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Schweinfurt
Eine Gala mit Glanz: 9 Felixe für den Schweinfurter Sport und ein bewegender Appell von Stargast Kristina Vogel
Lorenz Grimm, Marie Belschner und Sarah Morrison sind die Sportler des Jahres, die DJK-Basketballer die Top-Mannschaft. Und Helga Clarner wird für ihr Lebenswerk geehrt.
Stargast der Sportgala: Die 17-malige Bahnrad-Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin Kristina Vogel, die seit einem Trainingsunfall 2018 querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt.
Foto: René Ruprecht | Stargast der Sportgala: Die 17-malige Bahnrad-Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin Kristina Vogel, die seit einem Trainingsunfall 2018 querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:21 Uhr

Prince setzt den letzten Ton: "Purple Rain". Die Menschen vor der Bühne schauen aus, als wollten sie noch ein bisschen tanzen. Getanzt wird aber nicht: Es wird geredet. Über diesen Abend. Über die Sportlerinnen und Sportler der Stadt. Über bemerkenswerte Leistungen und Aussagen. Die Schweinfurter Sportgala 2023 ist eine besonders stimmungsvolle. Nicht nur, weil erstmals silberne Leuchter mit Kerzen auf den Tischen stehen.  

Auch, weil der Stargast diesmal noch ein bisschen mehr zu sagen hat, als andere seit 2005, als aus der Sportlerehrung in der Rathausdiele die Sportgala auf der Maininsel geworden ist. Kristina Vogel hat 17 Weltmeistertitel im Bahnradfahren gewonnen und zwei Olympiasiege, als sie 2018, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, im Training wegen der Unachtsamkeit eines Kollegen bei 60 Stundenkilometer schwer stürzt: Querschnittslähmung abwärts der Brust.   

Fotoserie

"Ich suche mir generell Wege für alle Lebenssituationen", sagt die 33-Jährige im Gespräch mit Moderator Sven Schröter. Und sie zitiert Pipi Langstrumpf: "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt." In ihrer "neuen" Welt ist sie neben ihrem Job bei der Bundespolizei TV-Expertin, gefragter Talk-Gast und neuerdings Kinderbuch-Autorin. Sie saß bis heuer für die CDU im Erfurter Stadtrat und hat immer noch eine laute Meinung: "Diversität und Inklusion dürfen keine Modewörter sein. Die Gesellschaft muss sich bunt aufstellen. Wir müssen Diversität und Inklusion endlich leben."  

Nur strahlende Gesichter beim Tischtennis-Training des RKV Solidarität

Männer und Frauen, queere Menschen, Menschen mit und ohne Behinderung - gemeinsam. Da klatscht Vogel bei der dritten Ehrung des Abends noch ein wenig leidenschaftlicher als bei den restlichen. Ihr Motto wird im Schweinfurter Sport gelebt: In der Kategorie Soziale Bindung geht der Felix - das kleine Bronzeschweinchen - samt Scheck (von der Stadt Schweinfurt) an die Tischtennis-Abteilung des RKV Solidarität. Peter Schmitt, einer der Vorsitzenden, erzählt von der Kooperation mit der Lebenshilfe und einem Gemeinschaftstraining für Kinder und Erwachsene, Nichtbehinderte und Behinderte. "Da sieht man nur strahlende Gesichter." 

Wenn unter anderem gleich zwei Teams geehrt werden, wird das Gruppenfoto der Schweinfurter Sportgala eben etwas breiter: alle Preisträger, die Paten der Preise und Ehrengäste auf einen Blick.
Foto: René Ruprecht | Wenn unter anderem gleich zwei Teams geehrt werden, wird das Gruppenfoto der Schweinfurter Sportgala eben etwas breiter: alle Preisträger, die Paten der Preise und Ehrengäste auf einen Blick.

Kristina Vogel ist gerührt. Ihr gefällt, dass in Schweinfurt, anders als sie das von vielen Sportgalas gewohnt ist, nicht nur Spitzensport geehrt wird, sondern in dem rund einstündigen Block vor der Felix-Verleihung auch Kinder, Senioren und Ehrenamtliche. "Alle dürfen sich eine Medaille abholen, toll." Geduldig lässt sie sich mit Groß und Klein fotografieren. Sie sagt ja: "Man muss keine Angst vor mir haben. Ich beiße nur manchmal." 

So schaut er aus, der Preis für die Schweinfurter Sportlerinnen und Sportler des Jahres: Die Bronzeschweinchen hören auf den Namen Felix.
Foto: René Ruprecht | So schaut er aus, der Preis für die Schweinfurter Sportlerinnen und Sportler des Jahres: Die Bronzeschweinchen hören auf den Namen Felix.

Eröffnet wird der trotz knapp fünf Stunden kurzweilige Abend von OB Sebastian Remelé. "Ich komme gerade aus Oldenburg von einer Sitzung. Ich bin froh, wieder im Süden zu sein, im schönsten Flecken Bayerns." So geht Rede 2.0: kurz, knackig - und ran ans Buffet zur gebratenen Ente. Musikalisch klammert erstmals das Living Contrasts Ensemble das Programm - mit wohltuenden Easy-Listening-Interpretationen bekannter Rock-Songs. Nur für die kernigeren Rhythmen bei den Vorführungen des Turngaus Schweinfurt/Haßberge und der Showtanzgarde der ESKAGE wird die Konserve geöffnet.  

