Was für eine Rückkehr auf die nationale Fußball-Bühne! Nach 15 Jahren Pokal-Abstinenz kam der FC 05, sah den SV Sandhausen, besiegte ihn mit 2:1 (0:1) – und dreht nun Ende Oktober eine Ehrenrunde. Vor allem aber war der Erfolg der Schweinfurter über den Zweitligisten eines: hochverdient. So war das ganze Drumherum nicht umsonst angerichtet: Sonnenschein, tolle Kulisse, exzellente Stimmung – alles was es eben so braucht zu einer Pokal-Sause. Wie's weitergeht, erfährt der Regionalliga-Dritte am kommenden Sonntag, da wird die Runde vom 24./25. Oktober ausgelost.
„Wahnsinn, heute geh' ich nicht mehr nach Hause“ – selten hatte 05-Stürmer Adam Jabiri, der mit seinem überragenden Auftritt den Sieg erst möglich gemacht hatte (lesen Sie dazu nebenstehenden Text), seiner Freude so Lauf gelassen. Dass Trainer Gerd Klaus das Montagstraining eisern bei 10 Uhr belässt, wird ihm am Sonntagabend grad wurscht gewesen sein. Eine zusätzliche Laufeinheit hatten ohnehin alle Schweinfurter abgeliefert. „Das ist der Adrenalinausstoß, der das möglich macht“, sagte 1:1-Schütze Marius Willsch. „Im Pokal schaltet dann das Hirn aus.
“ Ja, da haben sie geschaut, die Sandhäuser. Selbst die schnelle 1:0-Führung reichte nicht. Weil der FC 05 erst kämpfte, sich dann ein Herz fasste und nach der Pause spielte. Spielte, wie man es vom Favoriten erwartet hätte: entschlossen und auf Abschlüsse fixiert. Willsch mit abgefälschtem Schuss in den Winkel (53.) und ganz cool Steffen Krautschneider (62.) wendeten das Blatt. Und dass dieses 2:1 hielt, lag daran, dass sich die Schweinfurter entschlossen hatten, den Vorsprung nicht zu verteidigen, sondern ihn auszubauen.
Wolf liebäugelt mit weiterem Top-Stürmer
Sandhausen-Coach sauer
Doch erst einmal hatte der SV Sandhausen dem FC 05 gezeigt, dass so ein Zweitliga-Zehnter der Vorsaison was kann. Den ersten Konter zur Führung genutzt, die Gastgeber anrennen lassen, auf den entscheidenden Konter warten, ein sachliches Konzept – so sachlich waren die Baden Württemberger zuletzt bis ins Achtelfinale gegen Schalke (1:4) vorgestoßen. Nun erwischte es sie in Runde eins. Was Coach Kenan Kocak erzürnte: „Wir haben in jeder Sekunde alles für das Nichterreichen der nächsten Runde getan, wir haben alle Inhalte, die wir uns vorgenommen hatten, vermissen lassen.
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“ Gut, er musste noch auf den US-amerikanischen Torjäger Andrew Wooten verzichten, der gegen Ingolstadt noch den 1:0-Siegtreffer erzielt hatte, ehe er mit einer Oberschenkelzerrung raus musste. Mit Lucas Höler und Richard Sukuta Pasu stand aber immer noch reichlich Offensiv-Qualität auf dem Platz. Was früh zu sehen und zählen war: Höler, Daghfous, Höler – ein simpler Doppelpass und die Schweinfurter Abwehr war zum 0:1 überspielt (11.). „Das war ein 'Hallo, wach' zur rechten Zeit“, befand der Schweinfurter Linksverteidiger Herbert Paul, der mit seinen Defensiv-Kollegen bis in die Schlussphase kaum etwas zugelassen hatte. „Danach haben wir unsere Leistung auf den Platz gebracht. Man hat gesehen, was wir dann für eine gute Truppe sind.“
Sensationelle Moral
In der Pause impfte 05-Coach Gerd Klaus seiner Mannschaft eine Zusatzampulle Selbstvertrauen ein: „Ich habe gesagt: Wir gewinnen heute noch 2:1. Was wir dann gesehen haben, war eine sensationelle Moral. Es haben alle wahnsinnig geochst.“ Und sich aufs Wesentliche beschränkt: Statt quer, quer, Hacke, Spitze wie in der Regionalliga, einfach mal draufhalten. Wie Marius Willsch: Aus halbrechter Position und spitzem Winkel probiert's nicht jeder, Willsch schon – abgefälscht, drin im Winkel, 1:1 (53.). Haben sich dann gleich einige Schweinfurter gedacht: Kann ich auch – nur dass Krautschneiders Knaller von links an Tim Knippings Kopf endete (57.), Jabiris Distanzschuss an Knallers Fäusten (59.), Willschs Nachsetzen am Außennetz. Na, dann eben mal mit Hirn und Gefühl: Nach einem Luftloch von SVS-Keeper Marco Knaller erspurtete Jabiri den Ball, legte auf Krautschneider und der schob überlegt ins rechts Eck – 2:1 (62.) und Tollhaus Schweinfurt.
Unsinnig freilich: Einige der überragend anfeuernden 05-Fans brannten ein Bengalo ab. Weitaus sinniger: Die Schweinfurter Mannschaft gab sich keineswegs mit dem 2:1 zufrieden, setzte weiter auf Offensive, was Klaus mit einem interessanten Wechsel untermauerte: Für Mittelfeldspieler Nikola Jelisic Stürmer Florian Pieper – kann man mal machen, wenn man gegen einen Zweitligisten führt. Sandhausen stemmte sich erst in den letzten fünf Minuten vehement gegen die drohenden Niederlage, versemmelte aber beste Chancen. Und so feierten eben die Schweinfurter.