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Fußball
Sechs Tore in 31 Minuten: Wie Oberelsbachs Matthias Martin seine Sternstunde erlebte
Toreschießen ist sein Hobby. Matthias Martin erzielte am letzten Spieltag in der A-Klasse 3 sechs Treffer beim 10:1-Derby-Sieg der SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen gegen die SG Ginolfs.
Foto: Burkard Schmidt | Toreschießen ist sein Hobby. Matthias Martin erzielte am letzten Spieltag in der A-Klasse 3 sechs Treffer beim 10:1-Derby-Sieg der SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen gegen die SG Ginolfs.
Burkard Schmidt
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:09 Uhr

5, 10, 12, 16, 21 und 36 lauteten nicht etwa die Lottozahlen des letzten Wochenendes, sondern die Zeitangaben in Minuten durch den Unparteiischen Lothar Henkel im elektronischen Spielbericht (ESB), in denen der "Faxus", wie Matthias Martin im Mannschaftskreis nur genannt wird, einen doppelten Hattrick innerhalb von 31 Minuten beim 10:1-Schützenfest der SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen im Lokalderby gegen die SG Ginolfs I/Weisbach I/Unterweißenbrunn/Frankenheim II in der Fußball-A-Klasse 3 erzielte.

Angesichts dieser rekordverdächtigen Ausbeute drängen sich Vergleiche mit Bestmarken im Profi- bzw. Amateurfußball auf. So erzielte Dieter Müller sechs Treffer beim 7:2-Sieg des 1. FC Köln gegen Werder Bremen im August 1977, was bis heute keinem weiteren Bundesligaspieler mehr gelang. Auch dem Münchner Torjäger Robert Lewandowski nicht. Matthias Martins Idol erzielte 2015 als Einwechselspieler zwar fünf Tore innerhalb neun Minuten beim 5:1-Sieg des FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg, ein sechster Treffer blieb ihm allerdings bis zum Abpfiff verwehrt. Im Kreis Rhön sorgte vor vier Jahren Maximilian Mosandl für Furore. Er erzielte sieben Treffer in der Kreisliga Rhön beim 9:3-Kantersieg des VfL Spfr. Bad Neustadt in Nordheim/Rhön, "brauchte" dafür allerdings 90 Minuten.

Ein Dank an die Mitspieler

Mit etwas Zeitabstand ließ der 31-jährige Torjäger am Oberelsbacher Sportgelände, an der Stätte seines doppelten Hattricks, die Sternstunde seiner bisherigen Laufbahn Revue passieren. "Es gibt Tage, da gelingt einem fast alles", erinnert sich Martin an diesen Sonntag, 3. Oktober. "Alle sechs Treffer erzielte ich mit dem rechten Fuß und alle fielen aus dem Spiel heraus, fünf davon innerhalb des Strafraumes." Ein extra Lob ging an seine Mitspieler. "Sie haben mir die Dinger super vorgelegt, da hatte ich relativ leichtes Spiel."

Hoch motiviert schworen sich die Hausherren auf dieses ewig junge Derby ein. Bereits nach vier Minuten eröffnete Martin den Torreigen. Ein Knaller aus 20 Metern schlug unhaltbar zum 1:0 ein. Fünf Minuten später der zweite Streich nach super Vorarbeit von Ronny Sitzmann, "da brauchte ich nur noch den Fuß hinzuhalten." Auch am 3:0 war Sitzmann beteiligt. Dessen Weitschuss konnte Gästekeeper Louis Sitzmann zwar zunächst abwehren, doch Martin "staubte" zu seinem ersten Hattrick ab. Da waren gerade einmal zwölf Minuten gespielt. "Mir war schleierhaft, warum ich auch in der Folgezeit kaum ernsthaft attackiert wurde", zeigte er sich vom "Stürmer-freundlichen" Abwehrverhalten des Gegners überrascht.

Zwei Hattricks in 31 Minuten: Matthias Martin bewies im Derby gegen die SG Ginolfs eindrucksvoll seine Torjägerqualitäten.
Foto: Burkard Schmidt | Zwei Hattricks in 31 Minuten: Matthias Martin bewies im Derby gegen die SG Ginolfs eindrucksvoll seine Torjägerqualitäten.

Martin bedankt sich für soviel Freiraum

Für soviel Freiraum bedankte er sich anschließend mit seinem zweiten Hattrick hintereinander. Beim 4:0 "tunnelte" er den Torwart, das 5:0 und 6:0 markierte er per Flachschuss. "Das ging alles so schnell, ich hatte gar keine Zeit über meine Aktionen groß nachzudenken", fasste "the man of the match" die Ereignisse der ersten Halbzeit zusammen. Und war dennoch nicht ganz zufrieden. "Ich hätte vor dem Pausenpfiff noch zwei weitere Treffer machen können, ja müssen, doch einmal hat der Torwart klasse reagiert und ein Kopfball ging ganz knapp daneben." Gästecoach Rüdiger Arnold hatte für die "Martin-Gala" folgende Erklärung: "Wir hatten eigentlich eine klare Zuordnung, wer gegen ihn spielt. Nach dessen Traumtor zum 1:0 und zwei weiteren Treffern innerhalb kürzester Zeit ging in unserer Abwehr aber jegliche Ordnung verloren. Wir wussten um die Qualitäten des Oberelsbacher Torjägers. An diesem Tag war er allerdings nicht zu stoppen."

