Ein ganzes Jahrhundert wird beim TV Oberndorf nun bereits Fußball gespielt. Das große Jubiläum feierte die Abteilung des 1862 gegründeten Vereins bereits im Juli mit einem großen Festwochenende, unter anderem mit einem Duell der Traditionsmannschaften des TVO und des 1. FC Köln. In der Gegenwart kommt allerdings im Jubiläumsjahr keine wirkliche Feierstimmung auf.
In der Kreisklasse Schweinfurt 1 dümpelt die erste Mannschaft des TVO mit nur einem geholten Punkt aus den ersten neun Partien am Tabellenende herum. Der Rückstand auf die Relegationsränge beträgt bereits acht Punkte. Den Kopf in den Sand stecken wollen die Fußballer aus dem Schweinfurter Stadtteil aber längst noch nicht. Die Wende soll ausgerechnet im Derby gegen die DJK Schweinfurt an diesem Sonntag eingeleitet werden.
Der letzte Sieg der Mannschaft von Trainer Tobias Kraus liegt jetzt schon fast fünf Monate zurück. Der 2:1-Heimsieg damals, noch in der vergangenen Spielzeit, gegen Kellerkonkurrent SV Euerbach/Kützberg war ausschlaggebend für den vorzeitigen Klassenerhalt. Den haben sich die Verantwortlichen auch vor dieser Saison als Ziel gesetzt. "Uns war natürlich schon klar, dass es für uns nur gegen den Abstieg geht", erklärt Abteilungsleiter Holger Endres.
Die Mannschaft wird zum einen immer älter, zum anderen läuft derzeit noch der Integrationsprozess von fünf neuen Spielern, die vor der Runde vom Stadtrivalen TG 48 Schweinfurt raus nach Oberndorf wechselten. "Das ist wie im Profifußball", sagt Endres. "Bis das Zusammenspiel funktioniert, braucht es einfach seine Zeit." Die Ergebnisse der Kraus-Elf passen noch so gar nicht. Zwar hat das Team drei Spiele mit nur einem Tor Unterschied verloren, es gab allerdings auch teils gehörig auf die Mütze, wie beim 0:9 beim SV Mühlhausen/Schraudenbach.
Die Mannschaft glaubt an den Klassenerhalt
Einen sang- und klanglosen Abstieg nach fünf Jahren Kreisklasse, runter in die A-Klasse, befürchtet Endres dennoch nicht. Die Trainingsbeteiligung ist hoch. "Die Spieler sind am Trainieren und geben alles dafür, dass wir die Klasse halten." Die Köpfe hängen nach den Niederlagen zwar mittlerweile immer tiefer. "Aber der Glaube ist bei noch keinem verloren", betont Endres.
Vielleicht motiviert die Mannschaft ja auch die eigene Abteilungsgeschichte etwas. Mit der hat sich Endres, der schon 34 Jahre im Verein ist, des Jubiläums wegen zuletzt intensiver beschäftigt. "Das ist schon etwas Besonderes", sagt er mit Blick auf Vereinslegenden wie Robert Landeck, der als Spieler und später als Jugendleiter in den Fünfzigern eines der stärksten Teams der Umgebung herausbrachte. Ein Höhepunkt war auch das Spiel zum 50-jährigen Bestehen gegen Eintracht Frankfurt. "Wir können schon stolz sein auf unsere Geschichte", findet der 39 Jahre alte Abteilungsleiter.
Was die Zukunft bringt, kann auch er noch nicht genau sagen. Noch hat man in beiden Herrenmannschaften ausreichend Spieler, dass man nicht in eine Spielgemeinschaft muss. Die U 19-Mannschaft geht seit dieser Saison erstmals als SG in die Saison – mit der DJK Schweinfurt. "Es ist nicht einfach, wir beobachten das auch. Jeder Verein kämpft um jeden Aktiven", schildert Endres die Probleme im unterklassigen Fußball. Vor allem seit Corona sei die Einstellung der Spieler kaum noch zu vergleichen zu früher, findet Endres. "Es hat sich gewandelt. Jeder geht in den Urlaub wie es ihm passt. Früher stand der Fußball noch mehr im Mittelpunkt."
Jetzt steht aber erstmal das Derby im Fokus. Zur DJK Schweinfurt bestehen viele Freundschaften, die schon seit der Jugend bestehen, verrät Endres. Trotzdem soll endlich der erste Saisonsieg her. "2:1", tippt der Abteilungsleiter. "Aber ein Derby hat ja seine eigenen Gesetze – und wir kennen uns alle. Das wird ein typisches Fünfzig-Fünfzig-Spiel."