In der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) passierten in jüngster Vergangenheit Dinge, die ihren guten Ruf der vergangenen Jahre etwas in Verruf bringen. Da kauft sich der TTC Neu-Ulm von einem Tag auf den anderen ohne sportliche Qualifikation in sie ein und zieht sich nach nicht einmal drei Spielzeiten wieder im Groll zurück. Da wird innerhalb einer laufenden Saison der Terminplan geändert, der vorletzte Spieltag vor- und der letzte Spieltag nachverlegt. Was für den TSV Bad Königshofen bedeutet, dass zwei Tage nach dem bedeutungsträchtigen Heimspiel an diesem Sonntag (13 Uhr) gegen den 1. FC Saarbrücken bereits das vorletzte Saisonspiel in Bergneustadt ausgetragen wird.
Fast sechs Wochen Pause bis zum letzten Spieltag am 30. April
Wonach eine Spielpause von knapp sechs Wochen bis zum Saisonfinale am 30. April klafft, in dem es für die Königshöfer gegen Mühlhausen um alles, ihre erste Play-off-Teilnahme, oder aber auch um nichts mehr gehen kann. In der Liga gab es zuletzt Ergebnisse, die es im November nicht gegeben hätte. Da verlor der Tabellenzweite Saarbrücken in Grünwettersbach mit 0:3. Was für die Saarländer keine negativen Folgen hat, weil es egal ist, ob sie in den Play-offs als Zweiter gegen den Dritten oder als Dritter gegen den Zweiten spielen.
Da der TSV Bad Königshofen selbst sogar zwei unerwartete, aber sportlich erklärbare Niederlagen gegen den Tabellenletzten Mainz 05 kassierte, müssen Kilian Ort, Bastian Steger, Filip Zeljko und Martin Allegro vermutlich alle drei verbleibenden Spiele gewinnen, wenn sie ihre Chancen auf den Play-off-Platz vier noch wahren wollen. Dass dies möglich ist, haben sie in der Hinrunde bewiesen, als sie gegen alle drei - in Saarbrücken, gegen Bergneustadt und in Mühlhausen - gewinnen konnten.
In den TTBL-Saisonplan hinein wirkte urplötzlich ein mit einem Grand-Slam-Turnier im Tennis vergleichbares Grand Smash im Tischtennis in Singapur. Dorthin waren fast alle möglichen Spieler des TSV Bad Königshofen und des 1. FC Saarbrücken gereist, haben unterschiedlich abgeschnitten und sind mehr oder weniger früh im Laufe dieser Woche wieder zurück geflogen.
Kilian Ort feiert beim internationalen Turnier in Singapur ein erfolgreiches Comeback
Speziell für Kilian Ort brachte die Teilnahme, nachgemeldet für den verletzten Timo Boll, nach langer Verletzungspause ein erfreuliches Comeback und gute Punkte für die Weltrangliste. Er nutzte, in der Hauptrunde unter den Top 64 gesetzt, die Gunst der Stunde, besiegte den Lokalmatador Chew Zhe Yu Clarence und stoppte damit die Niederlagenserie der anderen deutschen Nationalspieler Dmitrij Ovtcharov, Ruwen Filus und des Saarbrückers Patrick Franziska.
Dabei spielte Ort, für seine Verhältnisse völlig unvorbereitet, nach längerer Wettkampf- und Trainingspause nach nur einer Trainingseinheit. In der Runde der letzten 32 traf er, gewissermaßen als Generalprobe für Sonntag, auf seinen ehemaligen Mannschaftskollegen und aktuellen Saarbrücker Darko Jorgic - und schied aus. Voriges Jahr konnte ihn Ort ("er in einer schwächeren Phase, ich in einer stärkeren") besiegen. Franziska, Deutschlands Nummer drei hinter Boll und Ovtcharov, schlug er beim Hinrunden-Erfolg in Saarbrücken mit 3:1.
Mehrere offene Fragen vor dem Heimspiel des TSV Bad Königshofen gegen den 1. FC Saarbrücken
Bleiben also mehrere Fragen für das Heimspiel am Sonntag offen. Wie hat Kilian Orts Rücken Singapur überstanden? Mit welchem Trauma kommt Filip Zeljko aus dem Wechselbad der Gefühle nach den zwei Einzelsiegen gegen Neu-Ulm und dem Dilemma von Mainz mit der Niederlage nach drei vergebenen Matchbällen? Hält der spielerische Aufwärtstrend von Martin Allegro ("ich bin inzwischen ganz schmerzfrei") nach seiner Hüft-OP an und gelingt ihm neben mehreren Erfolgen im Doppel endlich sein erster Einzelsieg in der TTBL?
Wobei die einzige Konstante in der TSV-Rechnung Bastian Steger ist, der die Schlagbaren, manchmal auch schier Unschlagbaren schlägt und ganz selten enttäuscht. Eine Relation zu deren Weltranglistenplätzen gibt es für den Gewinner olympischer Medaillen, der am Sonntag Geburtstag hat und 42 Jahre alt wird, nicht. Durch seinen Verzicht auf internationale Turniere ist Steger in der Weltrangliste in die Region der Unbekannten abgerutscht.
Offene Fragen auf Saarbrückener Seite können erst am Sonntag beantwortet werden. Zum Beispiel, wem sie aus ihrem elitären Kader die Revanche für die Hinspiel-Niederlage zutrauen. Tickets für die Haupttribüne gibt es noch an der Tageskasse.