Ziemlich genau zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass der Schweinfurter Verein SV Bergl von der Bildfläche verschwunden ist. Der 1960 gegründete Klub hatte im Herbst 2014 seine Auflösung beim Registergericht beantragt. Das Vereinsheim und das städtische Sportgelände in der Euerbacher Straße wurden damals direkt vom FV Türkgücü Schweinfurt übernommen. Somit blieb auch ein Stück Schweinfurter Sportgeschichte erhalten.
Die Fußballplätze am westlichen Ende der Stadt versprühen einen ganz eigenen Flair – umrandet von Sonnenblumenfeldern und Schilf scheppert und kracht es, wenn auf der Bahnstrecke ein Regionalzug in Sicht- und Hörweite vorbeifährt. Und auf dem Spielfeld haucht der FV Türkgücü, der seit dem Umzug an die Euerbacher Straße stets zwischen A- und Kreisklasse pendelt, dem alten SV-Bergl-Platz neues Leben ein. Die besten Zeiten kommen vielleicht erst noch.
Im vergangenen Jahr wurde das Team von Trainer Murat Odlukaya mit 25 Siegen und nur einer Niederlage in 26 Spielen bei einem Torverhältnis von 111 zu 20 in beeindruckender Manier Meister. Das Ankommen in der Kreisklasse verläuft aber noch holprig – oder besser gesagt: zeitverzögert. Schon zu Jahresbeginn hatet der Verein beim Verband Spielverlegungen für den kompletten August beantragt. In der Hauptferienzeit sind beim Klub, bei dem überwiegend Menschen mit Migrationsgeschichte spielen, traditionell kaum Spieler in Schweinfurt.
So kommt eine jetzt etwas ungewöhnliche Situation zustande, dass die Odlukaya-Elf Anfang September im Schweinsgalopp seine Spiele nachholen muss. Dem Heimspiel gegen den TSV Poppenhausen war zwei Tage zuvor eine 0:3-Heimniederlage gegen den SV Schnackenwerth vorausgegangen. Fünf weitere Partien folgen im restlichen September. Sportlich gesehen darf der Aufsteiger aber erstmal durchschnaufen.
Schon am Dienstag geht es für Türkgücü weiter
Gegen Poppenhausen konnte der Klub den zweiten Sieg im vierten Saisonspiel in der Kreisklasse Schweinfurt 1 einfahren. Hintenraus wurde es aus Gastgebersicht noch einmal unnötig spannend. Türkgücü vergab in beiden Hälften Chancen in Hülle und Fülle und verzockte in der Schlussphase beinahe die eigentlich komfortable 3:0-Führung. Bis auf 3:2 kamen die Gäste noch ran. Es sollte gutgehen am Ende. "Wir müssen uns noch an die Liga gewöhnen", erklärt Odlukaya. "In der Kreisklasse wird man bei individuellen Fehlern sofort bestraft."
Am Dienstag geht es bereits weiter mit dem Derby, wieder auf heimischen Platz, gegen die DJK Schweinfurt. Das Pensum gehe schon auf die Knochen, sagt der Trainer. Die Herausforderung nimmt der Klub jedoch an. "Unser ist Ziel ist natürlich, wieder aufzusteigen. Wir haben das Potenzial dazu", sagt Odlukaya selbstbewusst. Dabei helfen sollen, wie es seit Jahren geschieht, auch Geflüchtete, die im Team und im Verein integriert werden. Das sei nicht immer einfach, alleine wegen der sprachlichen Barrieren, erklärt Odlukaya. "Aber Fußball verbindet."
Das gilt beim FV Türkgücü Schweinfurt jetzt seit fast sechs Jahrzehnten. Das Vereinsjubiläum des 1965 gegründeten Vereins wird nächstes Jahr groß gefeiert. "Hoffentlich mit dem Aufstieg", sagt Odlukaya nochmal und hofft dafür sicher auf weniger Chancenwucher und weniger individueller Fehler in seiner Abwehr.
Fußball: Kreisklasse 1, Schweinfurt
FV Türkgücü Schweinfurt – TSV Poppenhausen 3:2 (2:0)
Türkgücü Schweinfurt: B. Aydin – Süss, Redzic, Dobra, k. A., Hamo, Zeba, Tsaroumis, Ohuro, Sebastiao, Yeniay. Eingewechselt: Alija, H. Aydin, Hanif.
Poppenhausen: Eck – Wolf, Zeiler, Stephan, Dorn, Wolf, Heinze, Eckert, Häußler, Haas, Weber. Eingewechselt: Schmitt, Pfaff, Ludwig.
Schiedsrichter: Behxet Mehana (Gemünden/Seifriedsburg). Zuschauende: 100. Tore: 1:0 Kamilo Ohuro (25.), 2:0 Hasan Hamo (37.), 3:0 Aaron Hanif (65.), 3:1 Patrick Pfaff (75.), 3:2 Jan Wolf (87.).