Dieses sportliche Highlight machte es den Zuschauerinnen und Zuschauern besonders schwer, Abschied zu nehmen von der Saison 2022/23 in der Tischtennis-Bundesliga der Männer (TTBL) und auf die nächste bis Ende August warten zu müssen. Es war besonders nach dem Geschmack der 480 Fans des TSV Bad Königshofen, der mit diesem 3:1-Sieg nicht nur sein Punktekonto ausglich und Platz 6 absicherte, sondern dem Play-off-Team Post SV Mühlhausen gleich zwei Niederlagen in der Saison beibrachte.
Dass sich die Gäste unbedingt mit einem Sieg Selbstvertrauen für die Play-offs holen wollten, schien indes nicht ihr vorrangiges Interesse zu sein. Wenngleich die zwei Routiniers Ovidiu Ionescu und Steffen Mengel auch schon gegen die Bad Königshöfer Federn gelassen hatten, im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft aber wohl doch den Vorrang bekommen dürften.
Gäste-Trainer Erik Schreyer stellte jedenfalls nach dem Motto "Jugend forscht" auf, wollte noch einmal die Form von Kim Taehyun und Irvin Bertrand testen, wird besonders beim Franzosen Bertrand ins Grübeln geraten, so stark wie der besonders gegen Kilian Ort aufspielte – und dennoch verlor. Was wiederum auf die überragende Verfassung von Ort hindeutet – und auf jene von Bastian Steger.
Grandiose Stimmung in der Shakehands-Arena
Die Stimmung in der Shakehands-Arena war grandios, weil hier die Fans bei exzellenten Ballwechseln ihren Applaus jeweils an beide Sportler verteilen, wer auch immer den letzten Ball für sich entscheiden konnte.
Das erste Spiel führte den Bad Königshöfer Einser Kilian Ort und den Gäste-Zweier, den Südkoreaner Kim, zusammen und war in den ersten beiden Sätzen eine einseitige Angelegenheit zugunsten Orts – 11:4 und 11:2. Der im dritten Durchgang etwas experimentierte und, ehe er sich versah, 3:8 und 8:10 zurücklag. Der aber zwei Satzbälle abwehrte und seinen ersten Matchball zum 12:10 und 1:0 für den TSV verwandelte.
Bastian Steger stellt das Resultat auf 2:0 für den TSV Bad Königshofen
Dann startete Irvin Bertrand sein erstes Bewerbungs-Match gegen Bastian Steger. Drei Sätze gingen ja relativ deutlich an den Oberpfälzer im Team der Unterfranken. Der zweite nahm indes einen skurrilen Verlauf. Steger setzte sich über 6:3 auf 9:3 ab. Auf einmal griff das Rezept, das der Franzose in einer vorherigen Auszeit von seinem Coach verordnet bekam, und er drehte den Satz noch zum 10:12. Im dritten (11:6) und vierten Satz (11:5) war Steger wieder Chef im Ring, stellte auf 2:0 für den TSV, mit drei Optionen für den Siegpunkt.
Diesen gegen den österreichischen Ex-Europameister im Doppel und im Team, Daniel Habesohn, zu holen, wäre Martin Allegros erster Einzelsieg im zehnten Anlauf gewesen. Es reichten die Mittel des belgischen Linkshänders vor den Augen seiner Eltern und seiner Freundin dann doch nicht. Die Sätze eins, drei und vier gingen klar an Habesohn.
Im zweiten blitzten Allegros Möglichkeiten auf, sofern er seine unnötigen Fehler minimieren und den Druck auf seine Angriffsbälle maximieren lernt. Somit war das 12:10 im zweiten Durchgang dann doch nur ein Schnuppern an den ersten Einzel-Sieg in der TTBL für den starken Doppel-Spieler.
Kilian Ort holt den entscheidenden Punkt
Würde die zweite, Kilian Ort gegen Bertrand, nicht greifen, wäre ein Entscheidungsdoppel ohne Ort womöglich ein schwieriges Unterfangen geworden. Doch Ort spielte zunächst ganz großes Kino gegen den Franzosen, führte 11:8 und 11:7, präsentierte sich eigentlich, man mochte gar nicht daran denken, in bester Play-off-Form. Auch in den Sätzen drei und vier, in denen Bertrand über sich hinaus wuchs, immer lockerer und selbstbewusster auftrumpfte, für manchen sensationellen Konter-Reflex das Ah und Oh der Zuschauenden aufsaugte und Ort in den fünften Satz zwang.
Der seinerseits dieses Augenhöhe-Duell annahm, sich mit "gut" selber pushte, manchmal seinem Schlag "guter Ball" nachrief und doch das rechte Maß zwischen Eigenmotivation und Konzentration nicht aus den Augen verlor. Bis 3:4 lag Ort dann doch wieder hinten, zog auf 7:4 vorbei. Und als er das heiß umkämpfte 8:4 geschafft hatte, war es vorbei mit der Augenhöhe, machte er mit 11:5 zu und riss glückselig die Arme Richtung Hallendecke.
Mit 11:6-Einzel- und 4:1-Doppelbilanz hat Kilian Ort einen maßgeblichen Beitrag zum 22:22-Punkte-Konto des Tabellensechsten geliefert. Bastian Steger (17:12) und Filip Zeljko (8:13), der diesmal die Bank drückte, hinterher aber ebenso abgefeiert wurde, sowie Yukiya Uda (2:7) komplettierten die 45:50 Spiele-Bilanz.
Tischtennis: Bundesliga Männer
TSV Bad Königshofen – Post SV Mühlhausen 3:1
Kilian Ort - Kim Taehyun 3:0 (11:4, 11:2, 12:10)
Bastian Steger – Irvin Bertrand 3:1 (11:6, 10:12, 11:6, 11:5)
Martin Allegro – Daniel Habesohn 1:3 (7:11, 12:10, 7:11, 6:11)
Ort – Bertrand 3:2 (11:8, 11:7, 9:11, 6:11, 11:5)