Was war jetzt der schönere Moment? Die jubelnden Spieler und Fans des künftigen Kreisklassisten SG Castell-Wiesenbronn zu sehen zwischen wilder Bier-Spritzerei und bengalischen Feuern? Oder wie der FC Garstadt um seinen tief traurigen Spielertrainer Jens Hart nach der 1:2 (0:1)-Niederlage und dem Abstieg in die A-Klasse von den überwiegend weiblichen Fans leidenschaftlich getröstet wurde? Irgendwie beides berührend – und genau deswegen ist die Relegation ein so wunderbarer Höhepunkt nach einer langen Fußball-Saison.
Für beide Mannschaften zu lang, da waren sie sich einig. "Es kann doch nicht sein, dass man zweieinhalb Wochen warten muss auf so eine Entscheidung", war Hart sauer auf die späte Ansetzung dieser sechsten von insgesamt sieben Kreisklassen-Relegationspartien. "Das lange Warten war eine Katastrophe", meckerte auch SG-Coach Christian Löbel. Da müsse sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) "etwas einfallen lassen". Nun, die letzten drei Tage Wartezeit waren ja eher auf das Wetter gegangen, unwetterartige Regenfälle am Samstagabend hatten für eine Neuansetzung gesorgt.
Positives Denken zeichnet Castell-Wiesenbronn aus
In der letztlich der größere Wille entscheidend gewesen sei, sagte Löbel. "Beim 1:1-Ausgleich habe ich gedacht, jetzt kippt das Spiel. Doch dann haben wir gezeigt, was uns die ganze Runde über ausgezeichnet hat: positiv zu denken." Ja, der Dritte der A-Klasse Schweinfurt 2 war spielerisch eher die zweite Geige, in der Zweikämpfen jedoch griffiger. Und profitierte beim Siegtreffer durch einen harmlosen Kuller-Schuss von Matthias Fuchs von einem schlimmen Patzer des FC-Keepers Maurice Ment (84.). "Ein Spiegel der ganzen Saison", nannte Hart diese entscheidende Szene. "Wenn man solche Dinger kassiert, wird es schwer gegen einen individuell starken Gegner."
Dabei schien Vieles nach Plan zu laufen. Nach dem 1:0 für Castell durch Pascal Paul (14.) passierte nicht mehr viel in dieser überschaubaren Partie. Bis Max Doepfert kurz nach der Pause zum 1:1 traf. Und anschließend Garstadt, das vor zwei Jahren in der Relegation aufgestiegen war, mehr Körner zu haben schien. "Wir haben es verpasst, den Todesstoß zu setzen", sagte Hart, der insgeheim auch auf eine Verlängerung und dann größere Kraftreserven der Seinen spekuliert hatte.
Gartstadter Bundesliga-Vergleich verstärkt den Schmerz
"Wir sind absolut am Boden, der Schmerz sitzt tief", konnte er seine Tränen in den Augen kaum verbergen. 35 Punkte hatten für den Ligaverbleib nicht gereicht. "Hochgerechnet auf einen Bundesliga-Spielplan waren das über 39 – damit steigt man nicht ab." Dass er nächste Saison mit seinem Team gleich wieder aufsteigt, wollte er noch nicht behaupten. "Nachdem wir im Winter Störenfriede aussortiert haben, lief es ganz gut. Wir haben eine intakte Mannschaft, aber ob die Qualität reicht, muss man abwarten."
Auch Löbel, pitschepatsche nass von den diversen Getränkeduschen seiner Spieler, äußerte sich vorsichtig zur Zukunft der SG Castell-Wiesenbronn, die vor drei Jahren freiwillig aus der Kreisliga runtergegangen war. "Wir befinden uns im Aufbau. Das wird ein ganz schwerer Weg. Aber wir gehen ihn." Trotz des Spieltags unter der Woche versprach er eine lange Nacht: "Kann gut sein, dass einige am Mittwoch etwas später zu arbeiten anfangen."
Fußball: Kreisklassen-Relegation Schweinfurt
SG Castell-Wiesenbronn - FC Garstadt 2:1 (1:0)
Castell-Wiesenbronn: Scheufens – Prechtel, Meyer, Kümmel, Kreßmann – Düll, M. Fuchs – Kreß, Paul, Sebald – Herrmann. Eingewechselt: D. Fuchs, Müller, Kaul.
Garstadt: M. Ment – Reichert, Braun, P. Ment, Mauder – Hart – Doepfert, Köth, Klein, Grömling – Pfister. Eingewechselt: Lender, Gehring, Akkal.
Schiedsrichter: Christian Wetz (TSV Goßmannsdorf). Zuschauende: 599 (in Volkach). Tore: 1:0 Pascal Paul (14.). 1:1 Max Doepfert (49.), 2:1 Matthias Fuchs.