Die Fußballer der Spielgemeinschaft (SG) DJK Leutershausen I/SV Burgwallbach II hätten die Meisterschaft in der B-Klasse Rhön 3 am liebsten auf dem grünen Rasen gefeiert. Mit allem, was dazugehört: Emotionen, ausgelassene Meister-Party, Musik, Freudengesänge und -tänze. Stattdessen blieb nur der Jubel auf dem heimischen Sofa. Aber Not macht erfinderisch. "Die krachende Meisterschaftsfete hat's natürlich nicht gegeben", sagt Michael Treibel, der für die Aufstellung, Taktik und Betreuung beim Spiel verantwortlich zeichnet, während Frank Geßner beide Mannschaften (auch die SG Burgwallbach I/Bad Neustadt) trainiert. "Dann machen wir in der neuen Saison eben jedes Heimspiel zu einer kleinen Feier", bemerkt Treibel mit einem Schmunzeln. Fragt sich nur, in welcher Klasse. "Wir haben noch nicht entschieden, ob wir in die A-Klasse aufsteigen. Auch wegen der Personalsituation der ersten Mannschaft", sagt Treibel.
SG-Express stand unter Volldampf
Die ohnehin schon Endlos-Saison 2019/21, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, war abgebrochen und Auf- und Abstieg durch die Quotienten-Regelung entschieden worden. Aber auch ohne Abbruch, und daran zweifelt kaum jemand, wäre die Mannschaft als Meister durchs Ziel gegangen. Der SG-Express raste (fast) ohne Stopp durch alle Stationen. 15 der 17 Spiele (22 wären es bei einer kompletten Runde gewesen) wurden gewonnen, zweimal unentschieden gespielt bei einem herausragenden Torverhältnis von 91:10.
Dabei war die Mannschaft – erstmals nach dem Zusammenschluss mit dem SV Burgwallbach vor 18 Jahren – als SG unter der Federführung der DJK Leutershausen angetreten. Und das kam nicht von ungefähr. Der SV Burgwallbach war mit Beginn der Saison 2019/20 eine Fußball-Spielgemeinschaft mit dem VfL Sportfreunde Bad Neustadt eingegangen. Die DJK Leutershausen wollte kein Teil dieser neu gegründeten SG sein, an der Partnerschaft mit dem SV indes sollte festgehalten werden.
Qualität und eine herausragende Erfahrung
So kam es, dass die DJK Leutershausen an die erste Stelle rückte. Die Mannschaft nahm Fahrt auf. Und wie. "Wir haben Qualität, Kontinuität und eine herausragende Erfahrung", bringt Michael Treibel das Erfolgsgeheimnis auf den Punkt. In der Tat bewegt sich die Altersspanne der Akteure, die früher mit dem SV Burgwallbach höherklassig spielten, überwiegend zwischen 33 und 40. Nicht zu vergessen Thorsten Fleckenstein, inzwischen 44 Jahre alt. Ein echtes Vorbild. Es gibt, wie Treibel mit einem Schmunzeln sagt, ein ungeschriebenes Gesetz: "Kein Spieler darf aufhören, bevor es Thorsten nicht tut." Das verpflichtet für die nächste Saison. Allein Torwart Mario Mölter trägt sich mit dem Gedanken ans Aufhören. "Aber das ist noch nicht ganz sicher", hofft Treibel, dass er weiter das Tor hütet.
Treibel sieht das routinierte Team gut aufgestellt. Das Mitwirken von Matthias Tripp sei ein Riesengewinn. Tripp bildet mit Dominik Full und Thorsten Fleckenstein eine starke Mittelfeldachse, von der im Angriffszentrum insbesondere Stephan Mölter profitiert. Der wird als Torschützenkönig der B-3 (20 Treffer) in diese denkwürdige Saison eingehen.
Eine eingeschworene Truppe
Einen weiteren Pluspunkt sieht Treibel im Teamgeist. "Ich bin hochzufrieden, alle haben toll mitgezogen. Mein Kompliment an die Jungs. Wir sind eine eingeschworene Truppe, sie wollen alle zusammen spielen." Und er blieb von einem großen Problem verschont, mit dem sich bei der Mannschaftsaufstellung viele Betreuer, vor allem bei zweiten Mannschaften, herumschlagen müssen. "Ich musste keinem Spieler hinterhertelefonieren. Im Gegenteil. Wenn einer nicht spielen konnte, hat er sich rechtzeitig abgemeldet. Erfolg schweißt eben zusammen."
Der Freude tat auch ein kleiner Wermutstropfen keinen Abbruch. Das einzige Ligapokalspiel, bevor der Wettbewerb wegen Corona unterbrochen und Monate später gecancelt wurde, ging mit 0:4 gegen die SG Heustreu/Hollstadt II verloren. "Aber da haben wir überwiegend Spieler eingesetzt, die sonst nicht so häufig zum Zug kommen", sagt Treibel. Bei all der Trefferflut und vielen schönen Toren seiner Mannschaft hat eines bei ihm einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Aber das hat nicht die SG, sondern der Gegner erzielt. Beim rekordverdächtigen 12:1 des Meisters gegen die SG Hendungen-Sondheim/Grabfeld II am 1. September 2019 traf Marco Hess mit einem herrlichen 25-Meter-Schuss in den Winkel der Leutershäuser Maschen.
Letztmals 2002/03 völlig eigenständig
In der Runde zuvor (2018/19) war die SG, da noch als SV Burgwallbach/Leutershausen II, aus der A-Klasse abgestiegen. Mit einer völlig eigenständigen Mannschaft hatte sich die DJK Leutershausen am Ende der Saison 2002/2003 als Schlusslicht der damaligen A-Klasse Rhön-Grabfeld 1 (unterste Klasse) von der Fußball-Bühne verabschiedet. In ihren Glanzzeiten hatte es die DJK bis in die A-Klasse (heute Kreisliga) geschafft.