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Fußball: Landesliga Nordwest
"Auch wenn wir vielleicht zu 99 Prozent auf die Schnauze fallen"– Ist die FT Schweinfurt bereit für den Aufstieg?
Sportleiter Ernst Gehling über die Infrastruktur, die Klubphilosophie und warum man beim FC 05 und der Stadt fast auf Knien Bitten und Betteln muss.
Sieht den möglichen Aufstieg in die Bayernliga als Zugabe: FTS-Abteilungsleiter Ernst Gehling.
Foto: Anand Anders | Sieht den möglichen Aufstieg in die Bayernliga als Zugabe: FTS-Abteilungsleiter Ernst Gehling.
Kai Dunkel
Kai Dunkel
 |  aktualisiert: 10.04.2024 02:47 Uhr

Sieben Spieltage vor Ende der regulären Saison steht die FT Schweinfurt hinter dem TSV Karlburg (1./59 Punkte) mit 47 Zählern auf Tabellenplatz 3 der Fußball-Landesliga Nordwest. Vom Aufstiegs-Relegationsplatz, auf dem momentan der TSV Großbardorf steht, trennt die Schweinfurter nur das derzeit schwächere Torverhältnis. Der erstmalige Sprung in die Bayernliga ist also für die FTS, die am Samstag, 06. April, auf der Maibacher Höh' (15 Uhr) auf Aschaffenburg-Leider (14./31) trifft, weiterhin in greifbarer Nähe. Aber ist der Verein für den Fall des Aufstiegs gut aufgestellt? Wir haben mit FTS-Abteilungsleiter Ernst Gehling gesprochen.

Frage: Wie sehr fiebert die FTS auf einen Aufstieg hin?

Ernst Gehling: Im Prinzip könnte der Aufstieg eine Zugabe sein, wenn wir die nächsten Spiele besser auf die Reihe bekommen, als die bisherigen im Jahr 2024. Aber der Aufstieg wird nicht speziell anvisiert von uns, er war vor der Saison ja auch nicht als Ziel ausgegeben.

Es wäre der Höhepunkt der Vereinsgeschichte …

Gehling: Sportlich wäre es für uns natürlich herausragend. Wir haben ja noch nie in der Bayernliga gespielt. Aber wir sehen das total locker. Auch weil wir wissen, dass es auch Gefahren birgt, wie die Beispiele Coburg oder Geesdorf zeigen. Gerade Geesdorf ist sehr ins Risiko gegangen und wo sind sie heute? Die mussten sich aus der Liga abmelden und sind mehrere Schritte zurückgegangen. Wir wollen unserer Jugendabteilung und Selbständigkeit nicht durch so etwas in Gefahr bringen.

Sind die Rahmenbedingungen bei der FTS Bayernliga-tauglich?

Gehling: Nein. Wir müssten ja tausende Euro allein für die weiteren Busfahrten aufwenden, hätten dagegen aber kaum mehr Heim-Zuschauerinnen und -Zuschauer. Und wenn ich unsere Trainingsbedingungen sehen, dann sag' ich: Der FC 05 Schweinfurt beschwerte sich vor wenigen Jahren noch, weil er kein eigenes Stadion hat oder nicht mehr Unterstützung von der Stadt bekommt. Was sollen wir da sagen? Wir sind mit Abstand der größte Fußballverein in der Stadt Schweinfurt, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche zu integrieren und in den Trainingsbetrieb zu bringen. Wir haben drei aktive Mannschaften und klopfen seit 30, 40 Jahren immer wieder an. 1989 hatte ich ein Gespräch mit der Stadt, um einen Kunstrasenplatz zu bekommen. Und was ist passiert? Wir haben bis heute keinen. Wir haben nicht mal im Ansatz die Aussicht auf eine entsprechende Trainingsmöglichkeit. Ich übertreibe jetzt mal etwas und sage es bewusst sarkastisch: Wir müssen immer kämpfen und bitten und betteln, ja fast auf Knien kriechen und beim FC und der Stadt um Gnade winseln, um da vielleicht irgendwo mal eine Stunde trainieren zu können. Also aus diesem Blickwinkel betrachtet, sind wir nicht bayernliga-like aufgestellt. Anderseits wissen das der Verein und die Spieler aber ja auch. Darum würden wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, in der Bayernliga mitzuhalten. Wohl wissend, dass es sauschwer sein wird.

Reicht die Kaderqualität oder müsste man Spieler von auswärts holen?

Gehling: Wir würden es mit der Aufstiegsmannschaft probieren und nicht gucken, wo sind neue Spieler am Markt, da sind wir uns alle im Verein einig. Auch wenn wir so vielleicht zu 99 Prozent auf die Schnauze fallen. Wenn wir von auswärts Spieler bekommen, die sagen, sie wollen bei uns mitmachen, nach unseren Spielregeln, dann nehmen wir auch gerne den einen oder anderen sportlich ambitionierten auf. Aber wir werden garantiert niemanden mit Geld zu uns locken, wenn Spieler wie Popp oder Öztürk, der fast 20 Jahre schon bei uns spielt, keines bekommen. Wir werden unsere Philosophie nicht über den Haufen schmeißen und sagen: Jetzt holen wir uns den Torschützenkönig vom Verein X. Wie wollen wir das den 15, 16 Jugendteams samt ehrenamtlichen Trainern und Betreuern verklickern, dass wir plötzlich für ein, zwei Spieler oben Geld ausgeben? Das machen wir nicht!

In der BFV-Fairnesswertung ist die FTS derzeit Zweiter. Sind Sie zu brav für den Aufstieg?

Gehling: Ich schaue da auch immer drauf. Und ich bin ganz stolz, dass man das miteinander verbinden kann. Das zeigt doch, dass es geht sportlich sehr erfolgreich zu sein und trotzdem fair aufzutreten. Das gilt ja zum Beispiel auch für Karlburg. Die sind sportlich und in der Fairnesstabelle Erster – und wir sind da eben auch ganz weit vorne.

Außerdem spielen an diesem Wochenende in der Fußball-Landesliga Nordwest unter anderem: DJK Dampfach – ASV Rimpar (Samstag, 16 Uhr) und DJK Schwebenried/Schwemmelsbach – TSV Unterpleichfeld (Sonntag, 15 Uhr).

 
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