Schweinfurt 8, Rosenheim 0. Viel extremer hätte dieser Schweinfurter Sieg im ersten Regionalliga-Spiel nach der 3:6-Klatsche gegen Bayern München II nicht ausfallen können. Doch ausgerechnet Rosenheims Trainer Florian Heller rückte dieses 8:0 (3:0) der Heimelf hernach in ein ganz neues Licht.
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"Wir haben eine beschissene Trainingswoche gehabt. Am Montag mussten wir das Training abbrechen, weil wir gemerkt haben, dass drei Mann Grippe-Symptome hatten und gar nicht fähig waren, zu trainieren. Dann dachten wir: Jetzt haben wir Corona. Das hat sich zum Glück nicht herausgestellt. Am Donnerstag und Freitag haben wir ganz normal trainieren können. Aber das reicht halt nicht, wenn du ein Auswärtsspiel in Schweinfurt hast", erklärte der Ex-Profi, nachdem er sein Team gar etwa zehn Minuten in Unterzahl hatte spielen lassen, weil nach dem Ausscheiden von Leo Benz selbst die Feldspieler, die beim TSV als Ersatz auf dem Bogen standen und nach den drei Wechseln noch hätten kommen können, nicht einsatzfähig waren.
Und schon war das Spiel, das die Gastgeber nach einer sehr holprigen ersten halben Stunde an sich gerissen und danach ganze acht Tore gemacht hatten, eins fast ohne Wert. Klar, drei Punkte stehen nun mehr auf der Habenseite des Kontos, doch die bringen in tabellarischer Hinsicht recht wenig, weil die SpVgg Bayreuth gegen Illertissen aus einem 2:2 mit zwei späten Treffern noch ein 4:2 machte und die Bayern-Zweitvertretung 3:0 in Fürth gewann.
Erkenntnisse, die wertvoll sein können für das am nächsten Samstag anstehende Duell mit den Bayreuthern, gab's aber freilich. Besonders, dass Routinier Adam Jabiri trotz seiner 37 Jahre weiter unverzichtbar ist, weil er wieder einmal nicht nur selbst traf, sondern auch noch zwei Tore vorbereitete, ehe er nach etwas mehr als 60 Minuten runter durfte. Und: Kristian Böhnlein, der gelb-vorbelastet den verletzten Marco Zietsch schon in der ersten Hälfte ersetzen musste, hat mit dem offensiven Mittelfeld eine neue Lieblingsposition gefunden - das untermauerte er mit ständig neuen Ideen und damit, dass er für Trainer Tobias Strobl "eine ganz andere Dynamik" ins Spiel brachte.
Der Coach bleibt verhalten
"Es macht schon mehr Spaß, vorne zu spielen und Tore zu machen oder sie aufzulegen, aber ich laufe im Endeffekt da auf, wo mich der Trainer braucht", meinte der 31-Jährige, noch bevor ihn sein Coach loben konnte, der bis zum rettenden Führungstreffer durch Meris Skenderovic (37.) überaus angespannt aussah. "Da hatten wir halt auch wieder Momente wie gegen die Bayern. Die Bayern hatten dann die individuelle Qualität, uns zu bestrafen, die die Rosenheimer vielleicht nicht haben", führte Strobl aus.
Hellers Satz im Rahmen der Pressekonferenz, sein Team sei "körperlich, geistig und spielerisch nicht konkurrenzfähig" gewesen, hätte es ohnehin nicht unbedingt gebraucht. Dennoch verdienten sich die Roten Respekt, weil ihr allerletztes Aufgebot noch wacker - im Rahmen seiner Möglichkeiten - kämpfte. "Natürlich gehen wir jetzt nicht durch die Welt und klopfen uns auf die Schulter, weil wir 8:0 gewonnen haben", bekräftigte sein Schweinfurter Pendant.
Präsident Markus Wolf nimmt das Team in die Pflicht
Das Ganze war wohl auch FC-05-Geschäftsführer Markus Wolf klar, der kurz nach dem Abpfiff im Sachs-Stadion überaus verhalten blieb. "Es gab immer wieder Höhen und Tiefen. Die Ergebnisse lügen ja auch nicht. Deswegen stehen wir nun da, wo wir stehen", sagte er, schob aber einer etwaigen Trainerdiskussion einen Riegel vor. Dass Strobl wohl auch nach diesem fulminanten Erfolg nicht auf das Viertliga-Tableau blicken will, hält der Langzeit-Präsident für richtig. "Wir sind gut damit beraten, auf uns zu schauen und Spiele zu gewinnen. Denn: Wir können uns keine Ausrutscher mehr leisten."
Genau die sind das Problem. In dieser Saison steckt der Klub nämlich in einer Spirale fest, in der sich Kantersiege und das Herschenken von Punkten zu oft abwechseln. Diese Spirale gilt es nun zu durchbrechen: Bestenfalls schon jetzt - mit einem Sieg in Bayreuth, beim schon wieder seit vier Spielen siegreichen Zweiten. Ob dieser extreme Kantersieg diesbezüglich hilfreich ist, wird sich aber erst noch zeigen müssen.