So hatte er sich das nicht vorgestellt. "Klar sind wir enttäuscht", gab Euerbachs Trainer Julian Grell nach der Niederlage in der Landesliga Nordwest gegen die FT Schweinfurt unumwunden zu, "aber verlieren gehört dazu". Ausgerechnet im Derby zu Hause drei Punkte liegen zu lassen schmerzte die Fußballerseele.
Die Wiedergutmachung für den verpatzten Auftritt der Vorwoche in Memmelsdorf gelang so nur teilweise. Positiv: ein Aufwärtstrend in Sachen Einstellung war zu erkennen. Besonders vor der Pause wirbelten die Einheimischen mit hohem Druck und dominierten das Spielgeschehen klar.
Ein Eigentor bringt Schweinfurt in Führung
"Da hatten wir viele gute Momente mit dem Ball und einen guten Spielzugriff", analysierte Grell. Dementsprechend sah FT-Trainer Adrian Gahn seine Felle schon davonschwimmen. "Dem hätten wir kaum über die volle Distanz standhalten können", vermutete er.
Aber es sollte anders kommen. Denn seine Mannen waren es, die den ersten Treffer markierten. Allerdings ein wenig glücklich, wie Euerbachs Torwart Christoph Saballus verriet. FT-Stürmer Dominic Popp bekam einen schnellen Ball in die Spitze, behauptet sich im Eins-gegen-Eins gegen Verteidiger Nicolas Reinhart, der auf Saballus zurückspielen wollte, diesen aber unglücklich überwand. "Ich war machtlos", stellte der Heimkeeper fest.
Euerbach fehlt die Zielstrebigkeit
Seine Vorderleute ließen sich durch diese Szene aber nicht beirren, sondern setzten ihren Sturmlauf fort. Ganz in Manier eines guten Torjägers bestach Shaban Rugovaj mit schöner Einzelleistung. Er wurde früh am 16er angespielt, behauptete sich im Eins-gegen-Eins und netzte zum verdienten 1:1-Ausgleich (35.) ein. Damit ging es auch in die Halbzeit. Für Grells Geschmack aber eine zu geringe Ausbeute.
Nach dem Wechsel tauchte dann bei den Hausherren das Phänomen der Vorwoche wieder auf. "Die Zielstrebigkeit nach vorne fehlte", fasste Grell die entscheidenden Spielszenen in Worte, "wir haben den Gegner aufgebaut". Im Gegenzug hatten die FTler besonders in Hälfte zwei einen Sahnetag erwischt. Fokussiert nutzten sie ihre Chancen, die ihnen die Gastgeber quasi auf dem berühmten Silbertablett servierten.
So sah es auch Grell, der den Gegnern Cleverness und Effizienz attestierte. Im Umkehrschluss legte er den Finger bei seinem eigenen Team in die Wunde, die von der Vorwoche noch nicht ganz verheilt war. "Wir haben uns wieder selbst um einen Erfolg gebracht", analysierte er. Sicher, beim Vergleich von Hälfte eins und zwei war der Grund deutlich auszumachen.
Mit der Einwechslung von Benni Freund, Trainer der zweiten Mannschaft, Manuel Ganz und Simon Werner bog die FT auf die Siegstraße ein. Allerdings machten die Hausherren es ihnen immer wieder leicht. Die Geschichte mit oben erwähntem Silbertablett. Besonders angetan war Gahn von den Poppschen Torjägerqualitäten. "Das 1:2 war ein Traum", konstatierte er.
Zum Zungeschnalzen der Siegtreffer also, der es laut Trainer verdient hätte, beispielsweise als schönstes Tor der Woche eingeschickt zu werden. Mit einer Flanke aus dem Halbfeld bedient, knallte Popp den Ball per Seitfallzieher volley ins lange Eck. Schöne Randerscheinung: der Torjäger hatte Geburtstag und beschenkte sich selbst mit dem Siegtreffer.
Die Freien Turner feiern in der Kabine
Keine Frage, dass das gebührend gefeiert wurde. "Wir saßen noch lange in der Kabine", verriet Gahn. Gut vorstellbar, dass es bei diesem doppelten Grund zur Feier nicht nur Limonade zu trinken gab.
Die Schweinfurter sind nunmehr seit drei Spielen unbezwungen und kletterten auf den zweiten Tabellenplatz. Dort, wo die Grell-Elf vor der Begegnung stand. Für die ist kurz Wunden lecken angesagt und Erkenntnisgewinnung, dann geht der Blick aber wieder schnell nach vorne auf die nächste Begegnung. "Wir wissen, was zu tun ist", versprühte Grell schon mal Optimismus.