Es gehört nicht viel dazu und die Emotionen reißen einen mit. Enttäuschung, Ärger, Wut. Zum Beispiel über eine Niederlage, die sich unberechtigt und ungerecht anfühlt. Es wäre also durchaus nachvollziehbar gewesen, hätte Julian Grell (37) eingestimmt in den Chor derjenigen, die im Schiedsrichter den Hauptgrund sahen für die 0:2-Niederlage des TSV Aubstadt gegen die DJK Vilzing.
Dreimal hätte der Unparteiische anders urteilen können, hätte Aubstadt Elfmeter zusprechen können. Wer Julian Grell beobachtet während der Partien, der sieht einen hoch engagierten jungen Trainer. Einen, der nah dran ist am Geschehen, der lobt, der kritisiert. Lautstark ist und meinungsstark. Einer, der wie gegen Vilzing auch einmal eine Gelbe Karte kassiert, wenn sich seine Unzufriedenheit Bahn bricht.
Grell ist auch jemand, der die Natur des Fußballs ganz genau verstanden hat. Fußball ist ein Spiel. Bei allem Einsatz, bei aller Kontroverse während der 90 Minuten: Wenn abgepfiffen ist, ist es vorbei. Dann ist es an der Zeit, die Emotionen wieder in den Griff zu bekommen.
Es war stark, dass Grell bei seiner Analyse der Niederlage nicht auf den Schiedsrichter abgehoben hat. Stark, dass er stattdessen darauf verwiesen hat, dass auch Spielleitern Fehler passieren und dass das nun einmal menschlich ist.
Wer meint, das Verhalten sei aufgesetzt, täuscht sich. Es passt ins Bild eines Trainers, der manches anders regelt, als man es in der vierten Liga erwarten würde. Wenn er zum Beispiel nach der Winterpausen allen Akteuren Spielzeit gibt, um ihnen für ihr Engagement während der Vorbereitung Tribut zu zollen.
Ein Jahr nach Antritt des Trainerpostens ist klar: Julian Grell ist ein Glücksfall für den TSV Aubstadt.