Rekordverdächtig: Gleich drei Bronzeschweinchen gehen an Athleten des Ruderclubs

Dann gibt's die Felixe. Zu Beginn gleich eine Premiere: Erstmals werden in der Kategorie Sportlerin des Jahres zwei Preise (vom Schweinfurter Tagblatt) vergeben - weil die beiden jungen Frauen im wahrsten Sinne des Wortes in einem Boot sitzen. Marie Belschner und Sarah Morrison vom Ruderclub sind deutsche Jugend-Meisterinnen im Doppelzweier und erklären, was es mit der Bezeichnung Doppelzweier auf sich hat. "Da hat Jede zwei Skulls in den Händen", sagt Morrison - arge Laien täten sagen links und rechts ein Paddel. Belschner verspricht, dass "wir in Schweinfurt bleiben" - und zumindest vorerst nicht wie Teamkollege Lorenz Grimm in ein Leistungszentrum wechseln.

Die Schweinfurter Sportlerinnen des Jahres 2023: Die Ruderinnen Sarah Morrison (Zweite von links) und Marie Belschner im Gespräch mit Michi Bauer (links) von der Sportredaktion des Schweinfurter Tagblatts und Moderator Sven Schröter.
Foto: René Ruprecht | Die Schweinfurter Sportlerinnen des Jahres 2023: Die Ruderinnen Sarah Morrison (Zweite von links) und Marie Belschner im Gespräch mit Michi Bauer (links) von der Sportredaktion des Schweinfurter Tagblatts und ...

Der ist diesmal nicht anwesend, wird aber geehrt. Lorenz Grimm ist nach seinem U-19-WM-Titel im Doppelvierer Sportler des Jahres (ebenfalls vom Schweinfurter Tagblatt) - und weilt zu einem Leistungstest in Dortmund. Das Bronzeschweinchen geht dennoch in Grimmsche Hände: Sein Bruder Kilian nimmt es entgegen und verspricht: "Ich traue ihm auch in der U23 viel zu." Auch Lorenz kommt zu Wort, wenn auch nur per Video-Einspielung. "Die schönsten Momente in meinem Leben habe ich 2023 erleben dürfen. Die Olympischen Spiele heuer in Paris kommen noch zu früh für mich."

Mannschaft des Jahres (Stadtwerke) sind die Basketballer der DJK. Sie sind zum zweiten Mal in Folge Meister der Bayernliga geworden und haben zum zweiten Mal auf einen Aufstieg in die Regionalliga verzichtet. "Weil ich nur mit Schweinfurtern spielen will", erklärt Trainer Klaus Ludwig. "Eine Klasse höher müssten wir sechs Auswärtige holen, um erfolgreich zu sein." Der Preis für die Jugendarbeit (AOK) geht an den Schachklub 2000. Der zählt zu den 25 größten der Nation und liegt in einer Kategorie gar vorn: "Wir haben 17 Prozent Mädchen, Spitze in Deutschland", berichtet Melanie Sachs, die zweite Vorsitzende.

Standing Ovations für das Lebenswerk der TG-Institution Helga Clarner

Der Sonderpreis für herausragende Veranstaltungen (Sparkasse) geht an das Organisations-Team des Doppel-Events Main-City-Run/Main-City-Triathlon. Die TG 48 wird 2024 zudem die bayerische Meisterschaft im Para-Triathlon, also für Athleten mit Handicap, ausrichten. Ein weiterer Sonderpreis, ein Stipendium für Sportförderung (Next Level), geht an Faustball-Weltmeister Fabian Sagstetter (TV Oberndorf). Für ihn ist es der achte Einzel-Felix. "Unser Sportler des Jahrzehnts", sagt Schröter.

Ehrung fürs Lebenswerk: Einer der neun Felixe des Sportgala-Abends ging an Helga Clarner. Die 84-Jährige war Jahrzehnte in zahlreichen Ehrenämtern bei der TG 48 Schweinfurt aktiv.
Foto: René Ruprecht | Ehrung fürs Lebenswerk: Einer der neun Felixe des Sportgala-Abends ging an Helga Clarner. Die 84-Jährige war Jahrzehnte in zahlreichen Ehrenämtern bei der TG 48 Schweinfurt aktiv.

Heimlicher Höhepunkt des Felix-Reigens ist stets der Preis für das Lebenswerk (SWG). Der steht künftig daheim bei Helga Clarner. Die 84-Jährige wird von Standing Ovations förmlich auf die Bühne getragen. Seit 1968 ist sie Mitglied in der TG 48. Und dort seit Jahrzehnten in zahlreichen Ehrenämtern und besonders gern im Hintergrund eine Institution. "Eigentlich wollte ich nur meine Kinder zum Training bringen. Da haben sie mich gleich da behalten und gesagt: Die brauchen wir." Und wieder jubelt Kristina Vogel besonders laut. 

 
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Kommentare
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  • Robert Striesow
    Hallo,

    Ich glaube das sie Kristina Vogel geschrieben wird.

    Mit freundlichen Grüßen
    Robert Striesow
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  • Christopher Richter
    Eine Mannschaft zu ehren die zweimal in Folge auf den Aufstieg verzichtet hat in einer sich selbst zur Stadt des Sports erkorenen Gemeinde ist ein zweifelhaftes Signal. Dass das gleichwohl tolle Sportler der DJK sind steht freilich außer Frage, aber dass mit solchen Entscheidungen Schweinfurts provinzielle Bedeutung im Sport nicht verbessert wird ist auch ein Fakt. Die Politik nimmt es offenbar ackselzuckend hin. In anderen Städten sind Sportmannschaften Aushängeschilder, die von der Stadtspitze bis zum OB massiv unterstützt werden (vgl. etwa Würzburg). Dieser Preis ist gleichzeitig ein Armutszeugnis für Schweinfurt, in der die Rahmenbedingungen für Profisport so bescheiden sind. Traurig, dass man weinen könnte
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  • Robert Striesow
    Vielen Dank für den Hinweis, wir haben das korrigiert.
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