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Rudern
Deutsche Meister! Zwei Schweinfurter Ruderer sorgen für Furore
Lorenz Grimm und Julian Waller holen bei den deutschen Junioren-Meisterschaften  zwei Titel in die Kugellagerstadt. Warum sich die beiden jungen Sportler nahezu perfekt ergänzen.
Perfekt aufeinander abgestimmt: Die neuen Deutschen Juniorenmeister Julian Waller (links) und Lorenz Grimm vom Ruderclub Schweinfurt.
Foto: Steffen Krapf | Perfekt aufeinander abgestimmt: Die neuen Deutschen Juniorenmeister Julian Waller (links) und Lorenz Grimm vom Ruderclub Schweinfurt.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:13 Uhr

Das vergangene Wochenende fühlte sich für den Schweinfurter Ruder-Club an wie Weihnachten, Silvester und Ostern auf einmal, berichtet der Vorsitzende Egid Schlessing noch drei Tage später, am Mittwochnachmittag, euphorisiert auf dem Klubgelände. Die Schweinfurter Ruderfamilie hatte sich dort coronakonform versammelt, um ihrer jungen Sportler für deren jüngste Ergebnisse zu ehren – und außerdem wollte man noch die "Götter gnädig stimmen".

Bei den deutschen Juniorenmeisterschaften im Rudern, ausgetragen vom 24. bis 27. Juni auf dem Baldeneysee in Essen, lief ein Schweinfurter Quartett zu Höchstform auf. Fine-Marie Nüchter schaffte es in der Altersklasse Junioren A (U 19) im Vierer ohne Steuermann mit Ruderinnen aus anderen bayerischen Vereinen über den Hoffnungslauf bis in das A-Finale am Sonntag, also unter die besten sechs Boote. Ebenfalls ins Finale ruderte ihr Vereinskollege Paul Philipp bei den Junioren B (U 17) im Leichtgewicht – im Doppelzweier zusammen mit dem Nürnberger Lukas Belzl und im Doppelvierer ebenfalls mit Belzl sowie zwei weiteren bayerischen Ruderern.

Doppelsieg im Einer

Um Podestplätze konnten Nüchter und Philipp am Finaltag jeweils nicht mitfahren. "Jeder Ruderer wäre froh einmal im A-Finale zu stehen", findet der Vorsitzende Schlessing: "Das war für beide ein Riesenerfolg."

Für die Titel sorgten dann die "Überflieger" des Vereins, wie Schlessing die beiden 16-jährigen Schweinfurter Lorenz Grimm und Julian Waller betitelt. Im Doppelzweier holten sich Grimm und Waller gemeinsam den Deutschen Meistertitel bei den Junioren B. Im Einer war ebenfalls kein Vorbeikommen am Schweinfurter Duo. Grimm stand als neuer deutscher Meister auch dort ganz oben auf dem Podest, Waller ein Treppchen darunter als Vizemeister.

"Wir wussten eigentlich schon nach 300 Metern, dass wir das Rennen gewinnen werden."
Lorenz Grimm, Deutscher Juniorenmeister im Rudern

Mit diesen Erfolgen haben sich die beiden Talente qualifiziert, Ende September beim Baltic Cup im deutschen Nationaltrikot für die U 19 an den Start gehen zu dürfen.

Für die beiden Jugendlichen war die deutsche Meisterschaft auch die Krönung ihrer harten Arbeit während der Corona-Zeit, in der sie ihr Training voll durchgezogen haben, auch wenn kaum Regatten stattfinden durften. In diesem Jahr durften die beiden Ruderer erst einmal im Wettkampf aufs Wasser, im österreichischen Linz, um zumindest einmal ihren aktuellen Leistungsstand zu erfahren.

Das perfekte Rennen

"Der Druck am Sonntag war schon groß", blickt Grimm zurück auf die Titelkämpfe in Essen. Im Halbfinale erzielte der Schweinfurter Doppelzweier die beste Zeit im gesamten Feld. Im Finale setzte das Duo noch einen drauf. "Das war das beste Rennen, das wir je gefahren sind", berichtet er: "Wir wussten eigentlich schon nach 300 Metern, dass wir das Rennen gewinnen werden. Unser Plan ist voll aufgegangen. Das war das perfekte Rennen."

