Tischtennis
Bundesliga TTBL 1. FC Saarbrücken TT – TSV Bad Königshofen (Sonntag, 15 Uhr, Joachim-Deckarm- Halle)
Nach Ochsenhausen (Dritter), Düsseldorf (Zweiter) und Mühlhausen (Fünfter) muss der Tabellensiebte TSV Bad Königshofen diesen Sonntag beim Tabellenführer 1. FC Saarbrücken antreten. Obwohl er eine von drei Mannschaften ist, gegen die die Bad Königshöfer noch nie gewinnen konnten, werden sie die Fahrt ins Saarland mit breiter Brust antreten. Woher diese kommt?
Wer das Trio beim letzten Heimspiel gegen Mühlhausen 3:0 gewinnen sah, wird es verstehen. Es hatte einen Sahne-Tag erwischt, bot den Zuschauern eine Top-Vorstellung. Im Vorfeld war klar, dass man nur eine Chance hat, wenn alle drei in Topform spielen. Das war der Fall. Diesmal gilt die gleiche Bedingung. Versehen mit dem Zusatz: Wenn Saarbrücken schwächelt. Dass die Gastgeber ihre Gäste unterschätzen, muss man sich abschminken. Diesen positiven Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, lieben Spitzensportler, sind ihn sogar gewöhnt.
Saarbrücken scheint reif für den Meistertitel
Noch nie konnte Saarbrücken einen nationalen Titel gewinnen, obwohl der FC seit Jahren oben mitspielt, in den Play-offs und im Pokal-Final-Four und im Europacup. Im Januar hatte man die Hand schon griffbereit am Henkel des DTTB-Pokals. Düsseldorf, Ochsenhausen, Bremen waren ausgeschieden. Dann wuchs Grünwettersbach über sich hinaus. Diesmal scheint man reif zu sein für den Meistertitel. Die Mannschaft um Patrick Franziska muss gewinnen, wenn sie Platz 1 bis in die Play-offs hinein verteidigen will.
Denn Düsseldorf ist punktgleich, Ochsenhausen lauert dahinter mit zwei weniger. Wer Erster ist, darf im Halbfinale für das erste Spiel den Spielort auswählen, hat im möglichen dritten Heimrecht. Gegner wäre wahrscheinlich Bremen oder Mühlhausen. Mit dem Chinesen Shang Kun (28) holte man für diese Saison einen weiteren Topspieler, der in der Weltrangliste nicht einmal auftaucht. Kuns Pech: Er gehört zur stärksten Tischtennis-Generation Chinas aller Zeiten und ist, wie Ma Long, Zhang Jike und Xu Xin zwischen 1988 und 1990 geboren.
Und weil auch Fan Zhendong (Jahrgang 1997) früh Erfolge feierte, blieb Shang Kun die große internationale Karriere verwehrt. Er kam bei Großereignissen überhaupt nicht zum Einsatz. In den letzten Jahren hat er aber jeden Topspieler dieser Welt geschlagen, blieb in der vergangenen Saison in der 1. Liga Polens unbesiegt. Zunächst war er ja „für mehr taktische Möglichkeiten“ verpflichtet worden. Inzwischen ist er neben Timo Boll mit 19:4-Bilanz der erfolgreichste Spieler der Tischtennis-Bundesliga TTBL.
Patrick Franziska, die Nummer 14 der Weltrangliste, ist bereits fest für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert. Er ist zweifacher Vizeweltmeister mit der Mannschaft und kommt vom selben Heimatverein TSV Höchst/Odenwald wie Timo Boll. Bei den deutschen Meisterschaften in Chemnitz am vergangenen Wochenende scheiterte er im Achtelfinale am Nachwuchsspieler Cedric Meissner. Kilian Ort hingegen schied im Viertelfinale nach sieben Sätzen 3:4 gegen Dang Qiu aus und holte Silber im Doppel an der Seite von Ricardo Walther. Seine Form ist weiterhin ansteigend. Gegen den 27-jährigen Modellathleten Franziska (1,90/88) hat allerdings noch kein Spieler im Bad Königshöfer Trikot gewinnen können. Unschlagbar ist er aber nicht, wie seine 9:4-Bilanz ausweist.
Wiedersehen mit Darko Jorgic
Mehr Aussichten auf einen Sieg wird womöglich der Gegner des Tschechen Tomas Polansky haben. Die Bilanz des U-21-Europameisters liegt bei 7:5. Cristian Pletea (19, Rumäne), eines der größten Nachwuchstalente Europas (2:4, Weltranglisten-82.), hat kürzlich in Budapest Kilian Ort besiegt, dürfte aber kaum zum Einsatz kommen. In Orts derzeitiger Verfassung wäre eine Revanche angesagt. Bleibt Darko Jorgic, den einst Andy Albert als völlig unbekanntes Talent aus der zweiten italienischen Liga nach Bad Königshofen holte. Bastian Steger sollte seine Erkältung (DM-Verzicht) auskuriert, Mizuki Oikawa seine Form in Düsseldorf konserviert haben. (rd)