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Fußball
FT-Schweinfurt-Urgestein Ernst Gehling ärgern Besserwisser: "Blödes Gebabbel links und rechts hilft uns nicht"
Der 67-jährige Abteilungsleiter plädiert für einen respektvolleren Umgang mit dem Ehrenamt. Und fordert Menschen zum Mitmachen auf, statt nur zu meckern.
Brennt für soziale Themen: Ernst Gehling (Mitte) im Gespräch bei der Feierlichkeit zum 20-jährigen Bestehen der Schweinfurter Tafel.
Foto: Josef Lamber | Brennt für soziale Themen: Ernst Gehling (Mitte) im Gespräch bei der Feierlichkeit zum 20-jährigen Bestehen der Schweinfurter Tafel.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 15.02.2024 15:00 Uhr

Wenn ihn etwas nervt, dann kennt Ernst Gehling kein Pardon. Dann sagt er seine Meinung und scheut sich nicht vor Gegenwind. Der 67-jährige Schweinfurter ist ein Mann mit Prinzipien und bleibt diesen treu. Wie "seinem" Verein, den Freien Turnern Schweinfurt. Nach seiner Spieler-Laufbahn war er von 1991 bis 2014 Trainer des aktuellen Fußball-Landesligisten und ist heute noch Abteilungsleiter. Sozusagen der Vorturner. In den "Abseitsgesprächen", dem Fußball-Podcast dieser Redaktion, spricht Gehling über sein soziales Engagement, Besserwisser und den Rechtsruck in Deutschland. Er ist überzeugt: "Soziale Kompetenz kann man lernen."

Frage: Es wird zunehmend polarisiert: schwarz und weiß, kaum grau. Ist das noch Ihre Welt?  

Ernst Gehling: Es ist unsere Welt, da müssen wir durch. Nur im Konsens kommen wir in der Gesellschaft weiter. Blödes Gebabbel links und rechts hilft uns nicht. Es ist so leicht, gegen alles zu sein und dabei keinen Vorschlag zu haben. Man müsste beispielsweise einmal AfD-Wählerinnen und -Wählern einen Zettel hinlegen, auf den sie fünf Gründe schreiben sollen, warum sie diese Partei wählen. Es käme außer Unzufriedenheit wahrscheinlich nichts. Was passiert, wenn diese Partei in die Regierung käme? Noch können wir diesen Zug aufhalten. Ich frage Leute aber generell gerne: Mit was bringst du dich ein ins Vereinsleben oder in die Gesellschaft? Oft kommt Schweigen.

Taugen Sie als Vorbild?

Gehling: Es geht nicht um mich. Wir alle sollten weniger reden, mehr machen. Wir können einzeln die Welt nicht retten, aber jeder kann ein bisschen was machen.

Sie machen viel. Sie haben sich in Würzburg bei KIWI für die Intensivstation für Frühgeborene engagiert, jetzt sind Sie bei der Tafel in Schweinfurt aktiv. Sie bekleiden im Sport Ehrenämter.

Gehling: Ja, das Ehrenamt. Da muss die Politik respektvoller mit umgehen. Was bringt Schulterklopferei? Warum kann nicht zum Beispiel eine Kommune sagen, ihr dürft zehnmal im Jahr umsonst ins Schwimmbad? Oder nachmittags, wenn die Schüler weg sind, zwei Stunden umsonst Bus fahren. Wir würden in Deutschland nicht funktionieren ohne Ehrenamt und karitative Einrichtungen.

Und ohne sorgsames Miteinander.

Gehling: Ich erinnere mich an eine Siegerehrung beim KIWI-Turnier, bei der es so sein sollte, dass mir ein paar hundert Kinder für einen Moment zuhören. Ich habe ihnen vermittelt, dass sie dankbar sein können, überhaupt Fußball spielen zu dürfen. Dass es Kinder gibt, die allein zu Hause sitzen, keine Fußballschuhe haben oder gehandicapt sind. Ich habe sie gebeten: Nehmt euch einmal im Vierteljahr, im Halbjahr oder vielleicht auch nur im Jahr vor, Kontakt aufzunehmen mit dem Nachbarkind, das womöglich in der Straße unbeliebt ist, es zu besuchen oder zum Kindergeburtstag einzuladen. Soziale Kompetenz kann man lernen.  

 
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