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Fußball
Ein Lichtblick für den FC Schweinfurt 05: Das sagen Stadt und Verein zum Ausbau des Sachs-Stadions
Wie lässt sich die Spielstätte im Fall eines Aufstiegs drittligatauglich machen? Sportreferent Jürgen Montag stellt das Projekt vor, die Stadträte diskutieren.
Das emotionalste Thema bei einem Ausbau: Das Sachs-Stadion soll unter anderem eine Rasenheizung bekommen.
Foto: Michi Bauer | Das emotionalste Thema bei einem Ausbau: Das Sachs-Stadion soll unter anderem eine Rasenheizung bekommen.
Michi Bauer
 und  Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 16.04.2025 02:42 Uhr

Die Debatte über den Ausbau des Sachs-Stadions in Schweinfurt im Falle eines Aufstiegs von Fußball-Regionalligist FC Schweinfurt 05 in die Dritte Liga dauerte mehr als zweieinhalb Stunden, sie wurde kontrovers geführt. Doch am Ende gab es einen Lichtblick für den Verein: Mehrheitlich entschied der Hauptausschuss des Stadtrates, den Verein mit einem millionenschweren Zuschuss zu unterstützen. Die endgültige Entscheidung fällt aber erst in drei Wochen am 29. April in der Stadtratssitzung.

FC-05-Vorsitzender und Mäzen Markus Wolf hatte in der Sitzung leidenschaftlich für den Ausbau argumentiert: "Ich verstehe, dass es schwierig ist, aber lassen Sie uns gemeinsam diese Chance für die Stadt und den Verein nutzen." Das Problem, weswegen sich die Stadträtinnen und Stadträte mehrere Stunden berieten: Die Stadt hat aufgrund ihrer finanziellen Lage im Moment keinen genehmigten Haushalt für 2025 und wurde von der Regierung von Unterfranken aufgefordert, mehrere Millionen einzusparen.

Das heißt: Wenn der Stadtrat politisch entscheidet, den im Raum stehenden einmaligen, gedeckelten Zuschuss von 3,62 Millionen Euro an die FC 05 Spielbetriebs GmbH zum Ausbau des Stadions zu gewähren, muss diese Summe an anderer Stelle eingespart werden. Auch aus diesem Grund waren unter anderem Finanzreferentin Anna Barbara Keck und Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sowie drei CSU-Stadträte gegen den Zuschuss.

Um in der Dritten Liga spielen zu dürfen, muss der mit sechs Punkten Vorsprung an der Regionalligaspitze stehende FC 05 Bedingungen des DFB erfüllen – wirtschaftlich wie strukturell. Es braucht mehr Sitzplätze, ein verbessertes Flutlicht, mehr Medienarbeitsplätze und vor allem eine Rasenheizung. Da das Stadion 1936 durch den Unternehmer Willy Sachs der Stadt gestiftet worden war unter der Prämisse, der FC 05 dürfe hier dauerhaft spielen, ist die Stadt als Besitzer für den Erhalt zuständig.

Städtischer Zuschuss in Höhe von 3,62 Millionen Euro

Bereits vor fünf Jahren gab es eine Machbarkeitsstudie durch das Architekturbüro Albert Speer & Partner aus Frankfurt. Demnach ist in dem denkmalgeschützten Stadion ein Ausbau für die Dritte Liga möglich. Sportreferent Jürgen Montag sprach von intensiven Gesprächen mit dem Verein. Der würde rund eine Million Euro investieren, unter anderem in den Ausbau der Kioske und Sanitäranlagen. Nach Angeboten, die dem FC 05 vorliegen, würde man einen Zuschuss von 3,62 Millionen Euro benötigen. Knapp die Hälfte für die notwendige Rasenheizung. Laut Montag sei das Spielfeld "in keinem guten Zustand und wurde seit 1936 nicht saniert".

Welche Voraussetzungen muss das Sachs-Stadion in der Dritten Liga erfüllen? Sportreferent Jürgen Montag stellte die Rahmenbedingungen dem Schweinfurter Stadtrat vor.
Foto: Patty Varasano (Archivfoto) | Welche Voraussetzungen muss das Sachs-Stadion in der Dritten Liga erfüllen? Sportreferent Jürgen Montag stellte die Rahmenbedingungen dem Schweinfurter Stadtrat vor.

Montag hob auch den Mehrwert eines Drittliga-Aufstiegs für die Stadt Schweinfurt hervor: Studien zeigen, dass 15 Millionen Euro mehr Umsatz auf eine Saison gerechnet in Branchen wie Hotellerie, Gastronomie oder Tankstellen erwirtschaftet werden. Der Verein rechnet in der Dritten Liga mit 5.500 Besuchern pro Heimspiel. Nicht zu unterschätzen ist auch die TV-Präsenz: Auf Magenta TV wird jedes Drittliga-Spiel live gezeigt, Zusammenfassungen in der ARD-Sportschau.

Wolf zeigte sich "freudig überrascht" von der mit 11:4 deutlich ausgefallenen Abstimmung im Hauptausschuss und "optimistisch" für die Stadtratssitzung. "Als ich vor 17 Jahren den Verein übernommen habe, hat keiner einen Pfifferling auf den FC 05 gegeben. Jetzt könnten wir zu den 56 besten Mannschaften Deutschlands zählen. Wir brauchen eine Aufbruchstimmung, getragen von einer deutlichen Mehrheit im Stadtrat."

