Was in Miesbach schon mehr als verdient gewesen wäre, stellte sich erst im Heimspiel gegen Erding ein: Nach großem Kampf belohnten sich die Mighty Dogs des ERV Schweinfurt in der Eishockey-Bayernliga mit dem ersten "Dreier" der Saison. Dabei hatten die Vorzeichen nach dem Nackenschlag am Freitag eher schlecht gestanden.
"Da kannst du eigentlich gleich daheim bleiben", hatte ERV-Kapitän Semjon Bär nach der mehr als unglücklichen 3:4-Niederlage bei Meisterschaftskandidat TEV Miesbach die Nase gestrichen voll. Und dabei ging es weniger um die Niederlage an sich, sondern mehr um die Art und Weise, wie sie zustande kam. Denn die Schweinfurter, die krankheitsbedingt nur mit zwölf Spielern angereist waren, hatten über 60 Minuten ein grandioses Spiel abgeliefert. "Nach zehn Minuten sind wir sogar nur zu elft", verwies Trainer Andreas Kleider auf den Ausfall von Nils Münzberg, der sich bei einer Kollision mit der Bande den Daumen brach und ins Krankenhaus gebracht werden musste, "kämpfst aufopferungsvoll und stehst am Ende mit leeren Händen da." Was ärgerlich genug ist, aber im Sport immer passieren kann, sorgte nur deshalb für viel Frust bei den Dogs, weil das Ganze durch etliche fragwürdige Schiedsrichterentscheidung beeinflusst wurde.
Ein Tor der Schweinfurter wird aberkannt
So wurde ein Treffer von Dylan Hood wegen eines vorausgehenden Stürmerfouls nicht gegeben, obwohl der Schweinfurter Torjäger klar die Scheibe kontrollierte. Eine Szene, die selbst dem Gegner Rätsel aufgab, der auch nach Ansicht der Videoaufnahmen kein Vergehen erkennen konnte. Kurz vor dem Ende, als die Schweinfurter trotz aller Widrigkeiten in Führung gegangen waren, gab es dann eine Strafzeit gegen Hood, die man zwar durchaus geben kann, die aber wenig in die zuvor praktizierte Spielleitung über 56 Minuten passte.
Die Folgen waren der Ausgleichstreffer und wenig später, wenn auch wieder in Gleichzahl, sogar der Siegtreffer für die Gastgeber. "Einige waren fassungslos, einige wütend, einige haben aufmunternde Worte gefunden", beschrieb Bär die Stimmung in der Kabine. "Wir werden uns die gute Stimmung in der Mannschaft aber nicht von solchen Schiedsrichterleistungen kaputt machen lassen", ging er bereits nach dem Duschen mit gutem Beispiel voran. "Man hat gesehen, dass die Mannschaft fit ist", ergänzte er mit Blick auf die Ausfälle von Joey und Jamie Akers, Nils Melchior, Marcel Grüner und Christian Masel. "Entscheidend ist jetzt, gut zu reagieren", wollte er sich auch von Komplimenten für den beherzten Auftritt beim Topteam aus Miesbach nicht trösten lassen. "Von Komplimenten halte ich nichts. Ich halte nur was von Punkten."
Vor heimischem Publikum folgt die Reaktion
Und dieser Ansage ließen die Schweinfurter keine 48 Stunden später im Heimspiel gegen den TSV Erding taten folgen. Mit allen Fehlenden vom Freitag, die allerdings ohne Training im Wochenverlauf wieder ins Geschehen eingriffen, aber ohne den verletzten Münzberg, demonstrierten die Schweinfurter gegen Erding erneut ihr großes Kämpferherz und sicherten sich beim 5:4-Erfolg den ersten Saison-„Dreier“.
Nach gutem Beginn mit einer schnellen Zwei-Tore Führung mussten die Gastgeber bis zur ersten Pause zwar noch den Ausgleich hinnehmen und verloren im zweiten Drittel etwas den Faden. Als sie zu Beginn des Schlussdrittels gar erstmals in Rückstand gerieten, stemmten sie sich aber im Kollektiv mit viel Laufbereitschaft gegen den erneuten Nackenschlag und drehten die Partie in den letzten zehn Minuten zu ihren Gunsten. "Ich freue mich riesig für die Mannschaft, dass sie sich nach so einem harten Wochenende am Ende belohnt hat. Der Spirit in der Mannschaft ist absolut top", unterstrich Coach Kleider, dass die Worte seines Kapitäns nach dem Freitagsspiel keine leeren waren.