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Tischtennis: Bundesliga
Irre Achterbahnfahrt der Gefühle: Der TSV Bad Königshofen vergibt sieben Matchbälle und jubelt am Ende doch noch
Wie bereits im Pokal-Achtelfinale geht es zwischen dem TSV Bad Königshofen und dem TTC Bergneustadt wieder ins Schlussdoppel, das an Dramatik nicht zu überbieten ist.
Martin Allegro (links) und Filip Zeljko gingen durch die Hölle, bevor sie den TSV Bad Königshofen zum 3:2-Sieg gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt führen konnten.
Foto: Rudi Dümpert | Martin Allegro (links) und Filip Zeljko gingen durch die Hölle, bevor sie den TSV Bad Königshofen zum 3:2-Sieg gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt führen konnten.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:25 Uhr

Die 619 Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich am Samstagabend gegen die TV-Übertragung von "Wetten, dass" und für diesen an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Tischtennis-Krimi der seit Jahren auf Augenhöhe spielenden Bundesligisten TSV Bad Königshofen und TTC Schwalbe Bergneustadt entschieden hatten, haben ihre Entscheidung - wetten, dass - keine Sekunde bereut.

Dass es, trotz taktischer Umstellung beim TSV mit dem gleichen Ergebnis von 3:2 wie elf Wochen zuvor im Pokal endete, ist nur erwähnenswert, keinesfalls vergleichbar oder gar identisch. Damals ging die Königshöfer Rechnung auf, Bergneustadts deutschen Nationalspieler Benedikt Duda seine zwei Einzel gewinnen zu lassen und selber alles andere holen.

Bastian Steger bringt den TSV Bad Königshofen in Führung

Diesmal wurden bei der dreieinhalbstündigen Achterbahnfahrt der Gefühle jedoch alle Realitäten und Wahrscheinlichkeiten auf den Kopf gestellt. Dass der TSV-Einser Bastian Steger den Gäste-Zweier, den Belgier Adrien Rassenfosse, schlagen musste, wenn es mit dem vierten Saisonsieg im achten Spiel etwas werden sollte, war klar, aber an einem Abend wie diesem längst nicht in trockenen Tüchern.

Doch Steger drehte, nachdem er den zweiten Satz nach zwei vergebenen Satzbällen mit 15:17 abgeben musste, auf wie in seinen besten Tagen und markierte die 1:0-Führung für sein Team. "Super-Basti, Super-Basti," hallte es durch die Halle. Der Leitwolf hatte seine erste "Beute" erlegt. Als dann bei Martin Allegro im ersten Satz (11:6) gegen Benedikt Duda, die Nummer 43 der Welt, alles wie am Schnürchen geklappt hatte, war die TSV-Fans aus dem Häuschen. Doch Duda, Bergneustadts Leitwolf, machte anschließend kurzen Prozess mit Allegro und glich zum 1:1-Zwischenstand aus.

Nach der Pause sollte das Schlüsselspiel Filip Zeljko gegen Romain Ruiz folgen sollte. In dem der Kroate im Trikot der Grabfelder in keiner Phase an seine Normalform heranreichte, mit dem Aufschlag seines Gegners überhaupt nicht zurechtkam, einen Rückschlagfehler nach dem anderen produzierte, im ersten Durchgang bis zu seinen zwei Satzbällen (10:8) noch mithielt und dann unterging.

Ein gebrauchter Tag für den chancenlosen Filip Zeljko

Es war ein gebrauchter Tag für Zeljko und der TSV Bad Königshofen lag auf einmal mit 1:2 zurück. Dabei war Zeljkos Punkt doch eine tragende Säule am geplanten Heimsieg, weil dann ja noch der in dieser Halle bisher immer siegreiche Duda dran kam und, so die Saal-Wetten, den Sack für die Gäste zumachen würde.

Wonach es auch im ersten Satz aussah, den er Bastian Steger mit 11:3 um die Ohren fetzte. "So etwas motiviert den Basti", erklärte dessen Vater Hans. "Er brauchte den Satz, um ihn zu lesen und sein Spiel umzustellen, die Bälle kürzer und langsamer zu machen." Von wegen langsam, wird der Laie denken. Und doch: Mit 11:7, 11:9, 11:9 drehte er den Spieß um und glich die Partie zum 2:2 aus, worauf viele zwar gewettet hätten, aber mit anderen Punkte-Lieferanten.

Routinier Bastian Steger legte mit seinen beiden Einzelsiegen den Grundstein für den Heimsieg des TSV Bad Königshofen.
Foto: Rudi Dümpert | Routinier Bastian Steger legte mit seinen beiden Einzelsiegen den Grundstein für den Heimsieg des TSV Bad Königshofen.

Und wieder orientierten sich die Wetten auf das entscheidende Schlussdoppel, das der TSV Bad Königshofen im Pokal-Achtelfinale in der Besetzung Allegro/Steger gegen Rassenfosse/Ruiz souverän mit 3:0 gewonnen hatte. Diesmal ging Allergro zusammen mit Zeljko für den TSV an die Platte. Sollte es etwa kurz vor dem Dreschen in die von Steger vorbereitete Ernte hageln?

Auf jeden Fall wurde es schon einmal wesentlich schwieriger als von den Wettern erwartet. Schon im ersten Satz, als das sehr gut eingespielte TSV-Doppel einen 3:6-Rückstand in eine 8:6-Führung umwandelte und schließlich mit 11:9. Wobei der in Einzeln erfolglosere Allegro am ehesten seine Normalform erreichte, während Zeljko seine Unsicherheit auch hier nicht ablegen konnte.

Im Schlussdoppel verspielt der TSV Bad Königshofen eine 10:4-Führung im vierten Satz

Was dann aber folgte, war Krimi, Drama, Tragödie und erst, als der spielentscheidende letzte Matchball verwandelt war, ein Lustspiel in fünf Akten. Die Königshöfer hatten bei 2:1-Satzführung im vierten Durchgang beim Stand von 10:4 die komfortable Situation von sechs Matchbällen zum Sieg: in ihrem Doppel und dem ganzen Spiel. Sie vergaben sie aber tatsächlich alle. Bergneustadt hatte mit 11:13 auf Reset gedrückt.

Es begann wieder alles bei Null – und plötzlich 0:3, 1:4 und 2:5, Seitenwechsel. Nach dem 6:6 gingen Allegro/Zeljko erstmals wieder in Führung, zogen auf 10:6 davon und verwandelten den zweiten von vier weiteren Matchbällen zum 11:7. Was dann in der Halle, in der Box und auf der Tribüne abging, war Bescherung eine Woche vor Advent. In dem der TSV zu zwei Auswärtsspielen nach Grünwettersbach (15.12.) und Mühlhausen (21.12.) muss und am 5. Januar zum Rückrundenbeginn zuhause Werder Bremen empfängt.

Tischtennis: Bundesliga, Männer
TSV Bad Königshofen - TTC Schwalbe Bergneustadt 3:2

Bastian Steger - Adrien Rassenfosse 3:1
(11:9, 15:17, 11:4, 11:7)

Martin Allegro - Benedikt Duda 1:3
11:6, 6:11, 3:11, 4:11)

Filip Zeljko – Romain Ruiz 0:3
(10:12, 5:11, 8:11)

Steger – Duda 3:1
(3:11, 11:7, 11:9, 11:9)

Zeljko/Allegro – Rassenfosse/Ruiz 3:2
(11:9, 6:11, 11:4, 11:13, 11:7)

Zuschauende: 619.

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