Die Drei wollen zur Europameisterschaft. Das ist ihr großer Traum. Also einer von vielen großen, denn mit elf und 15 Jahren haben Mädchen ja allerhand Träume. Einen haben sich Emilie Brauchle, Lucia Gaag und Laura Kirschner bereits erfüllt: den von der deutschen Meisterschaft - und zwar gleich dreimal. Das Sportakrobatik-Trio vom TSV Friedberg steht im Bundeskader und genießt bei den bayerischen Meisterschaften im Rahmen des 32. Landesturnfestes in Schweinfurt eine Ausnahmestellung.
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Sportakrobatik ist eine Partnersportart, es gibt männliche und weibliche Paare, das Frauen-Trio und das Männer-Quartett. Wer gut sein will, braucht eine ausgefallene Choreografie, tänzerisches Gefühl, Körperbeherrschung und Mut. Denn: Zwischen den Tanzschritten sind Salti, Sprünge und Flickflacks gefordert. Und es fällt auf: Durch die Luft gewirbelt wird immer der oder die Kleinste. "Zwergerlwerfen" nennt Ulrike Korb, die Gymnastik-und-Tanz-Landesfachwartin im Bayerischen Turnverband (BTV), die Sportart mit humorvollem Respekt. Ihr für die Sportakrobatik zuständige Kollege Friedrich Schwarz spricht indes von "einer wunderschönen, spektakulären Sportart".
Viermal die Woche drei bis vier Stunden Training
Geturnt werden drei Übungen: der Balance-Teil, der dynamische und eine Kombination aus beidem. Das bekommen die drei Mädels aus Friedberg perfekt hin. Da sitzt jeder Schritt, jeder Spagat, jeder Sprung. "Wir trainieren vier Mal die Woche jeweils drei bis vier Stunden", erklärt Emilie Brauchle. Die 15-Jährige kommt von der Rhythmischen Sportgymnastik und ist Multitasking-Turnen gewohnt. Ihre beiden Partnerinnen haben vorher Kunstturnen gemacht. "Ballett-Training ist auch hilfreich", sagt Schwarz.
Die elfjährige Laura, das "Zwergerl", hofft, dass der hohe Aufwand für das Trio "möglichst lange funktionieren" möge. Zeit fürs Landesturnfest haben sie keine. Bereits am Morgen nach dem Gewinn der Bayerischen ging es weiter nach Wilhelmshaven zur Deutschen. Auch da werden die Mädchen wieder weitgehend unter sich sein, Jungs sind nicht nur in Schweinfurt die Ausnahme. "International gibt es mehr Jungs und Männer, aber in Deutschland gehen die lieber zum Fußball", sagt die 15-jährige Lucia Gaag.
Der Jungs-Anteil liegt in Bayern bei acht Prozent, sagt Landesfachwart Schwarz. "Deswegen haben wir früher bei Meisterschaften den Jungs schon mal Bonuspunkte zukommen lassen, um sie bloß nicht zu vergraulen." Dabei spielt in der Sportakrobatik auch Kraft eine Rolle. Ein Handstand auf einem zur Grätsche von sich gestreckten Fuß will erst einmal gestützt sein.
Unterfranken als weißer Fleck auf der Karte
Schwarz erinnert sich wehmütig an 1991, als die deutschen Männer im Vierer Vizeweltmeister waren. Hochburg war lange die Gegend um Augsburg, nur in der Fuggerstadt, in Friedberg und Weißenburg gab es Vereine. Inzwischen hat sich die Sportakrobatik auf ganz Bayern ausgedehnt - nur Unterfranken ist ein weißer Fleck auf der Karte.
Das ist, abgesehen von einer Riege aus Mainaschaff, nicht viel anders in den Wettbewerben DTB-Dance (mit Schwerpunkt Choreographie und Harmonie) sowie Gymnastik und Tanz (Tanz mit Handgeräten wie Reifen oder Bändern). Landesweit allerdings kennt Landesfachwartin Korb keine Nachwuchsprobleme. Die Titel machen die arrivierten Klubs TSV Stein, TSV Friedberg und MTV Berg unter sich aus - vor vollbesetzten Rängen in der Grafenrheinfelder Altmainhalle.
Die Ergebnisse von den Meisterschaften und Pokal-Wettkämpfen finden Sie im Internet unter www.turnfest19.de