Gelassen nahm der sechsfache Torschütze seine Auswechslung in der 58. Minute zur Kenntnis. "Wenn ich früher in einer Halbzeit sechs Tore geschossen hätte, wäre ich auf keinen Fall freiwillig vom Spielfeld gegangen. Da hätte ich mit Sicherheit den Ehrgeiz gehabt, zweistellig zu treffen. Aber man wird halt älter und reifer und außerdem war die Auswechslung mit unserem Coach in der Halbzeitpause abgesprochen."

Torwart wie sein Vater wollte er nicht werden

Seine Torgefährlichkeit stellte Matthias Martin bereits in jungen Jahren unter Beweis. "Mein Vater war zwar Torwart des TSV Unterelsbach, aber Torhüter war nichts für mich, ich wollte Tore schießen", erinnert er sich schmunzelnd an die Anfänge seiner Fußballlaufbahn. Er durchlief sämtliche Juniorenmannschaften in Spielgemeinschaften mit den umliegenden Ortschaften und schoss damals schon Tore wie am Fließband. Anfragen vom TSV Großbardorf, dort höherklassig zu spielen, lehnte er ab. "Das war im Nachhinein betrachtet vielleicht ein Fehler, ich wollte aber lieber mit meinen Kumpels spielen." Auch im Männerbereich fasste er schnell Fuß und erzielte für den damals noch selbstständigen TSV Oberelsbach in den ersten sechs Jahren von 2008 bis 2014 zwischen 15 und 25 Treffern pro Runde. In diesen Zeitraum fiel auch sein halbjähriges Gastspiel beim ehemaligen FC Schönau-Wegfurt.

Mannschaft war eine wertvolle Hilfe in schweren Zeiten

Nach seiner Rückkehr wurde er ab der Saison 2014/2015 in den Reihen der SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen zum Schreckgespenst der gegnerischen Abwehrreihen und erzielte in den letzten sechs Spielzeiten bis zum Ende der abgebrochenen Spielrunde 2019/2021 in 130 Partien 134 Treffer. In der Saison 2017/2018 sicherte er sich mit 36 Toren die Torjägerkrone in der A-Klasse 3, ein Jahr zuvor wurde er mit 30 Toren ebenfalls Torschützenkönig. Diese Durchschlagskraft blieb höherklassigen Vereinen nicht verborgen. "Es gab Anfragen u. a. vom SV Rödelmaier und der SG Ehrenberg (Hessen), aber ein Vereinswechsel kam für mich nicht mehr infrage", blieb Martin seinem Heimatverein treu. Dort schätzt er vor allem die super Kameradschaft und den tollen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, der auch über den sportlichen Bereich hinausgeht. "Als ich Ende 2020 an Krebs erkrankte, hatte ich nicht nur eine tolle Unterstützung durch die Familie, sondern auch meine Fußballkameraden waren in dieser schweren Zeit eine wertvolle Hilfe", blickt Martin dankbar zurück. "So etwas vergisst man nicht."

Treffsicher auch vom Elfmeterpunkt: Matthias Martin.
Foto: Burkard Schmidt | Treffsicher auch vom Elfmeterpunkt: Matthias Martin.

Matthias Martins starker rechter Fuß

Als Trainer haben bei ihm insbesondere Wolfgang "Wolle" Goldbach sowie sein jetziger Coach Dirk Braune einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Das sind beide positiv Fußball-Verrückte, jeder auf seine Art." Wie fast alle außergewöhnlichen Kicker hat auch Matthias Martin Stärken und Schwächen. "Mein rechter Fuß ist schon eine Waffe, meine Aktionen mit links und per Kopf sind aber noch verbesserungswürdig, da muss ich mit dem Coach noch dran arbeiten." Wann das allerdings sein wird, steht in den Sternen. "Aufgrund einer Knieverletzung habe ich in den letzten sechs Wochen kaum trainiert, sondern nur die Punktspiele absolviert und dann wieder bis zum nächsten Spieltag regeneriert", hofft Martin auf baldige Besserung seines aktuellen Gesundheitszustandes. Mit dem aktuell fünften Platz seiner Mannschaft in der A-Klasse Rhön 3 zeigt er sich durchaus zufrieden, ebenfalls mit seiner persönlichen Torausbeute von 16 Toren in zehn Spielen. Sein Saisonziel definiert er so: "einen der beiden Aufstiegs-Relegationsplätze erreichen."

"Ich war noch nie mit einer Mannschaft Meister und auch diesmal wird es wohl nicht klappen, da vor allen Dingen die SG Brendlorenzen/Windshausen und die SG Burgwallbach/Leutershausen einfach stärker einzuschätzen sind. Rang drei ist aber auf jeden Fall drin und der würde ja zur Relegation reichen." Matthias Martins Wunsch für die Zukunft: "In erster Linie gesund bleiben, weiterhin viel Spaß am Fußball haben und irgendwann im Lokalsportteil der Tageszeitung diese Schlagzeile lesen: "Faxus schießt die SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen zum Titel."

 
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