
22 Mann rennen einem Ball hinterher - und manchmal pfeift der Schiedsrichter. Fußball könnte einfach sein, doch das ist es nicht, zumindest nicht für Trainer Tobias Strobl im Falle des Fußball-Regionalliga-Duells seines FC 05 Schweinfurt mit dem FC Bayern München II, das am Dienstagabend ab 19 Uhr im Sachs-Stadion steigt. Für ihn spielt der sprichwörtliche "zwölfte Mann" eine große Rolle, als er auf dieses wichtige Kräftemessen einschwört. "Ich hoffe, dass das ein Heimspiel wird, in dem uns die Fans zu 100 Prozent unterstützen, auch wenn es mal nicht so läuft - und dass auch die Haupttribüne hinter uns steht. Die Gegengerade wissen wir hinter uns, was uns sehr stolz macht. Diese positive Energie könnte den entscheidenden Unterschied machen."
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Unterschiede gibt's zwischen beiden Teams derweil zuhauf. Während der Ex-Profi Martin Demichelis in der Landeshauptstadt ein Team aus jungen, meist mehr oder minder gerade der Jugend entwachsenen Spielern geformt hat, das bislang erst ein Mal verloren und 30 Punkte aus 13 Spielen geholt hat, musste sich Strobl mit seinen gestandenen Profis schon öfters mit teils herben Rückschlägen beschäftigen. Zuletzt hatten die Nullfünfer aber - nach ihrem 6:0 gegen Schalding-Heining, das das Zählerkonto auf 25 anwachsen ließ - frei. Die Bayern-Reserve durfte ran, siegte mit 3:1 gegen den TSV Rain/Lech.
Die Defensive ist gefordert
Unterschiede, die auch Kevin Fery vergessen machen möchte - mitsamt des Rechenspiels, dass der FC 05 bei einer Niederlage, sollte Bayreuth zeitgleich beim FC Augsburg II gewinnen, schon acht Punkte Rückstand auf die beiden Teams an der Spitze hätte. Übrigens mit einem recht lapidar klingenden Mittel, das es aber erst einmal umzusetzen gilt: "Wir brauchen eine andere Zweikampfhärte, um den Münchenern den Schneid abzukaufen und sie nicht ins Spiel kommen zu lassen. Anders als andere Teams wollen sie ja mitspielen. Ich freue mich jedenfalls riesig, gegen so eine Mannschaft zu spielen. Solche Spiele waren immer welche, in denen wir als Mannschaft auch da waren. Deswegen mache ich mir da gar keine Gedanken."
Wenngleich der 27-Jährige und sein Coach unisono betonen, dass es doch ein "Spiel wie jedes andere" sei, sind die Voraussetzungen anders: Die Gastgeber konnten nach der coronabedingten Absage des Auswärtsmatches in Unterhaching, so Strobl, "trainieren, was uns guttut". Im Klartext: Noch ein paar zusätzliche Impulse für die "Intensität in beide Richtungen und die Zweikämpfe" geben, um "das Spiel zu gewinnen - egal wie".
Schließlich kann's gegen die variabel agierende Münchner Zweite schnell brenzlig werden - Situationen, in denen Fery als "Sechser" ganz besonders gefordert ist. "Natürlich ist das ein anderes Spiel als gegen defensive Gegner", so der Erzieher, der aber nicht glaubt, gegen die Bayern-Jungspunde sein Zweikampfverhalten umstellen zu müssen. "Wir wollen uns natürlich anpassen, aber auch das eigene Spiel durchdrücken", fügt Strobl an. "Wir haben nun neue Erkenntnisse gewonnen, wollen jedoch mit der bestmöglichen Aufstellung auch extrem dominant und selbstbewusst auftreten." Kein Teil dieser Aufstellung wird neben den Langzeitverletzten Vitus Scheithauer und Martin Thomann auch Malik McLemore sein, der sich Anfang vergangener Woche einen Bänderriss im Knöchel zugezogen hat.
Strobl mit "gutem Bauchgefühl"
Dass manch einer vor dem Match gegen die Zweitvertretung des Rekordmeisters die tabellarische Situation als Basis für ein etwaiges Zwischenzeugnis heranziehen will, passt dem 33 Jahre alten Coach indes gar nicht. "Welcher Spieltag ist? Wir geben das Bestmögliche, damit wir uns nichts vorzuwerfen haben. Wenn am Ende die Bayern verdient gewonnen haben, dann ist es so. Dann sind wir immer noch nicht abgeschrieben. Eine Niederlage wäre nicht optimal, aber auch kein Weltuntergang. Ich habe ein gutes Bauchgefühl, aber es ist definitiv noch nichts entschieden. Egal, in welche Richtung."
Und doch: Eine Pleite wäre - nach gut einem Drittel der Saison - Gift für die Ambitionen des Regionalliga-Meisters, wenngleich Spieler und Verantwortliche nicht laut darüber nachdenken wollen. Für sie bleibt eher zu hoffen, dass die Fans den entscheidenden Unterschied machen - zugunsten des Fünften gegen den Ersten, der schon oft eine lautstarke Supporter-Schar mitgebracht hat.