Ein ganzer Ort im Fußball-Fieber! An diesem Sonntag (Anpfiff: 16 Uhr) erfüllt sich für den FC Sandberg mit dem Lokalschlager in der Kreisklasse Rhön 1 gegen die DJK Waldberg, die inzwischen eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Stangenroth bildet, ein sportlicher Traum. Über viele Jahre stand der FC im Schatten des großen Bruders, der in seiner Glanzzeit als Landesligist für Furore sorgte. Drei Kilometer liegen die beiden Orte voneinander entfernt, vier Kilometer ihre Sportplätze. Sportlich trennten beide Rivalen einmal Welten.
Ein Glücksfall für den FC Sandberg
Seit dieser Saison in der gleichen Klasse, das macht das "Spiel des Jahres" erst möglich. Mittendrin: Florian Knüttel. Der 32-Jährige lebt seit Jahr und Tag in Waldberg, hat dort das Fußballspielen gelernt und viele Erfolge mit der DJK gefeiert. 2018 ließ er sich auf das Abenteuer Spielertrainer, seine erste Trainerstation, beim FC Sandberg, da noch in Spielgemeinschaft mit der DJK Waldberg II, ein. "Ein absoluter Glücksfall für uns", war damals auch FC-Vorsitzender Christian Gleißner begeistert.
Florian Knüttel hatte schon ans Aufhören gedacht
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Knüttel, damals 28 Jahre alt, mit seinem Karriereende befasst. In Waldberg war für ihn Schluss, "gewisse Konstellationen haben nicht mehr gepasst". Aber da gab es Jochen Bühner, zu der Zeit Vorsitzender des FC Sandberg und beruflich sein Chef. "Jochen Bühner hat mich gefragt, ob ich mir den Posten als Spielertrainer vorstellen kann." Knüttel, der in seinem Heimatort Waldberg im eigenen Haus mit seiner Familie (Ehefrau Sarah und Tochter Anni) lebt, war hin- und hergerissen. "Spielertrainer ist doch noch mal eine andere Hausnummer." Anderseits reizte den B-Lizenz-Inhaber die "persönliche Herausforderung". Man müsse die Komfortzone verlassen, sah er die Chance, "meine Kompetenz zu erweitern, Neues zu wagen, eigene Ideen zu verwirklichen und eigene Vorstellungen einzubringen".
Er könnte ein Buch schreiben - Komödie oder Drama
Den Schritt hat er bis heute nicht bereut. Vielmehr sei er dankbar für das Vertrauen, das ihm geschenkt wurde. "Es war schließlich ein Risiko für beide Seiten, noch dazu mit dieser blutjungen Mannschaft." Gemeinsam setzten sie zum Höhenflug an. Gleich in der ersten Saison (2018/19, damals noch in Spielgemeinschaft mit der DJK Waldberg II, die 2021 nach zehn Jahren aufgelöst wurde) wurde die Meisterschaft in der A-Klasse Rhön 3 errungen. Knüttel könnte angesichts der Berg- und Talfahrt in den zurückliegenden vier Jahren – und das sagt er mit einem Schmunzeln – "ein Buch schreiben, eine Komödie oder ein Drama, wie im wahren Leben".
Florian Knüttel hat seine Fußballer-Laufbahn als Fünfjähriger begonnen. "Der Trainer der F-Jugend, Edmund Bühner, war unser Nachbar und hat mich mitgenommen." Knüttel durchlief alle Jugendmannschaften der DJK Waldberg, bis er in die 1. Mannschaft wechselte. Dort galt er als Allrounder: "Ich habe bis auf Torwart alle Positionen gespielt."
Sportliche Luftveränderung
In der Winterpause der Saison 2014/15 entschied er sich für eine sportliche Luftveränderung. Er schloss sich dem FC Strahlungen an, den er zweieinhalb Jahre verstärkte. In dieser Zeit spielten beide Mannschaften in der Kreisliga, die der FC Strahlungen als Meister und die DJK Waldberg als Absteiger beendeten. Die Partie damals in Waldberg bleibt Knüttel in Erinnerung. "Cool" sei es gewesen. Er hat beim 3:1-Erfolg zwei Tore geschossen. Weniger cool: In der Pause schied er verletzt (Innenbandriss) aus, eine Operation war die Folge. 2017 kehrte er zu seinem Heimatverein zurück, bis ihn der Ruf aus Sandberg ereilte.
Für den FC Sandberg ist es "ein besonderes Spiel". All die Jahre sei "Waldberg sportlich weit weg von Sandberg" gewesen. Kräftevergleiche habe es höchstens mal im Pokal gegeben – mit Siegen für Waldberg. "Jetzt können wir Waldberg auf Augenhöhe begegnen. Und das als eigenständige Mannschaft", freut sich Knüttel auf das Derby. Die Aussichten? "Ich bin davon überzeugt, dass wir als Sieger vom Platz gehen, wenn meine Mannschaft es schafft, ihr gesamtes Potenzial abzurufen." Er hofft auf einen gebührenden Rahmen, sprich auf zahlreiche Fans.
Zwei Herzen schlagen in der Brust von Marc Beck
In diesem Duell schlagen auch zwei Herzen in Marc Becks Brust. Der 30-Jährige, der in Sandberg lebt, stand all die Jahre als Torwart zwischen den Pfosten der DJK Waldberg. "Ich habe nie für einen anderen Verein gespielt." Dann hörte er auf und spielte ein Jahr lang nicht mehr. Bis der FC Sandberg aufgrund der langwierigen Verletzung von Stammkeeper Marius Kirchner ein großes Problem bekam und Marc Beck zu Beginn dieser Saison zu einem Comeback bewegen konnte.
"Das wird ein Erlebnis", blickt Beck auf den Sonntag. Er hofft auf ein "spannendes und faires Spiel". Tipps für den Trainer über Waldbergs Stärke? "Die braucht Florian nicht von mir. Er weiß Bescheid." Trotz des Wechsels zum FC sei sein Verhältnis zu den ehemaligen Teamkollegen nach wie vor gut, "das sind doch alle meine Kumpels". Auf einen Tipp wollte er sich nicht festlegen. Was er sich wünscht, kann man sich denken.
Pokal-Wochenende mit Fußball satt
Sandberg steht an diesem Wochenende nicht nur wegen des Derbys ganz im Zeichen der schönsten Nebensache der Welt. An diesem Freitag startet das viertägige Pokal-Wochenende mit Fußball satt, in denen sich u. a. auch der Nachwuchs (U 9, U 11) präsentiert. Das i-Tüpfelchen wäre natürlich ein Erfolg gegen die SG Waldberg. Dabei heißt es mit den Kräften haushalten: Sandberg ist bereits an diesem Freitag gegen den SV Garitz gefordert.