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Fußball: Regionalliga Bayern
FC 05 legt Aufstiegstraum auf Eis
Zwar machen die Schweinfurter im Derby in Aubstadt einen 0:2-Rückstand wett, zu mehr als einem 2:2 reicht das aber nicht. Warum es derzeit zuviel hätte, wäre, wenn gibt.
War's das? FC-05-Stürmer Adam Jabiri mochte nach dem 2:2 in Aubstadt nicht mehr davon reden, wie man Türkgücü München noch von der Tabellenspitze verdrängen könne.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | War's das? FC-05-Stürmer Adam Jabiri mochte nach dem 2:2 in Aubstadt nicht mehr davon reden, wie man Türkgücü München noch von der Tabellenspitze verdrängen könne.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:22 Uhr

Kameraden müsst ihr sein, wenn ihr Siege wollt erringen - so steht es eingebrannt auf einen Holzscheit an der Wand im Sportheim des TSV Aubstadt. Daran gehalten haben sich die Hausherren, dass es ihnen nicht zum Sieg gereicht hat, lag einzig und allein daran, dass der FC 05 den Kopf doch noch aus der Schlinge gebracht und sich ein glückliches 2:2 (1:0) erkämpft hat. Die klassische Elf-Männer-Kameradschaft half den Schweinfurtern dabei aber weniger, als ein erst nach der Pause eingewechselter und überragender Adam Jabiri.

"Der ist Wahnsinn", lobte 05-Coach Timo Wenzel den an der Hüfte verletzten zweifachen Torschützen, der sich unter Schmerzen durchgerungen hatte, seinem Team zu helfen. "Was der zusätzlich an Abwehrarbeit geleistet hat", stimmte TSV-Kollege Josef Francic mit ein. "Dass es ohne mich nicht ginge, wäre zu einfach gesagt", wiegelte der 35-jährige Ausnahmestürmer aber in aller Bescheidenheit ab. Und wurde angesichts der nun schon acht Punkte Rückstand auf Türkgücü München sogar noch demütig: "Wir wären gut beraten, nicht darauf zu schauen, was München macht."

Acht Punkte Rückstand wie im letzten Herbst

Ja, acht Punkte, die waren's im November 2018 auch, auf andere Münchner, auf die kleinen Bayern. Das Ende ist bekannt. Da nutzen den Schweinfurtern auch keine Komplimente für die beherzte zweite Halbzeit gegen München, nicht für die starke, aber verlorene Partie in Eichstätt, auch nicht für gute zweite 45 Minuten im Grabfeld. Jabiri rechnete zwar vor, dass gegen Nürnberg und Eichstätt sechs Punkte verdient gewesen wären und man dann halbwegs im Soll liegen würde, aber: Wenn es über Wochen eines "hätte,  wäre oder wenn" bedarf, dann ist es auf Dauer kein Pech, wenn die Punkte ausbleiben. "Mit der Thematik Aufstieg möchte ich mich, Stand jetzt, nicht beschäftigen", mag Wenzel die Lage auch gar nicht schön reden. "Wir sind daran selbst schuld. Man darf so eine Halbzeit wie die erste nicht spielen."

Die war nämlich die Fortsetzung zweier Entwicklungen: Während die Gäste aus Schweinfurt nahtlos an den schwarzen Oktober anknüpften, sich vorne harmlos und hinten anfällig zeigten, demonstrierten die Aubstadter mit druckvollem Offensivspiel, warum sie nach ihren vier Siegen in Folge völlig zurecht in der Spitzengruppe gelandet sind. Nach einer vorsichtigen Anfangsphasen hatten sie sich die Nullfünfer zurecht gelegt und ausgespäht, wie's geht: mit einem Maximum an Tempo. "Wir haben schon Qualität, nicht nur Glück", so Francic.

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So war die Führung für die Grabfelder nur logische Konsequenz. Dass sie eine Co-Produktion von zwei Ex-05ern war, dürfte den Schweinfurter Profis erst recht schlecht geschmeckt haben. Martin Thomanns Schuss konnte Keeper Luis Maria Zwick noch aus der Ecke holen, der Seitfallzieher des nachsetzenden Michael Kraus war aber nicht mehr haltbar - 1:0 (28.). Und der TSV setzte nach gegen einen FC 05, der nicht einmal im Ansatz seinen Rhythmus fand und bei dem Aaron Frimpong Manu auf der Zehn eine riesige Lücke ließ, weil er entweder hinfiel, foulte oder den Ball nicht kontrollieren konnte. Und so hatte Thomann mit einem 30-m-Schuss, der nur knapp vorbei zischte, sogar das 2:0 auf dem Fuß (42.).

