
"Das will Ernst Gehling zwar nicht hören, aber so wird man zur lebenden Legende." Adrian Gahn, Trainer des frischgebackenen Bezirksliga-Meisters FT Schweinfurt, hangelte sich zwischen Überschwang und Entschuldigung am erhobenen Zeigefinger seines Abteilungsleiters vorbei. Drei Tage nach dem Titel auch den Kreispokal zu holen - da kann man schon mal feiern. "Das wird eine lange Nacht, das ist ein Tag, an dem man eigentlich seine Fußballschuhe an den Nagel hängen muss", war Gahn wie im Rausch nach dem 1:0-(1:0)-Sieg gegen den SV-DJK Oberschwarzach/Wiebelsberg.
- Zum Nachlesen die Vorschau auf das Pokalfinale
Die einzige aus dem Turner-Trupp, die das Ganze eher mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nahm, war Gahns Gattin: "Ihr feiert aber nur draußen bitte, drinnen müssen die Kinder schlafen", kommentierte sie die überraschende Nachricht, dass die Spieler bald komplett zu Hause anrücken würden. Na, ja, und - verständlich - so gar nicht anfreunden mit dem Ausgang wollten sich die beiden SV-DJK-Spielertrainer. Simon Müller haderte vor allem mit sich selbst: In der Nachspielzeit scheiterte er alleine vor Keeper Simon Mai: "Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, an ihm vorbei zu gehen." Kollege Greß blieb nur Schulterzucken: "Es hat leider nicht gereicht. Die FTS hat das schon verdient gewonnen: Wenn's bei einer Mannschaft läuft, dann läuft's eben."
Nico Siegmunds Tor entscheidet
Ja, gelaufen ist's bei den Turnern lange Zeit wie am Schnürchen. Zwar scheiterte Dominik Popp gleich dreimal (19., 28., 33.), doch dann war Nico Siegmund zur Stelle: Niklas Saal hatte sich gegen Lukas Mend durchgesetzt, als die Oberschwarzacher noch Handspiel reklamierten, staubte er zum 0:1 ab (39.). Und es hätte mit einer noch deutlicheren Führung in die Pause gehen können, doch binnen Sekunden trafen Saal und Popp jeweils den linken Torpfosten (41.).

"In diesen 45 Minuten haben wir eigentlich keine Fehler gemacht", war Gahn seinen Stürmern nicht gram. Denn hinten stand die FTS extrem sicher. Letztlich dauerte es bis in die Schlussphase, ehe die Gastgeber auch zwei Torchancen hatten. Denn selbst in Unterzahl waren die Schweinfurter bei ihren Kontern gefährlicher. In der 52. Minute hatte erst der Oberschwarzacher Andreas Mayer Gäste-Stürmer Yannik Saal als letzter Mann so zu Fall gebracht, dass die Turner kollektiv Rot forderten - das Ticket bekam dann aber Siegmund, der sich unmittelbar danach von SV-DJK-Keeper Sebastian Solf zu einer Tätlichkeit provozieren ließ.
Keine drei Minuten später hatten aber die Turner die große Chance zum 2:0. Sebastian Reinstein hatte gegen den Schweinfurter Pascal Rinbergas bereits geklärt, als er ihm noch mit der Hand ins Gesicht schlug - nur Gelb, aber Elfmeter. Doch vom Punkt aus fand Yannik Saal seinen Meister in Solf. Zwar fand Müller, "dass wir nach der Roten am Drücker waren", doch das optische Übergewicht blieb lange ohne Wirkung. In Gegenteil: Hakan Aydin (65.), Niklas Reuß (76.) und Popp (89.) hatten für die FTS die größeren Gelegenheiten, vergaben aber teils kläglich. "Die Jungs haben viele Kilometer gefressen, da ist es normal, dass vor dem Tor mal die Souveränität fehlt", entschuldigte Gahn die Seinen.

Erst Reinstein (87.) und Müller (90.+2) brachten den FTS-Sieg nochmal in Gefahr, und wie, das waren beides Hundertprozenter. "Schade, für ein Elfmeterschießen hätte ich ein gutes Gefühl gehabt", sagte Müller nach der verpassten Titelverteidigung, die wenigstens einen Trostpflaster-Scheck über 300 Euro bescherte. "Aber man muss sich um uns keine Sorgen machen, wir können das richtig einordnen. Wir spielen in der Bezirksliga oben mit, waren im Pokalfinale, das ist für uns wieder eine Top-Bilanz."
Jetzt kann der FC 05 kommen
Die der Turner freilich ist 2018/19 überragend. "Ein Double haben die Turner noch nie geholt, das ist eine unglaubliche Sache", freute sich Gegenüber Gahn über die Siegprämie von 750 Euro und die Aussicht, nun für die erste Runde auf Verbandsebene Regionalligist FC 05 Schweinfurt ziehen zu können - dann bereits als Landesligist und wohl wieder mit Rico Geiling, der kurz vor Schluss raus und wegen einer klaffenden Wunde an der Augenbraue genäht werden musste.