Vor 78 Tagen verließen die Fußballer des SV Stammheim den Rasen in Strahlungen mit hängenden Köpfen, die ein oder andere Träne kullerte. Der SVS hatte nach vier hart umkämpften Relegationsspielen die historische Chance in die Bezirksliga aufzusteigen verpasst. "Dem verpassten Aufstieg trauert hier keiner nach", erklärt der neue Stammheimer Trainer Christian Pohli. Der 41-Jährige, im Vorjahr noch im Diensten des Kreisklassisten TV Oberndorf, hebt die Einstellung und den Trainingsfleiß der Mannschaft hervor, die ohne große Pause nach der Relegation in die Saisonvorbereitung starten musste.
„Das ist eine geschlossene Gemeinschaft, hier auf dem Land merkt man, dass alle zusammenhalten.“ Vielleicht klappt es ja im nächsten Anlauf mit der Bezirksliga. Zumindest reihen sich die Stammheimer schon früh in der Saison wieder in die Spitzengruppe in der Kreisliga Schweinfurt 1 ein. Gegen den bis dahin noch ungeschlagenen TV Jahn Schweinfurt fuhr die Pohli-Elf auf heimischen Rasen, passenderweise am Stammheimer Kirchweihwochenende, einen hochverdienten 5:3-Sieg ein.
Nach nicht einmal 60 Sekunden spitzelte Luca Dietrich das Leder auf fünf Metern zum frühen 1:0 ins Schweinfurter Tor. Stammheim drückte weiter, verpasste es jedoch trotz vieler Chancen, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Das rächte sich vor der Pause. Nach einem Eckball köpfte TV-Spielertrainer Dominik Barth zum überraschenden 1:1 ein (34.). Kurz vor der Pause traf er sogar zum 1:2 (43.).
In der Kabine schwor Pohli seine Spieler ein, an den ersten 30 Minuten anzuknüpfen, verriet er nach Abpfiff. „Das haben sie dann gut gemacht, sind dran geblieben und haben das Tempo hochgehalten“, lobt der Coach seine Elf, die durch Patrick Hartmann schließlich den überfälligen Ausgleich erzielte. Keine zehn Minuten später drehte die Heimelf das Spiel: ein satter Schuss aus 18 Metern des eingewechselten Philipp Seißinger schlug genau im Toreck ein. In der Schlussphase staubte Hartmann mit seinem zweiten Treffer – aus allerdings stark abseitsverdächtiger Position – zum scheinbar vorentscheidenden 4:2 ab.
Hektische Schlussphase
Der Jahn, der in einer hektischen Schlussphase das ein ums andere Mal etwas die Nerven verlor, verkürzte nach einem schnellen Angriff und einem trockenen Abschluss von Barth noch einmal auf 4:3. Eine Aufholjagd blieb aber aus, auch da sich Schweinfurt mit einer Zeitstrafe (Denis Haliloglu, 90.+1) selbst schwächte und in der Nachspielzeit zunächst das 5:3 durch Nicolas Wirsching und anschließend noch eine Gelb-Rote Karte für Michael Maksimov kassierte.
„Wir sind im Soll, wir sind zufrieden“, sagte Stammheims Pohli nach der Partie über den Saisonstart. Vor der Brust hat Stammheim jetzt zwei Spitzenspiele – gegen den Zweiten Grettstadt und das Derby gegen Unterspiesheim. „Ich hätte mir ein, zwei Punkte mehr gewünscht“, sagt dagegen Jahn-Coach Barth. „Es ist nicht einfach, wir haben viele junge Leute. Aber wir geben weiter unser Bestes.“