"Wir wären gut beraten, nicht darauf zu schauen, was München macht."
Der zweifache FC-05-Torschütze Adam Jabiri nach dem 2:2 im Derby

Der FC 05 hatte vor der Pause nicht den Hauch einer Torchance. Die einzige gefährliche Szene resultierte aus einer Attacke von Aubstadts Torhüter Christian Mack und Verteidiger Dominik Grader gegen Kevin Fery, die Schiedsrichter Lothar Ostheimer als nicht elfmeterwürdig erachtete (44.). Dann brachte 05-Trainer Timo Wenzel eben doch den an der Hüfte verletzten Goalgetter Adam Jabiri - ohne den es bei den Grün-Weißen offenbar einfach nicht läuft. Und für den Gelb-Rot-gefährdeten Kapitän Stefan Kleineheismann kam mit Nikolas Pfarr ein A-Jugendlicher.

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Wirkung zeigte Jabiris Einsatz aber erst, als es bereits 2:0 stand. Thomann hatte von links mit einem Traum-Schuss in den Winkel getroffen (46.). Was Wenzel auf die Palme brachte: "Wir haben genau das auf Video analysiert. Wir haben gewusst, dass Thomann oft in die Mitte zieht und fallen dennoch darauf herein. So etwas hat auch mit Spiel-Intelligenz zu tun und damit, wie sehr ich mich mit dem anstehenden Spiel beschäftige." Dass es nicht gleichbedeutend mit der Niederlage war, lag an Jabiri, der sich nach dem Spiel auch als Einziger von den 05-Fans Applaus abholen durfte, während der Rest der Mannschaft zu hören bekam: "Wir sind Schweinfurter, und ihr nicht."

Ruck zuck war Jabiri präsent. "Er hat in zwei Minuten mehr Offensivaktionen gehabt, als die ganze Mannschaft eine Halbzeit lang", so Wenzel. Den ersten Kopfball fingerte Mack aber gerade noch zur Ecke (47.). Dann aber traf er, gleichwohl nach einem Handspiel von Steffen Behr per Elfmeter (62.). Zwar hatte der FC 05 noch einmal Glück, dass Julius Benkensteins 40-m-Bogenlampe über Zwick hinweg knapp drüber segelte (64.), doch dann Jabiris zweiter Streich: Mit dem Rücken zum Tor ans den Ball gekommen, drehte er sich um Grader und vollendete zum 2:2 (69.).

05-Keeper Zwick muss verletzt raus

Selbst den Schock, dass Zwick mit einer Muskelzerrung runter musste, verkrafteten die Schweinfurter jetzt. Der eingewechselte Jan Reichert machte im Tor seine Sache genauso gut, wie U-19-Kollege Pfarr. Der FC 05 spielte auf dem rutschigen und tiefen Platz zwar weiter wenig flüssig, aber er kämpfte wenigstens. Und wäre fast noch belohnt worden: In der Nachspielzeit zielte Gianlica Lo Scrudato nur knapp drüber. Das wäre aber auch zu viel des Guten gewesen.

Der FC 05, der wenigstens Platz drei hielt, muss sich nun schnellstmöglich mit Siegen etwas Selbstvertrauen zurückholen, will er nicht vor dem Winter noch ins Mittelfeld durchgereicht werden. "Wir können das nur alle zusammen schaffen", sagte mit Jabiri der, der trotz seiner 35 Jahre und schmerzender Verletzung vorangeht mit seinem Willen. "Jetzt müssen alle die Füße in die Hand nehmen." Aber bitte nur bildlich.

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Die Statistik des Spiels
Fußball, Regionalliga Bayern
TSV Aubstadt - FC 05 Schweinfurt 2:2 (1:0)
Aubstadt: Mack - Feser, Behr, Benkenstein, Grader - Müller - Pitter (71. Schebak), Kraus, Leicht (64. Trunk), Thomann - Dellinger (90.+2 Bieber).
Schweinfurt: Zwick (70. Reichert) - Fritscher, Kleineheismann (46. Pfarr), Billick, Lo Scrudato - Korb, Fery - Danhof, Manu (46. Jabiri), Laverty - Awata.
Schiedsrichter: Lothar Ostheimer (TSV Sulzberg). Zuschauer: 1934. Tore: 1:0 Michael Kraus (28.), 2:0 Martin Thomann (46.), 2:1, 2:2 Adam Jabiri (62./Handelfmeter, 69.). Gelb: Benkenstein - Kleineheismann, Fritscher, Billick.
 
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Kommentare
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  • G.Kneitz@gmx.de
    Glückwunsch zum Punktgewinn in Aubstadt. Weiter Gas geben und in 5-6 Jahren wird’s schon klappen mit Liga 3, solange wird der Wolf noch investieren um sich seinen Traum zu erfüllen.
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  • al-holler@t-online.de
    The same procedure as every year:
    nix werd's - auch heuer wieder nicht; und daran ist dieses mal nicht einmal nur der Emporkömmling aus München schuld, vor dem man von Anfang an Angst hatte. Es reicht offensichtlich auch gegen die - sorry, is nicht despektierlich gemeint - Dorfklubs nicht......
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