Sieger haben leicht reden. Aber Amar Suljic, der mit seinem Treffer zum 1:0 überhaupt erst das Tor zum Viertelfinale aufgestoßen hatte, will man es glauben, wenn er sagt: "Ich war zwar sauer über das späte Gegentor. Aber ich habe, wir alle haben gewusst, dass wir dieses Elfmeterschießen gewinnen. " Und warum? "Ganz einfach: Weil wir es verdient hatten." Daran wiederum gibt es überhaupt keine Zweifel: Mit seiner stärksten Saisonleistung schaltete Regionalliga-Primus FC 05 den Drittliga-Dritten FC 04 Ingolstadt absolut leistungsgerecht aus. Das Neue beim achten Pflichtspiel-Sieg in Serie: Die Schweinfurter zeigten ihre Qualität erstmals über die kompletten gut 90 Minuten.
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"Wir haben einen unglaublichen Rückenwind, wir sind physisch stark und im Kopf. Wir sind einfach gut drauf", wollte Suljic, der Ex-Ingolstadter gar nicht aufhören mit dem Eigenlob, das an diesem magischen Fußball-Abend im Willy-Sachs-Stadion auch überhaupt nicht stank. "Und wir sind so breit aufgestellt, dass der Kräfteverschleiß sich auch nicht auf die Liga auswirken wird", prognostizierte er gleich noch eine Fortsetzung der Serie am Samstag gegen Memmingen.
Dabei sei der 21-Jährige, so sein Trainer Timo Wenzel, gar keiner, der abhebt: "Trotz seiner Jugend war er gegen sein altes Team überhaupt nicht übermotiviert, er hat das richtig gut gemacht. " Nicht nur wegen des Abstauber-Tores zum 1:0, das ihm Adam Jabiri fußgerecht serviert hatte (68.). "Amar ist ein Spieler mit sehr viel Potenzial, er ist aber noch lange nicht da, wo wir ihn sehen", ist sich Wenzel sicher, ein Juwel an Land gezogen zu haben.
Die Jungen zeigen keine Nerven
Nicht das einzige wohlgemerkt. Mit Pius Krätschmer, Benedict Laverty, Tim Danhof oder auch Gianlica Lo Scrudato verfügen die Schweinfurter über weitere Anfang-Zwanziger mit hohen Leistungsprognosen, die jetzt schon Stammspieler-Status genießen und in so einem K.o.-Spiel gegen einen wiederaufstiegswilligen Zeitliga-Absteiger überhaupt keine Nerven zeigten. Bezeichnend, dass Krätschmer den entscheidenden Elfmeter überzeugend verwandelte, nachdem vorher 05-Keeper Luis Maria Zwick gegen Patrick Sussek gehalten hatte. Bezeichnend auch, dass die junge Schweinfurter Mannschaft den unglücklichen und nicht verdienten Ausgleich durch Fatih Kaya in der vierten Minute der Nachspielzeit verkraftet hatte.
"Wir haben gesagt: Wir stellen uns dieser Mannschaft. Und das haben die Jungs bravourös gemacht", sagte Wenzel. "Wir haben mit Mentalität und Leidenschaft gespielt, auch sehr gut verschoben." Fürwahr ließen die Schweinfurter 80 Minuten lang kaum etwas zu. Sie machten die Räume eng, zogen sich zu einer kompakten Einheit zurück, um dann wieder überfallartig anzugreifen. Das war kein Konterfußball eines lauernden Außenseiters, das war Tempofußball einer Mannschaft auf Augenhöhe.
Natürlich hatten die Ingolstadter mit Sussek, Bilbija, Pintidis und Kaya vier U-19-Spieler in der Startelf, die Defensive aber war erste Wahl, mit Maximilian Beister und Stefan Kutschke kamen zudem Leistungsträger von der Bank. Weswegen Gäste-Coach Jeff Saibene auch nur kurz anmerkte, "dass man gemerkt hat, dass Jugendspieler dabei waren", ansonsten aber erkannte, "dass wir uns in einer Negativspirale befinden. Wir waren sehr wohl vorbereitet auf einen so guten Gegner."
Vielleicht aber auch nur auf die fußballerische Qualität und nicht so ganz auf die Körpersprache und Zweikampf-Konsequenz der Nullfünfer, die dann, als Ingolstadt alles auf eine Karte setzte, auf Dreierkette umstellten, sich auch in der sich entwickelnden Abwehrschlacht nie hektisch wurden. Der Ausgleich war schließlich mehr Zufallsprodukt. "Die Jungs wissen, dass man gegen Jeden gewinnen kann, wenn man solche Tugenden an den Tag legt", so Wenzel, der nur einen Wermutstropfen zu beklagen hatte: Lamar Yarbrough musste nach einem Schlag aufs Schienbein schon nach acht Minuten raus, ein MRT soll rasch Klarheit bringen, ob Schlimmeres passiert ist. Die Lücke in der Innenverteidigung schloss mit Stefan Kleineheismann ganz abgeklärt ein "alter Hase".
Adam Jabiri mit Konter-Qualitäten
Zwei andere Routiniers bewiesen in der jungen Mannschaft Führungskompetenz. Sascha Korb räumte dank seiner Pferdelunge alles ab, was den früh attackierenden Offensivspielern durchrutschte, und Adam Jabiri bereitete keine 120 Sekunden nach seiner Einwechslung das 1:0 vor - ja, mit einem unwiderstehlichen 30-Meter-Spurt. "Wenn der alte Junge kommt, ist er da", witzelte Wenzel. "Ich habe ja immer gesagt, dass ich ein Konterstürmer bin", bewies auch der 35-Jährige Humor.
Völlig emotionslos beantwortete derweil Wenzel die Frage nach einem Los-Wunsch fürs Viertelfinale. Während Suljic sich "die Würzburger Kickers" auserkoren hatte ("wir haben vor keinem Gegner Angst"), war es seinem Trainer "egal, wer da jetzt kommt. Pokalspiele sind immer 50:50-Spiele." Eine interessante Partie wäre ein erneutes Kräftemessen mit dem unterfränkischen Rivalen aber allemal. 2018 hatte der FC 05 die Roten zwar mit 3:1 bezwungen, dann aber wegen eines Verstoßes gegen die U-23-Regel am Grünen Tisch verloren. Und dieser Stachel sitzt immer noch tief.