
Drei Spieler wurden nach dem Heimspiel des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen gegen Saarbrücken (0:3) vor großem Publikum verabschiedet. Von den 821 Zuschauenden waren trotz der Niederlage fast alle geblieben. In den ersten Schmerz über die Niederlage brachte eine Dreifach-Verabschiedung noch mehr Wehmut in die Veranstaltung.
Dass Martin Allegro (28) zum Liga-Rivalen TTC Grenzau wechselt, ist Profi-Alltag und nachvollziehbar, weil er mit dem Prädikat Doppelspezialist allein beim TSV nicht glücklich wurde, im Einzel umso weniger, oft überhaupt nicht zum Einsatz kam. Auch dass Jin Ueda (33), entgegen seiner ursprünglichen Absicht, mindestens sechs, sieben Jahre zu bleiben, den TSV Bad Königshofen sowie Europa verlässt und nach Japan zurückkehrt, ist zu verstehen.
Viel weniger indes, dass eine so hervorragende Karriere des Ur-Bad-Königshöfers Kilian Ort (28), der nie bei einem anderen Verein spielte, vorzeitig endete. Als er im Mittelpunkt stand, im Gegensatz zu früher ohne Schläger, drückte dies bei vielen Fans auf die Tränendrüsen. Fast zwei Jahre hatte er seinem Team wegen Rückenschmerzen nicht mehr zur Verfügung gestanden. Nach zwei Operationen, welche die Situation nicht verbesserten, erklärte er vor wenigen Wochen seinen Rücktritt vom Profi-Sport.
Eine Karriere in bewegten Bildern
Besonders an die Nieren ging den Anwesenden ein von Hallensprecher Jürgen zusammengestelltes, siebenminütiges Video über Kilian Orts Karriere, vom Kind bis zum Erwachsenen. Mit Bildern aus Zeiten, als er kaum über den Tisch schauen konnte, von seinen nationalen und internationalen Erfolgen im Schüler-, Jugend- und Erwachsenenbereich. Und von Siegen gegen die Großen der Tischtennis-Bundesliga, von denen es keinen gibt, den Ort nicht mindestens ein Mal geschlagen hat.

Natürlich wurde ihm vielfach gedankt. Natürlich war es ihm ein Anliegen, "die Gelegenheit zu nutzen und mich selber bei allen zu bedanken, die mich auf meinem Weg begleitet, gefordert, gefördert und ertragen haben". Zuallererst seinen Eltern Martha und Josef Ort, seinem Patenonkel und TSV-Manager Andy Albert, "allen Sponsoren und dem großartigen Helferteam, das seit gefühlt Jahrzehnten solche Veranstaltungen ermöglicht". Worauf es vielleicht den größten und längsten Beifall gab. "All unseren Fans, egal, ob sie heute das erste Mal da waren oder seit 20 bis 30 Jahren kommen. Ich freue mich besonders auch über die, die vor zehn Jahren mit Tischtennis noch gar nichts am Hut hatten."
Mit Kilian Ort von der Landesliga in die Bundesliga
Ort bedankte sich bei seinen Trainern, den Physios und seinen Teamkollegen, "die immer geduldig mit mir waren, auch wenn ich am Spieltag nicht immer der Einfachste war". Es seien auch "ein paar Klassenkameraden hier, die mich durchs Abi gezogen haben".
Halbigs Vertreter als Hallensprecher, Philipp Wohlfart, sowie die Geschäftsführer Andy Albert und Matthias Braun erinnerten daran, dass für, um und mit Kilian Ort eine Mannschaft aufgebaut wurde, die von der Landesliga bis in die Bundesliga aufstieg. Vor 17 Jahren war vielleicht noch nicht die Geburts-, aber die Zeugungsstunde des Bundesligisten TSV Bad Königshofen. Da beobachtete der damalige Schüler-Bundestrainer Klaus Schmittinger Kilian Ort beim Training. Im folgenden Interview wurde er gefragt, was Ort, damals zwölf Jahre alt, denn mal erreichen könne. "Wenn er hier bleibt, Bayernliga. Wenn er in ein Tischtennis-Internat oder zu einem großen Bundesligisten geht, alles."
Kilian Ort lauschte erstaunt, doch Andy Albert und Josef Ort bohrten nach: "Und wenn wir das hier selbst machen, Bundesliga und so?" Da schmunzelte Schmittinger. Inzwischen haben die Verantwortlichen des TSV Bad Königshofen und Kilian Ort selbst schon oft geschmunzelt.