Haben Sie schon einmal ein Eishockey-Videospiel gespielt? Nein? Nun, die haben in der Regel eine ganz witzige Funktion: Krachen da nämlich zwei Spieler auf dem Bildschirm ordentlich zusammen, gibt's auch schonmal einen zünftigen Faustkampf. Dann steuert man für einen Moment keinen Eishockey-Spieler, sondern einen Boxer auf Schlittschuhen. Und zwar so lange, bis man selbst oder der Gegenüber zu Boden geht. So wenig spannend das für Sie jetzt klingen mag, so viel Wahrheit steckt in dieser kleinen Geschichte: Prügelsequenzen gehören zum Eishockey.
Konsternierter Hawks-Trainer
Martin Reichert weiß das ganz genau. Seit 42 Jahren ist der Wahl-Sylbacher als Spieler, Trainer und Funktionär beim Eishockey. Und trotzdem ist der Coach des ESC Haßfurt auch zwei Tage nach dem Derby beim ERV Schweinfurt leicht konsterniert angesichts der Gruppen-Klopperei im Icedome. „Ich musste das erstmal setzen lassen“, sagt der 52-Jährige, „habe mir Videos angeschaut und das Ausmaß wird mir jetzt erst klar. Zu einer Schlägerei kann es immer mal kommen. Aber was da passiert ist, ist etwas anderes. Dass so etwas halt beim Eishockey passiert sagen Leute, die keine Ahnung haben. Ich habe viel erlebt, genug Schlägerein. Aber was da abgelaufen ist, das war asozial.“
Reichert, der als Jugendtrainer der SG Haßfurt/Schweinfurt etliche der heutigen Mighty Dogs selbst trainiert hat, stört sich in erster Linie an der Art und Weise der Keilerei: „Emotionen gehören dazu und sind auch wichtig. Aber da gibt es eben zweierlei. Wenn ich mit zwei Mann auf einen Spieler losgehe, anderen den Schläger ins Kreuz schlage und so Zeug, da weiß ich echt nicht, welchen Ausdruck ich gebrauchen soll. Ich habe viele Aufnahmen gesehen und da sieht man deutlich, wer nicht alle Tassen im Schrank hat.“
Berndaner sieht's gelassener
Namen will Reichert keine nennen. Muss er auch nicht, sagt er doch: „Es kann nicht sein, dass die halbe Schweinfurter Mannschaft von der Bank kommt, irgendwann waren es 14 Schweinfurter und fünf von uns. Erst danach sind zwei meiner Spieler dazugekommen.“ Von der Schweinfurter Bank kam unter anderem Zdenek Vanc, dessen Privatduell mit Phillip Bates mit einem Schien- und Wadenbeinbruch sowie Riss des Syndesmosebands beim Haßfurter endete. „Da muss mich sich doch schon fragen, ob wir sowas in unserer Geselleschaft wollen. Für mich kann man nicht entschuldigen, was da alles passiert ist.“
Thomas Berndaner will die Geschehnisse weniger hoch hängen. „So etwas passiert immer wieder mal“, sagt der Trainer der Mighty Dogs, „ist in dem Ausmaß aber schon selten. Das entsteht durch viele kleine, versteckte Fouls. Wenn die Schiedsrichter nicht gleich durchgreifen, kommt es zu so einem Mist. Im Derby schaukeln die Emotionen sich halt schneller hoch. Aber es war ein Ausnahmefall. Deshalb ist es auch Blödsinn, wenn man die Kinder nicht mehr zum Eishockey schickt. Die sehen auf Youtube ganz andere Szenen aus nordamerikaschen oder osteuropäischen Ligen.
Das ist bei uns schon harmloser.“ Die Wahrnehmung des 47-Jährigen, der als Spieler und Nachwuchstrainer auch schon für die Hawks auf dem Eis stand, ist freilich subjektiv. Und eine andere als Reicherts, sagt Berndaner doch: „Es sind öfter zwei Haßfurter auf einen Schweinfurter los. Deshalb habe ich die Jungs von der Bank nicht zurückgehalten.“
Reaktionen aus den Sozialen Netzwerken
• „Echt geiles Spiel.“
• „Wir (Schweinfurt, Anm. d. Red.) haben euch mindestens 40 Minuten in eurem Drittel eingeschnürt und auch noch richtig schön die Fresse vollgehauen!“
• „Dumm.“
• „Sowas ist einfach abartig und da ist es mir egal, ob es zum Eishockey gehört. Wie viele von euch haben Kinder, denen sie ein Vorbild sein sollten?! Schämt euch!“
• „Wie auf der Playstation.“
• „So 'ne Schlägerei gehört voll dazu, davon lebt ein Derby.“
• „Er (Bates, Anm. d. Red.) ist doch selber Schuld, dass er was gebrochen bekommen hat. Wäre er nicht in die Schlägerei, hätte er nichts abbekommen!“
• „Ich finde das eher asozial!“