Zehn Punkte Vorsprung, noch keine Niederlage und 68:3 Tore: Der TSV Ettleben/Werneck II ist auf dem besten Weg, im Mai nächsten Jahres die Meisterschaft in der Fußball-A-Klasse Schweinfurt 1 einzufahren. Die ersten zehn Partien dieser Saison blieb die Reserve des Bezirksliga-Tabellenführers sogar ohne Gegentor.
Im elften Spiel aber passierte es dann doch. Den ersten "Einschlag" hat Oliver Breitenbach noch gut vor Augen: "Ein hoher Ball kam an die Strafraumkante, unser Verteidiger hat die Flanke unterlaufen und der gegnerische Stürmer den Ball dann eiskalt über mich hinweg ins Tor geschossen", erinnert sich der TSV-Stammkeeper noch an das – wie er sagt – "Traumtor" in der 71. Minute. Pascal Miera vom des TSV Grettstadt II war derjenige, der den 28-Jährigen am 3. Oktober beim Stand von 4:0 erstmals überwand. "Ich stand da etwas zu weit vor dem Tor, weil es eigentlich völlig ungefährlich war", gibt sich der TSV-Keeper selbstkritisch.
"Dass es irgendwann passiert, war ja klar. Die Saison ohne Gegentor abzuschließen, ist unwahrscheinlich. Aber in dem Spiel hatte Grettstadt bis dahin keine einzige klare Torchance. Das Tor kam aus dem Nichts", erinnert sich Breitenbach.
Gut zehn Minuten später gab es durch Tiziano Santoro gleich noch den zweiten Gegentreffer hinterher. "Der war genauso unnötig wie das erste Tor, im Endeffekt aber auch egal, weil die Serie ja vorher schon gerissen war", brachte Gegentor Nummer zwei den Keeper nicht ins Schwitzen. "Eigentlich konnten wir später darüber lachen, auch wenn es im ersten Moment natürlich ärgerlich war."
Weil die Begegnung letztlich mit einem 4:2-Erfolg für die erfolgsverwöhnte Mannschaft von Trainer Michael Lutz endete, waren die Gegentore nur für die Statistik relevant. "Unser Trainer hat sich schon etwas über die Unkonzentriertheiten bei den Gegentoren geärgert", weiß Breitenbach noch. Irgendwelche Konsequenzen, beispielsweise in Form einer Freibier-Runde für die Mannschaftskollegen, hatten die Premieren-Gegentore für den Schlussmann allerdings keine.
Gegentreffer Nummer drei gab es dann knapp drei Wochen später beim 1:1 in Eßleben – und wieder stand Oliver Breitenbach im Tor. Der hauptberufliche Feuerwehrmann sieht sich deshalb der einen oder anderen Frotzelei aus der Mannschaft ausgesetzt, natürlich auch von seinen Vertretern im Tor. Für Max Pfeuffer, Jannis Metzger, Andreas Root und Kilian Brätz steht bei ihren Einsätzen schließlich noch die Null. Was vor allem beim erst 19-jährigen Max Pfeuffer bemerkenswert ist.
"Klar muss ich mir da schon immer wieder mal was anhören", lacht der Wernecker. "So nach dem Motto: Die Tore kassiert eh nur der Oli. Wenn ein Anderer im Tor steht, spielen wir ja zu Null", weiß der Keeper aber um den Spaßfaktor dieser Sprüche. "Es ist schon witzig, dass ich alle drei Gegentore bekommen habe", lacht er. "Ich hatte auch schon gesagt, dass ich mich nicht mehr ins Tor stelle, bis jemand anderes auch ein Tor kassiert hat", geht er selbst auch humorvoll damit um.
Gibt es zur Belohnung einen Bezirksliga-Einsatz?
Der Schichtdienst bei der Feuerwehr macht es Breitenbach unmöglich, jedes Wochenende die Torwart-Handschuhe überzustreifen. "Wir haben Glück, dass wir so viele Torhüter zur Verfügung haben", weiß der gelernte Industrie-Mechatroniker auch die Arbeit von TSV-Torwarttrainer Dieter Rottmann zu schätzen. Und auch, dass die "Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, die auch schon höher gespielt haben", gut nach hinten arbeitet.
Oliver Breitenbach hofft nun auf einen Einsatz in der ersten Mannschaft, die an der Tabellenspitze der Bezirksliga Ost überwintert. "Und wenn es sein muss, dann halt erst in der kommenden Saison in der Landesliga", hätte der Schlussmann augenzwinkernd quasi als Belohnung für seine tolle Quote in der Reserve gerne mal eine Nominierung von Cheftrainer Mario Schindler. Wohl wissend dass der mit Jakob Memmel und Kilian Brätz "zwei sehr gute Torhüter" zur Verfügung hat und er selbst eben berufsbedingt immer wieder mal ausfällt.
Oliver Breitenbach und seine drei Ziele
Bis Saisonende heißt es für ihn, die Gegentore im einstelligen Bereich zu halten. "Das ist klar sehr optimistisch. Aber wenn man bedenkt, wie es bisher gelaufen ist und was für eine starke Mannschaft wir auch in der Breite haben, dann ist das schon machbar. Wir werden alles dafür geben, dass es bei einer ähnlichen guten Leistung wie bisher bleibt", hat die Nummer 1, die seit frühester Jugend im Tor des TSV Werneck steht, weiterhin wenig Gegentore, die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisklasse fest im Visier.
Bis zur möglichen Doppelmeisterschaft ist es aber noch ein paar Monate hin. Gefeiert wird dennoch schon mal, wenn auch nur den Jahresabschluss. "Am 23. Dezember treffen wir uns alle am Sportheim zum Glühweinabend", hat der Feuerwehrmann diesen "Löscheinatz" schon fest im Kalender stehen.