Gerade einmal 18 Jahre alt war Vilim Leskovec, als er vor elf Jahren seine kroatische Heimat verließ, um in Deutschland Handball zu spielen. Von der Hauptstadt Zagreb zog es ihn zunächst nach Sachsen-Anhalt zum SC Magdeburg, wo er in der zweiten Mannschaft des Bundesligisten zu ersten Einsätzen kam. Nachdem er zwischenzeitlich auch ein Zweitspielrecht für den damaligen Drittligisten HG Köthen besaß, wechselte er im Jahr 2011 schließlich zum HSC Bad Neustadt. Zehn Jahre später trägt der heute 29-Jährige immer noch das Trikot der Rotmilane. Inzwischen hat er eine Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen, eine Familie gegründet und seit einigen Tagen ist er nun auch offiziell Deutscher.
Sportliches und privates Glück in Bad Neustadt gefunden.
"Ich fühle mich wohl in Bad Neustadt und in der Rhön. Es ist zwar alles viel kleiner als in Zagreb oder in Magdeburg, aber ich mag die familiäre Atmosphäre hier in Bad Neustadt und beim HSC", sagt Leskovec. Nach seinem Weggang aus Magdeburg hat er in Unterfranken aber nicht nur sportlich, sondern auch privat sein Glück gefunden. "Ich habe meine Frau hier kennengelernt und bin stolzer Vater von zwei Söhnen. Nach mittlerweile elf Jahren in Deutschland war es daher jetzt auch an der Zeit, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen."
Die Hürden hierfür sind allerdings recht hoch. So muss man etwa mindestens acht Jahre lang durchgängig in Deutschland leben, eigenständig und ohne Sozialhilfe bzw. Arbeitslosengeld II seinen Lebensunterhalt sichern, nicht straffällig geworden sein und über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. All diese Voraussetzungen erfüllte Vilim Leskovec. Somit gab es nur noch eine letzte Hürde: den von vielen gefürchteten Einbürgerungstest. Hierbei müssen Fragen zu den Bereichen Demokratie, Gesellschaft und Geschichte beantwortet werden.
Berufsausbildung als Zerspanungsmechaniker
"Diesen Test musste ich aber gar nicht erst machen", erklärt Leskovec. Da er 2016 bei der Firma Benkert in Niederlauer eine Lehre als Zerspanungsmechaniker begonnen und diese nach dreieinhalb Jahren erfolgreich abschlossen hat, kam er um den Einbürgerungstest herum. "Während meiner Ausbildungszeit musste ich ja auch die Berufsschule besuchen und hatte dort bereits Sozialkunde im Unterricht. Ich habe mir einige Fragen des Einbürgerungstestes dennoch angesehen und ich glaube, Sozialkunde in der Schule war da schon noch ein bisschen schwerer", verrät Leskovec mit einem Lachen.
Dankbar zeigt er sich, dass er die Möglichkeit bekommen hat, bei einem Sponsor des HSC Bad Neustadt eine Berufsausbildung beginnen zu können. "Die Arbeit macht mir Spaß und dort sehe ich auch meine Zukunft." In den nächsten Jahren will er aber zunächst weiterhin noch parallel Handball beim HSC Bad Neustadt spielen. Sein Vertrag wurde jüngst erst um zwei weitere Jahre verlängert. "Ich habe mich erst gar nicht groß mit anderen Vereinen beschäftigt. Einen Wechsel will ich schon allein meinen Kindern nicht zumuten und beim HSC sehe ich aktuell eine sehr gute Perspektive", sagt Leskovec.
Vorfreude auf den geplanten Re-Start
Diese Perspektive ist für Leskovec ganz klar die 3. Liga. "Ich hoffe, dass wir in Zukunft wieder etwas weiter oben mitspielen und den einen oder anderen Favoriten ärgern können", gibt sich der torgefährliche Rückraumspieler ehrgeizig. Zunächst wäre er aber froh, wenn im April oder Mai tatsächlich wieder Handball gespielt werden könnte. Sollten die Vorgaben der Politik es zulassen, würde der HSC Bad Neustadt dann am freiwilligen Turnier zur Qualifikation für den DHB-Pokal teilnehmen. "Training ohne eine Perspektive auf Wettkämpfe ist auf Dauer echt schwierig. Daher freue ich mich darauf, wenn es hoffentlich bald wieder los gehen kann."
Vilim Leskovec sprüht jedenfalls nur so vor Tatendrang und wenn er in ein paar Jahren dann einmal seine Karriere beenden wird, bleibt den Fans des HSC zumindest die Hoffnung, dass der Name Leskovec irgendwann doch wieder auf einem HSC-Trikot zu sehen ist. Gute Gene dürfte der 1,94 Meter große Vilim seinen beiden Söhnen Lino und Roko nämlich bestimmt mitgegeben haben.