
Es gibt sie, die Fußballgeschichten, in denen der Chef- und Co-Trainer zu einem unzertrennlichen Duo verschmelzen. Ottmar Hitzfeld und Michael Henke lassen grüßen, Jürgen Klopp und Zeljko Buvac sowie Jogi Löw und Hansi Flick ebenfalls. In der hiesigen Fußballlandschaft gibt es auch so ein Duo. In Schweinfurt bei der Freien Turnerschaft hatten Adrian Gahn als Cheftrainer und Thilo Hetterich als sein Assistent seit 2017 ein kongeniales Duo gebildet. Das Dreamteam wurde jetzt gesprengt. Hetterich verabschiedete sich nach sieben Jahren von der Maibacher Höh'.
Was war das für eine wilde Fahrt für den Gänheimer, der in seiner aktiven Karriere als Torhüter nur in den untersten Ligen des Amateurfußballs unterwegs gewesen war? Wenn er an seine unverhoffte Karriere bei den Turnern als Co-Trainer zurück denkt, mit zwei Aufstiegen, dem Kreispokalsieg, dem Totopokalspiel gegen 1860 München und weiteren Höhepunkten, bekommt er sofort Gänsehaut, sagt der 52-Jährige im Gespräch. 2017 folgte er dem Ruf von Gahn, der als Trainer die FTS, die bis runter in die Kreisliga abgestürzt war, wieder zum Leben erwecken sollte.
Acht Jahre zuvor hatte Hetterich Gahn zu seinem Heimatverein DJK Gänheim gelockt. Für Gahn der Startschuss seiner Trainerkarriere. Es entwickelte sich eine echte Männerfreundschaft zwischen beiden. Bei der FTS wollte Gahn Hetterich an seiner Seite haben. Abteilungsleiter und Ober-Turner Ernst Gehling nickte die Verpflichtung ab.
"Ich hatte sportlich nichts vorzuweisen. Ich kam aus dem Kaff. Trotzdem hat man mir die Chance und das Vertrauen gegeben, hier etwas zu bewirken", blickt Hetterich zurück. "Wir schmissen alles, was wir hatten, rein. Wirklich alles – mit Leib und Seele." Die am Boden taumelnde erste Mannschaft der FTS wurde zum Leben erweckt. "Wir wollten damals einfach versuchen, das sinkende Schiff wieder auf Kurs zu bringen." Mission erfüllt: Es gelang der Durchmarsch von der Kreis- bis in die Landesliga.
Thilo Hetterich möchte mehr Zeit für seine Freunde haben
Für Hetterich war die Trainerlaufbahn in der Form nicht absehbar. Trotzdem behauptete er sich in einem Verein wie den Turnern – auch auf der größeren Amateurfußballbühne. "Ich war schon als Spieler nie einer, der mit großem Talent ausgestattet war", erklärt er. "Ich musste mir immer alles erkämpfen." Der Vorkämpfer der FTS bestätigte das Vertrauen der Verantwortlichen mit jahrelanger guter und authentischer Arbeit an der Seitenlinie und auf dem Trainingsplatz. Jetzt ist für ihn Schluss, er möchte einen neuen Lebensabschnitt einläuten, in dem er wieder mehr Zeit mit Freunden verbringen kann.

"Aber ich werde immer im Herzen ein Turner bleiben. Einmal Turner, immer Turner", sagt Hetterich. "Ich bin dankbar, solche guten Menschen kennengelernt zu haben. Alle im Verein wollen nur das Beste für jeden, der dort tätig ist." Er ist stolz darauf, seinen Teil der Geschichte beigetragen zu haben – Seite an Seite mit Kumpel "Adi" Gahn. "Wir wussten immer, wo die Stärken des anderen liegen", verrät Hetterich.
Wenn zurückkehren, dann mit Adrian Gahn
Das Erfolgsrezept der Zusammenarbeit war die gegenseitige Wertschätzung. Und Gehling, der stets das große Ganze im Blick hat, wie es Hetterich beschreibt. "So viele Mannschaft sind gehyped worden, weil dort irgendjemand mit Geld da war", findet Hetterich. "Da wurden dann schnell die Werte des Vereins über den Haufen geschmissen. Das ist einfach nicht gut. Die FTS ist sich immer treu geblieben."
Thilo Hetterich sich auch. Er wird erstmal die "Freiheit" ohne Fußball genießen. Falls er irgendwann auf die Trainerbank zurückkehrt, dann nur im Duo mit Adrian Gahn, versichert der Gänheimer. "Wenn überhaupt, wäre das die einzige Option."