Zwei Wochen – länger war die Sommerpause für Benjamin Brand nicht. Nach der Bundesliga-Saison war der smarte Unterfranke als vierter Offizieller beim DFB-Pokal-Endspiel in Berlin im Einsatz, bestritt dann die U-21-Europameisterschaft in Polen als Torrichter, um kürzlich beim Audi-Cup des FC Bayern auch mal ein Spiel in der Allianz Arena zu leiten – was ihm als bayerischer Schiedsrichter in der Liga verwehrt bleibt. „Der ganz normale Wahnsinn“, sagt Brand zur Intensität seines Berufs in den letzten Monaten. Mal ein Spiel abzulehnen, das ist in der Schiedsrichter-Branche aber nicht üblich.
Grundsätzlich kann er natürlich glücklich sein, wie er sich in den zwei Jahren seit seinem Aufstieg in die Bundesliga im Alter von gerade mal 26 Jahren als Referee etabliert hat und seine ruhige, klare Art, Spiele zu leiten, Anerkennung findet.
Das Vorhaben, in Teilzeit noch zusätzlich zu arbeiten, hat der Betriebswirt wieder fallen lassen. Sechs Monate lang war er nebenbei als Trainee bei einer Bank tätig, nun konzentriert er sich ausschließlich auf den Beruf Schiedsrichter. Der fordert ihn voll, schon wegen der vielen Reisen. „In diesem Jahr werde ich auf rund 100 Nächte im Hotel kommen“, sagt Brand.
Mit seinen 28 Jahren hat er schon einiges erlebt und gelernt. Auch den Umgang mit öffentlichen Debatten über Fehlentscheidungen wie seine Gelb-Rote Karte gegen Marco Reus im letzten Dezember. Oder mit der Welle der Empörung in Frankreich über die Schiedsrichterleistung, nachdem Paris Saint-Germain im März mit einem 1:6 beim FC Barcelona trotz des 4:0-Sieges im Hinspiel aus der Champions League ausgeschieden war. Brand war Torrichter im Gespann von Deniz Aytekin.
Der Unterfranke bucht den intensiven Abend im Stadion Camp Nou genauso unter wertvolle Erfahrung wie den letztlich unvermeidlichen Spielabbruch vor ein paar Wochen im Zweitliga-Auftaktspiel zwischen Heidenheim und Aue, als der Ball nach Starkregen und Hagel nicht mehr rollte. „Alle solchen Erlebnisse stärken die Schiedsrichter-Persönlichkeit und man kann in wiederkehrenden Situationen auf die gesammelten Erfahrungen zurückgreifen“, sagt Brand.
Wenn gesundheitlich alles gut geht, dann kann er bis zum Erreichen der Altersgrenze für Schiedsrichter in der Bundesliga noch fast 20 Jahre pfeifen. Deswegen muss es für ihn auch keine Eile mit dem nächsten Ziel haben: auf die Liste der deutschen Fifa-Schiedsrichter zu kommen.
Benjamin Brand erklärt, wie der Videobeweis funktioniert