Gut drei Stunden später ließ Grimm im Einer seinen Freund und Teamkollegen Waller und die übrige Konkurrenz hinter sich. "Ich bin am Start nicht so gut weggekommen", blickt Waller zurück. Nach 1000 Metern war er Dritter, auf den letzten 300 Metern schob er sich noch vor auf Platz zwei.

"Man freut sich, wenn man gewinnt, aber man ärgert sich auch für den anderen mit", erklärt Grimm den vereinsinternen Wettkampf inmitten der Deutschen: "Aber Gold und Silber ist das beste, was uns passieren konnte."

"Das war eine richtig große Erleichterung, das jetzt geschafft zu haben. Das war für uns die Belohnung für die letzten zwei Jahre Training", befindet Grimm. Im vergangenen Jahr waren die Meisterschaften durch Corona ausgefallen.

Motivationskünstler Dominik Blattert

Wie er sich über die gesamte Zeit, die meiste Zeit ohne Aussicht auf Wettkämpfe, immer weiter motivieren konnte, weiß Grimm selbst nicht so recht. Wichtig sei es gewesen, dass die beiden sich als Trainingspartner hatten und sich gegenseitig zu Höchstleistungen trieben.

"Lorenz ist im Kopf extrem stark. Wenn er sich etwas vornimmt, fährt er es auch so. Auch wenn die Beine brennen, schafft er es noch das letzte bisschen herauszuholen", beschreibt Waller seinen Teamkollegen. Vom Rudertypus her seien sie grundverschieden. Waller ist eher der Sprinter, Grimm kommt über die Streckenlänge. Im Doppelzweier ergänzen sie sich auch deshalb perfekt. In drei Jahren, in denen sie gemeinsam fahren, "baute sich einfach ein Vertrauen auf", betont Grimm.

Einen gewichtigen Anteil an den eingefahrenen deutschen Meisterschaften darf sich auch Trainer Dominik Blattert auf die Fahnen schreiben. "Seine Rennansprachen sind richtig geil", hebt Grimm die Motivationskünste des "Meistertrainers" hervor: "Nach der Besprechung mit ihm vor dem Finale im Doppelzweier hatten wir keine Zweifel, dass wir das Ding gewinnen. Er hat uns gut heiß gemacht."

Ein Schweinfurter Quartett sorgte bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften vergangenes Wochenende in Essen für Furore. Von links: Fine-Marie Nüchter, Julian Waller, Lorenz Grimm, Paul Philipp.
Foto: Steffen Krapf | Ein Schweinfurter Quartett sorgte bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften vergangenes Wochenende in Essen für Furore. Von links: Fine-Marie Nüchter, Julian Waller, Lorenz Grimm, Paul Philipp.

Und Blattert hält große Stücke auf seine Schützlinge: "Lorenz ist ein Megatalent, das wahrscheinlich im Rudern nicht so oft auftaucht. Julian hat körperlich unglaublich gute Voraussetzungen. Da haben sich einfach zwei gefunden, die sich hier im Training richtig die Kante geben. So ehrgeizig wie die in ihrem jungen Alter sind, das muss man erst mal hinkriegen."

Verspätete Bootstaufe

Als Randgeschichte oder kleines Kuriosum fand am Mittwoch auch noch die verspätete Bootstaufe des Doppelzweiers von Waller und Grimm statt. Erst 14 Tage vor der deutschen Meisterschaft war das Boot in Schweinfurt eingetroffen. Der Aberglaube lässt es eigentlich nicht zu, mit einem ungetauften Boot aufs Wasser zu gehen, findet Schlessing, schließlich wolle man die Götter nicht gegen sich aufbringen. Die aber zeigten sich offensichtlich gnädig.

Nächster Halt ist nun der Baltic Cup an der Ostsee. Die Schweinfurter Ruderfamilie wird mit ihren Talenten dann wieder geschlossen mitfiebern. "Das wird ein riesiges Erlebnis für die beiden", ist sich Schlessing sicher. Vorher richtet der RC selbst am 24. und 25. Juli auch noch die Bayerische Meisterschaft aus.

 
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