
Die zentrale Endrunde der Schach-Bundesliga der Frauen in Berlin hatte im Frühjahr coronabedingt abgesagt werden müssen. Von Donnerstag, 30. April, bis Samstag, 2. Mai, sollte das Ende der Saison gemeinsam begangen werden. Vom 27. bis 29. November sollen nun in Deizisau die drei noch ausstehenden Runden absolviert werden – wenn sie nicht noch abgesagt werden.
Dürfen die ausländischen Spielerinnen einreisen?
Von der Ausbreitung der Corona-Pandemie hängt alles ab. Die Spielerinnen der zwölf Bundesligisten reisen aus vielen Ländern an und niemand weiß, wie bis dahin die Entwicklung weitergeht. Wenn die für den SC Bad Königshofen spielenden Russinnen und die eine Kroatin nicht einreisen dürfen, kann Teamchef Jürgen Müller keine schlagkräftige Mannschaft aufstellen und es geht schließlich um die deutsche Meisterschaft. Die Bad Königshöfer Frauenmannschaft steht nach der Runde 8, die Mitte Februar stattfand, auf Platz 1 der Tabelle mit einem Punkt Vorsprung vor dem SK Schwäbisch Hall und den Schachfreunden Deizisau und hat damit beste Aussichten, ihren Titel zu verteidigen.
Dann wurde die Saison unterbrochen und soll nun Ende November zu Ende gebracht werden. In den Runden 9, 10 und 11 würde Bad Königshofen gegen den SV 1920 Hofheim, den Gastgeber Deizisau und den Verfolger SK Schwäbisch Hall kämpfen. Wobei letzterer der gefährlichste Gegner sein dürfte, hier darf sich Bad Königshofen keine Fehler erlauben. Schwäbisch Hall liegt zwar einen Punkt zurück, hätte aber mit 39,5 Brettpunkten bei Gleichstand einen Vorteil gegenüber Bad Königshofen (35,5 Brettpunkte).
Allen fehlt die Spielpraxis
Viele Turniere wurden in den letzten Monaten abgesagt. Wie geht es eigentlich den Spielerinnen? Jana Schneider und Maria Schöne waren zu erreichen und beantworteten einige Fragen. Die Absage der zentralen Endrunde kam für sie nicht überraschend, nach dem Ausbruch von Corona war es klar, dass sie verschoben werden musste, weil viele Spielerinnen nicht einreisen durften. Allen fehlt die Spielpraxis. Es finden seit August vereinzelt Turniere wieder statt.
Jana Schneider hatte sich vorgenommen, nach Bestehen ihres Abiturs 2019 mehr Schach zu spielen, das hat nun nicht geklappt. Sie hält sich per Internet-Schach fit und arbeitet online mit Trainer Michael Prusikin. "Ich habe dieses Jahr erst zwei Turniere auf echten Brettern gespielt", fasst Jana Schneider zusammen.

Maria Schöne geht selten auf Turniere, weil sie als Psychologin beruflich sehr eingespannt ist, und freut sich immer auf die Mannschaftsrunden in der Frauenbundesliga. "Ich vermisse sowohl das Schachspielen an sich in Wettkampf-Atmosphäre als auch das ganze Drumherum, also das gemeinsame Reisen, die gemeinsamen Gespräche, einfach das gemütliche Beisammensein", sagt sie. Sie löst Taktikaufgaben oder spielt im Internet. Die vielen Absagen würden manche Mannschaftskolleginnen wesentlich härter treffen, da die als Profispielerinnen mit Schach ihren Lebensunterhalt verdienen, meint Schöne. "Ich spiele Schach nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil es mir Spaß macht", sagt sie.
Schneider finanziell kaum betroffen
Jana Schneider verdient selbst auch nicht viel mit dem Schachspielen und ist deshalb finanziell kaum betroffen. "Insgesamt haben Schachspieler aber erhebliche finanzielle Einbußen. Im Gegensatz zu Fußballern bezahlen viele Schachvereine Gehalt nur pro gespielte Ligapartie. Es haben aber lange Zeit weder Turniere, noch Ligaspiele stattgefunden. Es werden jedoch zunehmend mehr Turniere auf verschiedenen Internetplattformen mit Preisfond angeboten, um Spieler zu unterstützen, die tatsächlich auf Preisgelder angewiesen sind", erklärt sie.
Dass der Unterfränkische Schachverband eine freiwillige Corona-Liga anbietet, finden beide gut. "Alle Vereine, die spielen wollen, bekommen in jeder Runde einen neuen Gegner ausgelost, je nach ihren Ergebnissen. Ich bin gespannt, wie viele Vereine an der Corona-Liga teilnehmen werden. Im Gegensatz zu einer normalen Saison, gibt es hier keine Möglichkeit, in die nächsthöhere Liga aufzusteigen", meint Schneider.
Schach lässt sich auch online spielen
"Super", findet Maria Schöne, wie Vereine und Verbände das Beste aus der Situation machen, statt den Kopf in den Sand zu stecken. "Ich bin begeistert, was da für kreative Angebote entstehen. Das Gute am Schach ist, dass man das gut online spielen kann, das geht bei anderen Sportarten nicht", sagt Schöne. Die Corona-Liga würde zwar nicht die wirkliche Spielstärke einer Mannschaft widerspiegeln, weil viele nicht einreisen dürfen, aber sie sei besser als nichts.
Für Schneider hat Corona sogar eine neue Erfahrung gebracht: Sie durfte bei der Online-Olympiade in der Nationalmannschaft für Deutschland antreten. Die hätte ohne Corona gar nicht stattgefunden.