
Wenige Sekunden, bevor Schiedsrichter Christian Keßler das Fußball-Relegationsspiel zwischen der zweiten Mannschaft der SG Eßleben/Rieden/Opferbaum und der SG Lindach/Kolitzheim um einen Platz in der Schweinfurter Kreisklasse auf dem Gelände der Freien Turnerschaft Schweinfurt abpfiff, setzte sich Gabriel Witkovsky auf ein kleines Bänkchen an der Seitenlinie. Er kramte kurz in seiner Tasche und zündete sich eine Zigarette an. Es war geschafft. Seine SG Lindach/Kolitzheim hat sich im ersten Relegations-Anlauf mit dem 3:1 (3:1) für die nächste Saison in einer der Kreisklassen qualifiziert.
Die Witkovsky-Elf gewann dank einer starken ersten Halbzeit und Torjäger Stefan Reisbeck, der letztlich den Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten machte. Schon nach 25 Minuten schnürte der Angreifer, der in der A-Klassen-Saison, in der Lindach/Kolitzheim in der zweiten Schweinfurter Staffel Dritter wurde, imposante 26 Treffer in 18 Spielen erzielte, einen Doppelpack. Andreas Kremlings Anschlusstreffer nach etwas mehr als einer halben Stunde machte Reisbeck mit seinem dritten Streich kurz vor der Pause wieder zu einem recht bedeutungslosen Tor.
"Wir haben einfach zu viele Fehler in der ersten Halbzeit gemacht", ärgerte sich Eßlebens Trainer Manuel Mauer. Lindach/Kolitzheim bediente sich einfacher Mittel, mit langen Bällen in die Spitze – und dort steht eben Stefan Reisbeck – einer, der es besonders gut kann. "Das nutzte der eiskalt", sagte Mauer in seinem Fazit anerkennend.
Eßleben lässt beste Chancen liegen
Nach dem Seitenwechsel versuchte Eßleben, der Tabellenvorletzte der Abschlusstabelle der Kreisklasse Schweinfurt 1, irgendwie noch das Ruder herumzureißen gegen dann tief und kompakt stehende Lindacher und Kolitzheimer. "Da hat man gesehen, dass wir spielerisch die bessere Mannschaft sind", betonte Mauer.
Gebracht hat es am Ende nichts, da seine Spieler einfach nicht ins Tor trafen. Johannes Schmidhuber köpfte knapp vorbei (57.), Nico Schraud schoss aus 16 Metern knapp drüber (64.), wenig später knallte er den Ball gegen Torpfosten (71.). Der etatmäßige Torhüter und nach gut einer Stunde als Feldspieler zurück-eingewechselte Daniel Vollmuth ließ eine einhundertprozentige Torchance ungenutzt (73.).
Der Trainer der SG Lindach/Kolitzheim macht weiter
Als sechs Minuten vor Ende dann Eßlebens Luca Dees den Ball mit einem wuchtigen Schuss an den Innenpfosten setzte, hätte sich Witkovsky eigentlich schon die erste "Sieger-Zigarette" anstecken können. "Am Ende haben wir verdient verloren", meinte Mauer fair. Sein Team muss jetzt den Umweg gehen und noch zwei Spiele in der Relegation für den Klassenerhalt gewinnen – das erste steht am 1. Juni ab 18.30 Uhr an. Gegner wird dann entweder Oberschwarzach/Wiebelsberg II oder Poppenhausen/Kronungen sein, deren Duell am Samstagabend in Sulzheim (18.30 Uhr) steigt.
Die SG Lindach/Kolitzheim darf dagegen den direkten Wiederaufstieg feiern. Dabei war im Vorfeld gar nicht klar, ob die Mannschaft antreten möchte, verriet der Coach – da sich viele nicht sicher waren, ob es Sinn macht, eine Klasse höher zu spielen. Die Erfahrungen des bislang letzten Kreisklassen-Ausfluges in der Saison 2019/21, mit vielen Niederlagen und am Ende nur mageren acht Punkten, steckt noch in den Köpfen.
"Wie man sieht, wollten wir hoch. Die erste Halbzeit haben wir es gut gemacht", sagt Witkovsky, der sich als waschechter Turner natürlich freute, dass die Auslosung die Maibacher Höhe als Spielort ergab. "In der zweiten hatten wir viel Glück. Noch zwei Spiele hätten wir mit unserem kleinen Kader nicht geschafft. Ich bin unheimlich stolz auf meine Truppe." Nächste Saison geht es in der Kreisklasse weiter für die SG – mit Trainer Witkovsky. "Eigentlich wollte ich ja gar nichts mehr machen, aber Fußballerherz bleibt Fußballerherz".