
Am Sonntagabend, als nach der Rekordzeit von rund 75 Minuten effektiver Spielzeit der 3:0-Sieg des TSV Bad Königshofen gegen den Post SV Mühlhausen zum Auftakt der Saison 2024/25 in der Tischtennis-Bundesliga der Männer (TTBL) eingetütet war, da standen dieselben vier Vereine auf den Play-off-Plätzen wie am Ende der vergangenen TTBL-Runde. Mit dem Unterschied, dass der TSV zum ersten Mal nach dem Aufstieg im Jahr 2017 Tabellenführer war.
Davor und danach konnte kommen, was wollte: Besser als 3:0 und 9:1 Sätze und 110:67 Bälle geht kaum. Und das gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Thüringen, wenn auch ohne seine zwei nur für den europäischen Wettbewerb verpflichteten Chinesen und in derselben Besetzung wie im Vorjahr – wie die Bad Königshöfer auch.
Dass Bescheidenheit ziert und auch nach einem solchen Erfolg angebracht ist angesichts des allgemeinen Aufrüstens in der Liga, war den TSV-Spielern und sogar den 375 Fans im Publikum anzumerken. Jeder sprach davon, diesen Verlauf nicht auf dem Schirm gehabt zu haben. Immerhin gab es in der vergangenen Saison gleich zwei Niederlagen für Bad Königshofen gegen Mühlhausen.
Bad Königshofen liegt mit der Aufstellung goldrichtig
Über die Aufstellung von Coach Koji Itagaki nach Absprache mit seinem Quintett wunderten sich ebenso nicht wenige. Sie war goldrichtig. Dabei war bei den Gästen kurz vor dem ersten Ballwechsel ein süffisantes Grinsen zu entdecken. Als zu Trainer Erik Schreyer am Schiedsrichtertisch die Reihenfolge des TSV-Trios durchsickerte und Daniel Habesohn nachfragte, antwortete Schreyer mit dem Daumen oben: "Wie gewünscht."
Nicht eingeplant bzw. mit so hoher Fokussierung und Mentalität, scheinbar frei von jedwedem Druck, hatten die Gäste Bastian Steger, Filip Zeljko und Jin Ueda nicht eingeschätzt. Anders als TSV-Fan Wolfram Weigand, der sich zu seinem 81. Geburtstag am Sonntag wünschte und prophezeite: "Heute sind sie dran." Dann war im ersten Einzel Bastian Steger gegen Ovidiu Ionescu dran, seit 2015 Postler, und fegte ihn von der Platte. Mit 34:19 Bällen.
Besonders fair und damit typisch Tischtennis-Sport war dabei die Szene im zweiten Satz, als Ionescu bei 9:6-Führung einen von den Schiedsrichtern für ihn entschiedenen und von Steger nicht anders wahrgenommenen Ball nach kurzer Diskussion zurückgab. 9:7 statt 10:6 für ihn – es war vielleicht sogar die Wende im Spiel. Er verlor diesen zweiten Satz noch 10:12, im dritten ging er 4:11 unter und warf sein Handtuch enttäuscht auf den Boden.
Filip Zeljko kam bei Olympia in Paris nur zu einem Team-Einsatz mit Kroatien gegen Südkorea, "ansonsten habe ich sehr viel erlebt und gelernt". Dass er so stark aufspielen würde gegen Steffen Mengel, war am wenigsten erwartet worden. Es war gewiss ein hartes Stück Arbeit, trotz des relativ klaren 3:1. Wie er allerdings nach dem mit 9:11 verlorenen dritten Satz zurückkam, war ein neuer Zeljko in seinem neunten Jahr beim TSV. Eine 2:0-Führung zur Pause gegen Mühlhausen hatte es noch nie gegeben.
Jin Ueda machte schnell reinen Tisch
Trainer Koji Itagaki war so entspannt, dass er die 20 Minuten Pause nutzte, um mal schnell heim zu rennen und etwas zu holen. Mit der Bemerkung, "my head", sein Kopf also, "is kaputt", und einem Grinsen im Gesicht. Wolfram Weigand sprach inzwischen von "drei Viertel des Siegs – mit Pause" und Jin Ueda spielte den ersten der drei Sieg-Trümpfe mit überragendem Erfolg aus.
Wobei sich mancher Kenner des fränkisch-thüringischen Vergleichs wunderte, dass Post-Coach Schreyer Irvin Bertrand das Vertrauen schenkte und Daniel Habesohn, der Bad Königshofen schon so oft geärgert hat, auf der Bank ließ.
Im Tischtennis kennt man sämtliche Wendungen im Spielverlauf, erst recht im Teamwettkampf. Nicht mit Jin Ueda. Er machte schnell reinen Tisch. "Ich habe unter der Woche ein Challenger-Turnier in Ochsenhausen gespielt, zweimal gegen Bertrand, in der Gruppe und im Viertelfinale, habe einmal verloren, einmal gewonnen, einiges daraus gelernt und umgestellt", verriet er hinterher. Während Filip Zeljko "besonders Basti und Jin" lobte und außerdem "mein eigenes Rückschlagspiel und beim Aufschlag meine Entscheidung, mal kurz, mal lang. Und dann dieses Publikum. Da kann man ja gar nicht verlieren".
Tischtennis: Bundesliga, Männer
TSV Bad Königshofen – Post SV Mühlhausen 3:0
Bastian Steger – Ovidiu Ionescu 3:0 (11:5, 12:10, 11:4)
Filip Zeljko – Steffen Mengel 3:1 (11:9, 11:5, 9:11, 11:6)
Jin Ueda – Irvin Bertrand 3:0 (12:10, 11:4, 11:3)