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Fußball: Landesliga Nordwest
Ob als Physio bei der DJK Schwebenried oder den Würzburger Kickers: "Bestimmte Dinge kannst und darfst du nicht erzählen"
Als Physiotherapeutin eines Fußballvereins arbeitet Maria Bose in einer Männerwelt. An der Massagebank erfährt sie von manchem Problem. Und auch mal ein Geheimnis.
Maria Bose, Physiotherapeutin des Fußball-Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, bei der Arbeit.
Foto: Heiko Becker | Maria Bose, Physiotherapeutin des Fußball-Landesligisten DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, bei der Arbeit.
Kai Dunkel
Kai Dunkel
 |  aktualisiert: 24.04.2024 02:48 Uhr

Wer sie sucht, findet sie oft in einem der Kellerräume im Sportheim der DJK Schwebenried. Gegenüber der von Spielern selbst eingebauten kleinen Sauna und neben dem Raum, in dem die Bälle vor den Übungseinheiten aufgepumpt werden. Wo das Klackern der Stollen auf den Fliesen zu hören ist und der Geruch von Trainingsschweiß in der Luft hängt. Dort liegt der Behandlungsraum, das Reich von Maria Bose. Die 33-Jährige arbeitet als Physiotherapeutin beim Klub aus der Fußball-Landesliga. Und ist damit eine von wenigen Frauen in diesem Job im höherklassigen Amateurfußball. 

"Ich finde es unfassbar schwer, als Frau in diesen Bereich des Fußballs reinzukommen", sagt sie. Gerade viele Amateurvereine seien skeptisch, Frauen einzustellen, "weil es schon Fälle gab zwischen Physiotherapeutinnen und Spielern", wie sie es ausdrückt. Für Bose gilt klar, Beruf und Privates strikt zu trennen. "Das funktioniert in Schwebenried bestens. Ich gehöre längst zum Haufen dazu, alle respektieren mich und meine Arbeit", sagt die Frau, die seit nun sieben Spielzeiten bei der DJK ist. Und damit länger als mancher Kicker.

Immer noch Kontakt zu einigen Spielern der Würzburger Kickers

Erste Kontakte mit dem Sport hatte die gebürtige Suhlerin in ihrer Heimat Thüringen – Rot-Weiß Erfurt ist neben Schwebenried und Altbessingen, wo sie auch als Physio arbeitet, ihr Lieblingsverein –bei einigen Amateurklubs und den Erstliga-Volleyballerinnen in Suhl. Nach Ausbildung und Studium ging es zur Bavaria Klinik nach Bad Kissingen und zur DJK, später zur Physiopraxis von Dominik Schuler, über den sie auch zu den Würzburger Kickers kam. "Unter Profibedingungen zu arbeiten, war eine tolle Erfahrung", sagt sie. Mit einigen Spielern des damaligen Regionalliga-Teams habe sie noch Kontakt. Von Felix Göttlicher besitze sie ein Trikot mit Widmung.

Sie arbeitete auch beim FC Würzburger Kickers: Physiotheraupeutin Maria Bose, hier mit Keeper Vincent Friedsam.
Foto: foto2press/Kreidler | Sie arbeitete auch beim FC Würzburger Kickers: Physiotheraupeutin Maria Bose, hier mit Keeper Vincent Friedsam.

Das liegt im DJK-Behandlungszimmer zwischen Fitnessgeräten, Gymnastikbällen und der Behandlungsliege, auf der sich Bose um Blessuren und Verletzungen der DJK-Spieler kümmert. Oft entsteht dabei eine besondere Atmosphäre, wird die Physiotherapeutin zur Zuhörerin, zum Kumpel, zum Abladeort für manch freudige Geschichte oder das eine oder andere persönliche Problem: "Es ist ein Privileg, dass sich Spieler bei mir Dinge von der Seele reden." Von Stress mit der Partnerin oder der Familie bis zu Problemen mit Mitspielern reicht die Palette. 

Wichtig sei es, das für sich zu behalten, sagt Bose. Ab und an komme es aber vor, dass sie Trainer Felix Zöller einen Hinweis gebe, sich um einen Spieler oder ein Thema etwas intensiver zu kümmern. "Aber ich würde nie jemanden verkaufen. Du musst immer abwiegen. Bestimmte Dinge kannst und darfst du einfach nicht erzählen."

Jedes Jahr beim Heavy-Metal-Festival in Wacken

Dreimal die Woche knetet und massiert Maria Bose "ihre Jungs" bei den Trainingseinheiten durch. Am Spieltag fiebert sie natürlich an der Bank mit. "Ich gucke Fußball dann anders: Humpelt einer, fasst einer sich an den Oberschenkel, so was eben." Im Laufe der Jahre hat sie einen besonderen Sinn für ihre Jungs entwickelt: "Ich erkenne oft schon daran, wie einer schreit, ob er schwerer verletzt ist oder nicht." Apropos Schreien: Musikalisch mag es Bose laut. "Ich fahre jedes Jahr zum Heavy-Metal-Festival nach Wacken."

Wenn am Sonntag Schwebenried/Schwemmelsbach auf Aschaffenburg-Leider trifft, wird sie wieder am Spielfeldrand stehen und bei Bedarf auf den Platz rennen. Und nach Spielende und in der nächsten Woche wieder einige der Jungs behandeln. Unten in ihrem kleinen Reich, wo sie bei der DJK über vieles reden und viele Blessuren kurieren, körperliche wie seelische.

Außerdem spielen in der Landesliga Nordwest an diesem Wochenende unter anderem: FT Schweinfurt – FC Fuchsstadt, TuS Röllbach – TSV Gochsheim (beide Samstag, 15 Uhr), DJK Dampfach – TuS Frammersbach (Samstag, 16 Uhr).

 
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