich mehr Licht als Schatten gezeigt. Jetzt gelte es, letzte Blessuren schnell in den Griff zu bekommen. Immerhin sind von den Neuen mit Tim Danhof (Knöchel), Lukas Ramser (Knöchel), Lamar Yarbrough (krank) und Aaron Frimpong Manu (Innenband) noch angeschlagen.
Der nächste Test steht bereits am Mittwochabend (18.30 Uhr) auf dem Programm. Bei Kreisligist VfL Volkach liegt dann der Fokus vermutlich auf Toreschießen. Kontrahent Türkgücü München hat seine Offensiv-Qualitäten ja bereits mit einem 12:0 gegen Bayernligist Pullach gezeigt.