
Was für eine Geste der Schweinfurter Fans: Mit einem Spruchband ("Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung") und drei Porträts gedachten sie Verstorbener. Aus den Boxen die Böhsen Onkelz: "Nur die Besten sterben jung." Gestorben ist zwei Stunden und eine 1:2-Niederlage gegen Bayern München II später der Drittliga-Traum des FC 05 nicht. Einen Dämpfer erfahren hat er.
Ohne dass sich größere Betroffenheit hätte ausmachen lassen bei den Protagonisten. Von verlässlichen Reaktionen auf Rückschläge wurde gesprochen, als seien sie Bestandteil der Liga-Statuten. Kalkulationen, die Kickers könnten nach dem Derby in zwei Wochen punktgleich in die letzten beiden Spiele gehen, stehen inmitten zur Schau gestellter Zuversicht wie Säulen einer Verschwörungstheorie. Also wolle man den Ballast schlechter Nachrichten weglächeln – und den daraus resultierenden Druck.
Emotionen als Ersatz für verlorene Souveränität
Sich diesem Druck stellen sollte mit breiter Brust sowie einer wohldosierten Mischung aus Analyse und Leidenschaft, wer sich von maximal ungünstigen Rechenbeispielen nicht einschüchtern lassen will. Der Grat zur Leichtfertigkeit ist dort ein schmaler, wo der mögliche Verlust eines über Monate erarbeiteten Vorsprungs bagatellisiert würde. Eine Gefahr, die nicht aus unglücklichen Momentaufnahmen resultiert, sondern aus einer von Zwischenhochs kaschierten Entwicklung.
Der FC 05 hat seine Leichtigkeit verloren. Mit ihr die Qualität, sein Spiel mit Selbstverständlichkeit durchzudrücken. Wie das Spitzenreiter halt so tun. Die Schweinfurter funktionieren auf den letzten Metern einer bemerkenswerten Saison offenbar nur, wenn sich Emotionen entwickeln. Wenn der Zündfunke da ist. Ihn am Glimmen zu halten, ist die Aufgabe von Trainer Victor Kleinhenz.