Wolf: "Eine Symbiose schaffen wie bei Union Berlin"

Wolf will bei der Erfüllung der Lizenzauflagen die Komplettlösung. Inklusive Rasenheizung. "Ohne bräuchten wir nicht hoch." Ein Ausweichen beispielsweise nach Nürnberg würde pro Spiel 35.000 Euro Miete kosten. Lösung sollen teils als Sponsoring verrechnete Firmenleistungen sein, auch die Einbindung von Fans bei nicht sicherheitsrelevanten Arbeiten. "Wir wollen eine Symbiose schaffen wie bei Union Berlin." Um eine Million Euro wird der auf fünf Millionen bezifferte Saisonetat sinken. Man müsse über alternative Zahlungsziele nachdenken, auch einen Namensgeber für das Stadion: "Es gibt drei Interessenten."

Hat Ideen, wie der FC Schweinfurt 05 selbst große Teile des Stadion-Ausbaus stemmen könnte: Geschäftsführer Markus Wolf
Foto: Patty Varasano (Archivfoto) | Hat Ideen, wie der FC Schweinfurt 05 selbst große Teile des Stadion-Ausbaus stemmen könnte: Geschäftsführer Markus Wolf

Doppelt sensibilisiert für das Abstimmungsergebnis im Ausschuss ist Jürgen Scholl. Als Verwaltungsausschuss-Vorsitzender des FC 05 "hüpfe ich natürlich an die Decke vor Freude. Wir kämpfen seit so vielen Jahren für Stabilität und Erfolg. Es wurde viel Geld ausgegeben. Jetzt haben wir die Chance mit einer Mannschaft aus der Region. Wenn die Stadt mitspielt, wäre das ein wunderschönes Paket."  

Als Vorsitzender des Stadtverbands für Sport appelliert Scholl "dass alle zusammenstehen, über Vereinsinteressen hinaus. Es wird keine Sporttreibenden in der Stadt geben, die einen Aufstieg des FC 05 nicht gut fänden. Für den Sport in der Stadt muss genug Geld da sein. Dieses Geld wäre sehr gut angelegt: Gerade in schwierigen Zeiten ist der Sport ein wichtiges gesellschaftliches Bindeglied."

 
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  • Uwe Luz
    Ein völlig unverständlicher Beschluss. Die Gemeindeordnung gibt vor, dass die Haushaltswirtschaft wirtschaftlich zu planen und zu führen ist. Die wirtschaftliche Lage der Stadt Schweinfurt ist äußerst prekär. Ohne Einsparungen in Millionenhöhe ist bereits gegenwärtig ein rechtmäßiger Haushalt nicht darstellbar. Und jetzt sollen über die von der Regierung von Unterfranken ohnehin bereits geforderten Einsparungen in Millionenhöhe hinaus an anderer Stelle noch weitere 3,62 Millionen Euro zugunsten des Stadions eingespart werden. Das ist mit den für Kommunen geltenden Haushaltsgrundsätzen nicht vereinbar. Gibt es etwa eine ungeschriebene gesetzliche Ausnahme für den Fußball?
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  • Fred Reinshagen
    @Uwe Luz
    Es geht hier um mehr als um Fußball, der zum Standortfaktor wurde! OB Grieser hinterließ 100 Mio. Rücklagen - danach kam Misswirtschaft/LGS/Bürgerpark. Die Misere ist hausgemacht!

    SW könnte wieder bundesweit, insbesondere bei jungen Leuten & Investoren, bekannt werden. Es wäre unverzeihlich die einmalige Chance nicht zu nutzen. Ein Nein wäre Totsparen & Sterbebegleitung - siehe Matthäusprinzip!
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  • Bernd Schuhmann
    Gute Analyse!
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  • Stefan Fuchs
    Hr.Schuhmann, können Sie als neuer AfD -Bundestagsabgeordneter immer noch nicht ganze Sätze schreiben?!
    Auf Ihre erste Rede im Hohen Haus bin ich gespannt.
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  • Fred Reinshagen
    Nur noch alte Leute kennen Schweinfurt!

    Das stellt man fest, wenn man mal fernab der Region wohnt oder sich dort mit Leuten unterhält. Wir haben ja auch keine Universität - deshalb haben junge Leute SW überhaupt nicht mehr auf dem Schirm! Und die alten Leute, die die Stadt noch kennen, glauben dass bei der Krise 1992 die ganze örtliche Großindustrie pleite ging und heute nichts mehr da ist - Ein deindustrialisiertes Nest an der ehem. Zonenrenze. Auch die neue Mittellage wird nicht wahrgenommen; manche wähnen SW an der tschech. Grenze, andere in Hessen, andere in Ostdeutschland in Thüringen.

    Schweinfurt hat heute eine katastrophale Außenwirkung!
    Noch schlimmer: Die Stadt wird überregional nicht mehr wahrgenommen!
    WÜ kommt aufgrund Uni & Basketball gefühlt 100x öfters in den überregionalen Medien vor.

    Nichts erhöht den Bekanntheitsgrad einer Stadt auch nur annährend so wie Profifußball. Das Dorf Hoffenheim oder Köpenick sind heute viel bekannter als SW!
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